Kapitel 34 - Jungs

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Der Fahrer stieg zuerst aus. Er öffnete die hintere Tür und zwei Personen stiegen aus: Hosoek und Viola. Und sie steuerten beide direkt auf Junas Haus zu.

Erschöpft und fertig mit den Nerven kamen wir zurück im Dorm an. Die gesamte Autofahrt war von angespannter Stille erfüllt, den Jimin musste erst verarbeiten, als ich ihn berichtete, dass sie in die Wohnung von Juna gingen.

Im Dorm war -außer Hoseok natürlich- jeder da. Jungkook und Tae zockten. Jin kochte, Namjoon las und Yoongi hatte im Wohnzimmer platzgenommen und sich in seine Angelegenheiten vertieft.

Jimin verabschiedete sich viel zu schnell und ging zu seinem Zimmer, was mir ganz recht war. Ihm ging es nach dieser Beobachtung deutlich schlechter als mir und auch ich war fertig mit den Nerven. Außerdem brauchte ich Ablenkung.

Und trotzdem... Ich musste mit Hosoek reden.... Was hatte er mit Juna und Timothy zu tun? Wollte er die Angelegenheit selber regeln und sie mit den Drohungen konfrontieren? Waren sie vielleicht Freunde? ... oder war er ihr Komplize...?

Sofort schüttelte ich den letzten Gedanken ab und lehnte mich gegen die kalte Wand des Flurs, um einen klaren Kopf zu bekommen. Hoseok war immer so nett und fröhlich. Er könnte nie an den Drohungen beteiligt sein. Wieso auch. ...oder lag ich was das anging falsch?

Ich vernahm Schritte. „Na kuschelst du mit der Wand?" Namjoon stand vor mir und sah mich schmunzelnd an. „Klar, mach ich jeden Tag.", entgegnete ich sarkastisch, woraufhin er lachte. „Bist heute nicht gut drauf, was?" Müde schüttelte ich den Kopf. „Das hat jeder mal, lass dich bloß nicht entmutigen." Spielerisch buffte er mit seiner Faust gegen meine Schulter.

Ich musste versuchen, das Thema zu wechseln. Hauptsache, ich dachte über die Sache mit Hosoek nicht allzu sehr nach, sodass die Jungs misstrauisch wurden und ich mich zu sehr reinsteigerte. Da fiel mir ein, wie ich von meiner Laune ablenken konnte. Etwas, das ich den Leader schon lange fragen wollte und meine Gedanken verdrängen würde.

„Namjoon, stehst du auf Jungs?" Sein Mund klappte auf, seine Augen wurden groß und ein erschrockener Ausdruck Schlich sich in seinen Blick. In der nächsten Sekunde hob er die Hand und drückte sie auf meinen Mund, was ich augenverdrehend über mich ergehen ließ. Viel Panik um nichts. Und dennoch tat es seine Wirkung: Fast hatte ich Hosoek vergessen.

„Pscht!!", machte der Leafer nachdringlich, zehrte mich die Treppe hinauf in den ersten Stock und direkt in sein Zimmer.

Mir fiel auf dass ich es noch nie vorher gesehen hatte. Und meinetwegen hätte dies so bleiben können. Tausende kleine Bären sahen mir entgegen in den unterschiedlichsten Ausführungen. Kuscheltiere, Figuren, Deko Artikel. Er war ja schlimmer als Jin. Selbst auf seinem Pyjama, der unter seiner Decke hervorlugte, war der Kopf dieses Comic Bären zu sehen. Und da machte man nicht wegen meinem Hasen-Schlafi fertig? Unfair.

„Wie kommst du darauf, dass ich auf Jungs stehe?", fragte er mit einer zu hohen Stimme. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah mich in seinen Raum um und deutete auf meine Umgebung. Er verstand.
„Das ist Ryan! Der kleine Bär hat damit nix zu tun!" Ich lachte aufgrund seiner Reaktion. „Das war auch nur ein Witz, ich war doch vorher nie in deinem Zimmer. Außerdem." gemütlich ließ ich mich auf seinem Bett nieder, auch wenn mich die ganzen starrenden Gesichter nervös machten. „Hast du es immer noch nicht bestritten."

Seufzend nahm Namjoon neben mir Platz. „Was hat mich verraten?", wollte er wissen, doch ich zuckte bloß mit den Schultern. „Stehst du auf Jin?" Der Rotschimmer in seinen Gesicht war Antwort genug. Jin stand auf Namjoon, Namjoon stand auf Jin. Das war ja wie in den Namjin Fanfictions, die ich mal auf der zwielichtigen App Wattpad gelesen hatte. Irgendwie niedlich.

