Kapitel 49 - Gefasst

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Die Polizei nahm den Manager unter ihre Obhut und stellte uns in dieser Nacht noch viele weitere Fragen, auf die selbst wir nicht alle Antworten wussten.

Ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, denn immerzu kreisten meine Gedanken um Yoongi, der sofort mit einem Krankenwagen fortgebracht wurde.
Auch Selina hatten sie mitgenommen. Die Rauschmittel in ihrem Blut mussten erst einmal abklingen und sie hätte wohl noch viele offene Fragen zu klären.

Namjoon und Taehyung fand die Polizei wenig später eingesperrt in einem Büro des Südflügels. Sie waren bei bester Gesundheit, doch das Funkgerät konnten sie nicht ausfindig machen.

Wir würden in den frühen Morgenstunden auf das Polizeirevier Seouls gebracht, wo uns Hilfsagent Steven bereits erwartete. Jede Aussage wurde einzeln aufgenommen und die Beamten bestellten sogar Juna, Timothy und Viola zu sich, im Versuch einen klareren Überblick über das Geschehen zu bekommen, was sich als wirklich schwer herausstellte, denn
keinen von uns war momentan nach Mithilfe zu Mute. Denn die Angst um Yoongi hielt uns im eisernen Griff.

Es dauerte mehrere Stunden, bis sie uns endlich entließen. Mit der Forderung, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt erneut Aussagen machen sollten. 
Hilfsagent Steven war es, der uns zum Krankenhaus fuhr.

Mit Tränen in den Augen betrat ich neben den Jungs das große Gebäude und musste schlucken, bei der Vorstellung, was wir bald erfahren würden.

Die eindringlichen Blicke, die verwirrten Gesichter und die scharfen Fragen der Polizisten hatte ich sofort vergessen sobald wir in der moderne und doch sterilen Eingangshalle waren. Stattdessen übermannte mich mit neuer Stärke die Angst, regelrechte Panik. Und dich versuchte ich mich zusammen zu reißen, nicht zu zeigen, wie schwach ich in dem Moment wirklich war. Denn ich wusste genau, dass es keinen der Jungs besser ging als mir.

Und auch wenn wir seit Stunden wach waren, war in dieser Situation an Schlaf nicht zu denken.

„Ich rede mit den Krankenschwestern.", sagte der Leader nüchtern und ging ohne Zögern zur Rezeption, an der sich mehrere Krankenschwestern befanden. Wir warteten in angespannter Stille bis Namjoon wieder kam, ein undeutbarer Ausdruck im Gesicht.

„Sie schicken einen Arzt zu uns.", erklärte er. „Die Frau meinte, sie dürfe uns keine Auskunft geben." Der Satz klang seltsam belegt. Von der sonstigen Sicherheit war keine Spur.

Die Jungs nickten. „Ich hoffe sie konnten ihn retten.", murmelte Taehyung heiser, fuhr sich aufgewühlt durchs Haar und betrachtete angestrengt den Boden als lägen dort die Antworten auf seine unausgesprochene Fragen. „Er kann doch nicht einfach sterben."

Das er dieses Wort sagte, was wir alle nicht aussprechen konnten, hielt uns die schreckliche Situation in furchterregender Weise vor Augen. Keiner von uns, wollte sich ausmalen, was nun mit Yoongi sein könnte.

Es war der Jüngste, der zuerst das Wort ergriff. Sachte drückte er Taes Schulter und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. „Du kennst ihn, Hyung.", sagte er leise, zaghaft. „Yoongi gibt nicht so einfach auf."
Der Zweifel in seiner Stimme war kaum zu vernehmen. Er versteckte sich zwischen den Zeilen, war nur ein zarter Hauch zwischen den hoffnungsvollen Worten.

„Lasst uns einfach vom Besten ausgehen.", stimmte auch Hoseok zu. Er hatte beide Hände in den Hosentaschen vergraben und schien jeglichen Blicken auszuweichen. Schon während der Befragung, hatte er sich merklich zurückgehalten, hielt den Kopf gesenkt und wirkte so gar nicht, wie der sonst so positive junge Mann, der er war.

Dann kam der Arzt. Oder besser: die Ärztin. Mit weißem Kittel und ihrem strengen Dutt passte sie perfekt ins Bild. Ihr ernster Gesihtsausdruck versprach nichts Gutes, doch sobald sie uns entdeckte hellte sich ihre Miene auf. Doch wir sollten uns nicht zu früh freuen.

„Kim Namjoon?", erkundigte sie sich und der Leader nickte. Die Dame blätterte ihre Unterlagen auf einem Klemmbrett durch und sah uns kurz darauf wieder an. „Unser Patient Min Yoongi hatte in der Früh eine Operation. Er liegt nun im Zimmer 306. Folgen sie mir bitte."

Wir folgten ihr. Und obwohl ihre Worte so vielversprechend klangen, wagte ich es nicht, mir allzu große Hoffnungen zu machen. Während wir in den Aufzug stiegen, der Frau die Gänge zu unserem Ziel entlang folgten, war ich immer noch angespannt. Es hatte sich zwar angehört, als wäre Yoongi nicht gestorben, doch wussten wir nicht in welcher Verfassung er sein könnte.

Und erst als wir in da liegen sahen, in einem schlichten Zimmer, mit geschlossenen Augen im Krankenbett, liess dieses bedrückende Gefühl allmählich nach.

„Er hat überleb.", erklärte die Ärztin, während sie ihren Patienten lächelnd ansah. Auch wir starrten ihn an, erstaunt, ungläubig. „Er hatte wahnsinniges Glück gehabt. Die Kugel hat zwar sein Herz getroffen, jedoch bloß die Rechte Herzkammer. Die Überlebenschancen bei solch einem Herzsteckschuss liegen bei 90% und auch bei der Entfernung der Kugel, sind keine weiteren Komplikationen aufgetreten."

Ich atmete hörbar aus. Man konnte förmlich spüren, wie sich eine tiefe Erleichterung über uns ausbreitete. Er hatte es überlebt. Yoongi hatte es wirklich überlebt.

„Hätte der Schuss die andere Hälfte seines Herzens getroffen, wäre er sofort tödlich gewesen. Auch wurde weder Lunge noch Hauptschlagader beschädigt.", fuhr die Frau fort. „Dennoch lassen wir ihn zur weiteren Beobachtung hier. Falls es zu einer Infektion kommen sollte, oder nicht."

„Das ist unglaublich.", murmelte Jin und fasste nach der Hand des Leaders. Dicke Tränen kullerten seine bereits geröteten Wangen entlang und ein kleines Schluchzen entwich seinen Lippen. Auch Hoseok war den Tränen nahe. Er löste sich aus seiner Starre und fiel dem bewusstlosen Yoongi in die Arme, doch Jungkook stoppte ihn schnell.

„Pass auf die ganzen Kabel auf.", ermahnte ihn der Jüngere heiser, ohne seinen Blick von Yoongi nehmen zu können. Hoseok gehorchte, fiel stattdessen ihm in die Arme und quetschte ihn so sehr, dass Jungkook sich keuchend von ihm lösen musste.

Taehyung beobachtete die ganze Szenerie grinsend. „Ich wusste es.", sagte er und lachte leicht auf. „Unser Yoongi gibt nicht so einfach auf."

Auch ich war glücklich. So glücklich, dass ich es selbst kaum fassen konnte. Ihn dort liegen zu sehen, zu wissen, dass er es geschafft hatte und heile davon gekommen ist... Ich lächelte. Es war nun alles vorbei. Endlich, war alles vorbei. 

BTS - Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt