BTS - Personal Bodyguard

Kapitel 25 - Unfall

           

Taehyung Pov.

Das Müsli war lecker. Ich konnte nicht anders als eine weitere Portion zu nehmen und ließ mich mit der gefüllten Schüssel im Wohnzimmer nieder, da sich der Hilfsagent mit einem Buch in der Küche ausgebreitet hatte, und ich sein Starren nicht abkonnte. Namjoon war ebenfalls wieder in seinem Zimmer verschwunden, wahrscheinlich wollte er in Ruhe weiter lesen und so konnte ich ungestört den Cartoon ansehen, der gerade lief.  Dachte ich für wenige Augenblicke. Lautes Sirenengeheul zischte am Fenster vorbei und hallte in den Straßen wieder. Wütend starrte ich das offene Fenster an, in der Hoffnung, dass es so von selbst zu gehen würde, doch auch weiterhin drang das schrille Geräusch in den Raum. Und statt dass es verebbte, näherten sich weitere Sirenen und machten es unmöglich dem Gespräch im TV zu folgen.

Ich sprang entnervt auf und lief zum Fenster, um es zu schließen. Doch ich verharrte. Die Straße weiter runter hatte sich eine große Menschentraube gebildet und ein Krankenwagen, sowie Feuerwehr und Polizei schienen sich an der Kreuzung bei der nächsten Ecke versammelt zu haben. Neugierig wie ich war, hüpfte ich die Treppen hinauf zur Dachterrasse, die wir so gut wie nie benutzten, in der Hoffnung von dort einen besseren Blick auf das Geschehen erhaschen zu können. Mein Plan ging auf, doch dann setzte mein Herz für einen Augenblick aus. War das der schwarze Van von Viktoria, der inmitten der Kreuzung stand? Ich war viel zu weit weg, um das Kennzeichen zu erkennen, aber eine merkwürdige Ahnung beschlich mich.

„Leute!", rief ich aufgebracht, während ich die Treppen wieder hinunter stürzte. „Leute, wacht sofort auf!" Eilig klopfte ich an jede Zimmertür, die wütenden Rufe ignorierend. Namjoon, der ja eh schon wach war, streckte verwundert den Kopf aus der Tür und sah mich fragend an. Auch Jin tauchte aus seinem Zimmer auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und gähnte ausgiebig.  „Was veranstaltest du denn schon jetzt für einen Lärm? Willst du wieder Verstecken mit uns spielen oder was soll das?"  Hastig schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube Viktoria hatte einen Unfall.", schoss es aus mir raus. „Sie wollte irgendwohin, ich habe gerade noch mit ihr geredet, dann waren da Sirenen und ich glaube das ist ihr Wagen." Ich konnte mich selbst nicht davon abhalten, wie wild drauf los zu plappern. Jins Gesicht war aschfahl geworden.

„Könnt ihr euch vielleicht nicht direkt vor unserem Zimmer unterhalten? Jimin und ich wollen noch weiter schlafen." Hosoek hatte nach meinen Worten die Zimmertür geöffnet und sah uns drei nacheinander vorwurfsvoll an, doch keiner von uns erwiderte seinen Blick. Er bemerkte, dass die Lage ernst war und sein wütender Ausdruck wurde zu einem fragenden.

„Bist du dir ganz sicher, Taehyung?", fragte Jin nur, den Jüngeren ignorierend. Ich deutete die Treppe hinauf. „Seht es euch selbst an. An der großen Kreuzung. Ich sage dem Hilfsagenten Bescheid." Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte wieder ich in die Küche, wo Hilfsagent Steven saß. Ich erklärte ihm die Situation und es dauerte nicht lange, da war ich bereits mit ihm auf den Weg zum anderen Ende der Straße. Ab diesem Moment ging alles ganz schnell.

Immer noch hatten sich überall Gaffer versammelt, die das Geschehen auf der abgesperrten Kreuzung beobachteten. Hilfsagent Steven wählte neben mir eine Nummer auf seinem Telefon. Wahrscheinlich Viktorias Chefin. Dann sah ich den schwarzen Van und erkannte das Kennzeichen wieder. Allerlei Gefühle überkamen mich auf einem Schlag und nur nebenbei bemerkte ich die Rettungskräfte, die am Auto zu schaffen waren. Hilflos musste ich mit ansehen, wie sie versuchten Viktorias Körper aus dem Metallwrack zu bergen. Es war an der Seite komplett eingebeult und wenige Meter entfernt stand ein weiteres Auto, mit zerquetschter Motorhaube, das für den Unfall verantwortlich sein musste. Und sein Fahrer. 

Nun war es pure Wut, die mich übermannte. Mit einem Satz sprang ich über die Absperrung und lief zu dem Typen mit Halbglatze. Ich war rasend. „Was soll das?", rief ich ihm zu, während ich mich im näherte. Die Polizeibeamten, die um ihn herum standen und ihn befragten sahen mit grimmigen Mienen auf, doch ich ließ mich davon nicht beirren. „Wieso haben sie das gemacht?", fuhr ich den Typen an, der einen Schritt zurückgegangen war. Kaum hatte ich ihn erreicht, versperrten mir die Polizisten den Weg und packten mich jeweils an einem Arm, doch ich versuchte mich mit aller Kraft von ihnen loszureißen. Vergebens. „Beruhigen sie sich!", ermahnte mich einer von ihnen und ich hörte tatsächlich auf, mich zu wehren. Die Wut machte der Hilflosigkeit Platz. „Kennen sie das Opfer?", fragte der andere, dessen Griff nun lockerer wurde. Ich nickte verzweifelt. „Was ist hier passiert? Wieso ist der Wagen kaputt? Lebt sie noch?" Die beiden wechselten einen Blick. „Die Frau ist laut Zeugenaussagen bei Rot über die Ampel gefahren und kam erst mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Der Herr hier" Er deutete auf den Mann, den ich zuvor lauthals angeschrien hatte. „sah sie  nicht rechtzeitig. Aber keine Sorge. So wie es aussieht, hat sie unglaubliches Glück gehabt. Mehr können wir aber noch nicht sagen, da sie nach wie vor im Fahrzeug eingeklemmt ist."

Ein Stein fiel mir vom Herzen. Aber die Anspannung blieb. Einer der Hilfskräfte näherte sich den Polizisten. „Wir haben sie befreit, wir werden sie umgehend ins Krankenhaus bringen." Ohne zu zögern ergriff ich das Wort. „Ich werde mitkommen, ich kenne die Frau." Die Polizisten stimmten zu und auf wackeligen Beinen folgte ich dem Sanitäter. Ich sah, wie Hilfsagent Steven mit anderen Polizisten redete, kurz sah er mich an und nickte mir zu. Benommen erwiderte ich seine Geste.

Mein Blick fiel auf Viktoria, die bereits aus dem Blechhaufen gezogen und auf eine Trage geschnallt wurde. Sie schien nicht bei Bewusstsein. Blut floss aus einer Wunde an ihrem Kopf, aber ansonsten machten sich keine weiteren, hässlichen Wunden bemerkbar. „Steigen sie in den Krankenwagen.", forderte mich der Sanitäter auf. „Wir werden direkt losfahren."