„Wirst du es ihm erzählen?", fragte er und vom starken, coolen und cleveren God of Destruction war plötzlich nichts mehr da. Hingegen wirkte er zurückhaltend, total schüchtern. „Das kannst du ruhig selber machen, Kim Namjoon.", entgegnete ich, musste aber belustigt auflachen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dich seine Antwort überraschen wird."

Fragen sah er mich an, doch ich grinste nur vor mich hin und stand schließlich auf. „Wir sehen uns~", trällert ich, doch Namjoon kam mir hinterher, während ich sein Zimmer verließ. „Erzähl mir, was du weißt!" Sofort schüttelte ich den Kopf. „Reden ist Silber, schweigen ist Gold."

Der Leader stöhnte genervt auf. „Du bist echt anstrengend, Viktoria." Ich grinste ihn schelmisch an. „Ja, ich weiß." Bevor er irgendwas antworten konnte, lief ich schnell die Treppen hinunter und direkt ins Wohnzimmer, ohne das er mir folgte. Und erstarrte.

Ich sah Yoongis Hinterkopf. Er saß auf der Couch und war in irgendwelche Sachen vertieft, die vor ihm lagen. Namjoon und Jin und selbst Hosoek waren aus meinem Gedächtnis gefegt. Alles war aus meinem Gedächtnis gefegt. Stattdessen setzte ein Bauchkribbeln ein, dass mich unweigerlich schlucken ließ. Ich konnte nicht mal mehr klar denken.

Yoongi und ich waren seitdem er bei mir geschlafen hatte nicht mehr allein gewesen oder besser gesagt: Ich war ihm vor Peinlichkeit aus dem Weg gegangen.

Ich musste mir selbst beweisen, dass es vollkommen normal war mit ihm zu reden. Aber wieso sollte es auch anders sein.

"H-Hallo, Min Yoongi.", brachte ich zaghaft hervor und hätte mich für mein Gestottere am liebsten selbst geschlagen. Normal, Viktoria. Kein Grund für Schüchternheit.

Er drehte seinen Kopf und sah mich mit einem fragenden Ausdruck an. Das Bild von ihm halbnackt in meinem Bett kam mir vor Augen. Verflixt. Was dachte ich bloß? Sofort wurde ich durch meine eigenen Gedanken Rot und musste jetzt genauso aussehen wie Namjoon vor wenigen Momenten.

„Hast du was ausgefressen?" Ich schüttelte wild den Kopf. „I-ich wollte nur..äh...", ich wusste es nicht. Ich wollte mit ihm reden, nur beweisen, dass alles normal zwischen und war. Wieso war es auf einmal so komisch? Wieso in diesem Moment? Das war doch vorher nicht so?

„Du wolltest nur...?", fragte Yoongi nach und zog eine Augenbraue hoch. Ich fummelte am Ärmel meiner Bluse herum, unsicher, was ich sagen sollte.
Doch bevor ich mir was überlegen konnte, stand Yoongi auf und kam auf mich zu. Instinktiv wollte ich ein paar Schritte zurück weichen, doch meine Glieder waren wie eingefroren. Die Temperatur in meinem Gesicht stieg stattdessen vehement.

„Hast du Fieber?", wollte er verwundert wissen und legte mir seine Hand auf die Stirn. Ich konnte nicht antworten, ich konnte mich nicht bewegen, ich konnte gar nichts. Sonst hatte er mich immer angezickt und jetzt, wo er mal nett war, wühlte er mich auf.

„Viktoria...?", hauchte er und seine dunklen, durchringenden Augen bohrten sich in mich. Wie konnte man so schöne Augen haben?

Er ließ von meiner Stirn ab und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Vik-To-Riaaaa!", wiederholte er sich. Endlich löste ich mich aus meiner Starre und endlich gelang es mir, die Erinnerung weit weg zu schieben.

„Das ist mein Name.", entgegnete ich stumpf und setze wieder meine Maske auf. „Was tust du, Min Yoongi?" Genervt ließ er von mir ab und setzte sich zurück auf die Couch. Sofort vermisste ich seine Nähe. „Ich sehe mir was interessantes an.", erklärte er mit seinem üblichen abweisenden Ton. Doch diesmal spürte ich einen Stich in meiner Brust.

„Was denn?", hakte ich nach und ein Lachen seinerseits kam als Antwort. „Das wird die Gefallen.", grinste er. Neugierig trat ich näher zu ihm und erstarrte als ich sah, was er in seinen Händen hielt.

„Die Bilder vom Fotoshooting beim Ball sind heute angekommen."

BTS - Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt