Kapitel 15 - Alleine

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Viktoria P.o.V.

Das erste was ich spüren konnte, war die Kälte. Das nächste war der Schmerz. Er zog sich über meine steifen Glieder bis in meinen Kopf, wo er in ein unangenehmes Pochen mündete. Und dann war da noch dieser ekelhafte, modrige Geruch. Sofort riss ich panisch meine Augen auf. Wo war ich? Was war passiert?

Die Erinnerungen waren in einen düsteren Schleier gehüllt und ich brauchte einen Moment, um den Schmerz zu verdrängen, um nach und nach meine Gedanken ordnen zu können. Der Ball... Ich hatte auf die Jungs gewartet... und dann kam jemand und hat mich angegriffen. Und dann war da Nichts mehr.

Mit einem Ächzen setzte ich mich aus der liegenden Position auf und wäre vor Schwäche beinahe wieder zusammen gebrochen. Ich sah mich um. Dunkelheit umgab mich. Tiefe, eisige Dunkelheit. Erst nach einigen Sekunden gelang es meinen Augen, sich an die Finsternis zu gewöhnen.

Um mich herum erstreckte sich eine leere Halle, die schier endlos wirkte. Schwere Eisenketten hangen vereinzelt von der hohen Decke und ließen die Szenerie wie ein Setting aus einem Horrorfilm wirken. Aber ich war erleichtert, denn ich war eindeutig alleine. War das hier eine leere Fabrik? So schien es zumindest.

Ich hatte Mühe mich aufzurichten und bemerkte erst, als ich einigermaßen aufrecht stand, dass ich immer noch das Kleid vom Ball trug; doch nun war es dreckig, voller Flecken und roch - genauso wie ich – ekelhaft. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck begann ich mich weiter umzusehen. Es gab hier nichts, absolut nichts, was den Grund meines Aufenthalts verraten würde.

Ich zog die Highheels auf, bevor ich mich stöhnend durch das Gebäude schleppte auf der Suche nach einem Ausgang. Wie spät war es überhaupt und wie lange war ich weg gewesen? Ich warf einen Blick durch die Fenster, die sich hoch unter der Decke befanden. Gräuliche Schatten bahnten sich ihren Weg ins Innere. Es musste also Nacht sein. Vielleicht wurde mein Verschwinden also noch gar nicht bemerkt? Wie konnte ich überhaupt so dumm sein, mich angreifen zu lassen? Mir fiel auf, dass es das erste Mal war, dass der Täter physisch zum Einsatz gekommen war. Sonst waren es leere Drohungen, aber nun, schien er es wirklich ernst mit seinen Forderungen zu meinen. Zum Glück hat es mich getroffen und nicht einen der Jungs. Wenigstens in der Hinsicht hatte ich nicht versagt. Aber was, wenn mit ihnen das gleiche gemacht wurde?

Panik überkam mich und ich beschleunigte meinen Schritt, der als schallendes Echo durch die Leere erklang. Erst nach einer Weile entdeckte ich eine Tür, vor der ein aufgebrochenes Vorhängeschloss befestigt war. Sie war schwer. Aber sie ließ sich öffnen.

Ich befand mich in einem engen Flur, der in der gleichen, schweren Finsternis gehüllt war, wie die Halle. Instinktiv folgte ich ihm und fand bereits wenig später den Ausgang, stieß die weitere, schwere Metalltür auf und sog gierig die frische Luft ein.

Vor Erschöpfung ließ ich mich auf den sandigen Boden fallen, der nur ab und an von einem Grasbüschel gesäumt war. Ich musste seit Stunden nichts gegessen haben. Aber zumindest war ich in Freiheit. Langsam glitt mein Blick wieder nach oben. Ich erstarrte.

Vereinzelt befanden sich Reste von einer Mauer auf dem Fabrikgelände, die sie einst abgegrenzt haben mussten. Doch es würde kein Problem sein, über die halb zerbröckelten Steine hinüber zu klettern. Das Problem war viel eher die Nachricht, die auf eine der Mauerreste geschmiert worden war. Vorsichtig stand ich wieder auf und näherte mich den verlaufenen Buchstaben. Ein metallener Geruch ging von der Farbe aus und erst dann realisierte ich, dass es Blut sein musste. Im Mondlicht hatte es ausgesehen, wie dunkle schmierige Farbe, aber der Geruch war unverkennbar.

„Glaubst du wirklich, du kannst sie beschützen?"

Wieder und wieder las ich die Nachricht durch. Ging es den Jungs gut? Ich würde mich hassen, wenn ich versagt hätte. Ich durfte keine Zeit verlieren. Vielleicht war der Täter auch nur physisch zum Einsatz gekommen, weil ich ganz nah an ihm dran war? Das müsste aber bedeuten, dass Juna die Person war, die die ganzen Nachrichten gesendet hatte. Aber wieso? War sie nicht so vernarrt in J-Hope und V? Oder das war wirklich nur Fassade. Vielleicht war es aber dennoch Timothy? Er schien aber nicht sonderlich vorsichtig mir gegenüber gewesen zu sein. Oder war es doch diese Lim Sook, die verrückte Ex von Jin? Mein Kopf dröhnte von der ganzen Grübelei. Ich musste unbedingt wieder zu den Jungs.

Ich irrte über das Gelände, das bereits halb von der Natur wieder zurück erobert wurde, bis ich irgendwann hinter einem zerschnittenen Maschendraht Zaun zu einer Straße gelangte. Viel mehr war es ein sandiger Weg, über den schon einige Autos gefahren sein mussten, doch wie ich bereits erwartete, entdeckte ich keine frischen Reifenspuren, die möglichweise vom Täter stammen könnten. Er hatte gute Arbeit geleistet.

Mehrere Minuten folgte ich dem Pfad, während bereits die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume des umliegenden Waldes drangen und den Morgen ankündigten. Elender Durst quälte mich und ich fühlte mich so erschöpft wie noch nie.

Irgendwann mündete der Pfad in einer angrenzenden, gepflasterten Straße, die weiter durch den Wald führte. Sie war deutlich breiter, doch war kein Auto in Sicht. Wohl oder übel müsste ich dem Straßenverlauf folgen, bis ein Wagen vorbei fuhr, der mich mitnehmen könnte.


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Vielen Dank fürs Lesen meiner Geschichte und für eure Votes oder Kommentare, das freut mich total ^^


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