78:Kate

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Die Südamerika Tour ist im vollen Gange. Wir sitzen derzeit alle im Bus, die meisten sind schon am schlafen. Ich kann noch nicht schlafen, während die Crew fliegt, fahren wir nach Santa Cruz von La Paz aus. Somit sind wir Sechszehn im Bus und kommen morgen Vormittag an. 

Während es in London noch mitten am Tag ist, ist es bei uns stock finster und mitten in der Nacht. Ich muss immer wieder an Mexico denken. Bryan hat viel nachgedacht und gezeichnet. Immer wieder hat er Alpträume und hat angst.

Nachts wenn er schläft und dann aufwacht wegen einem Alptraum, schaut er immer nach Alec und legt seine Hand auf sein Herz um zu schauen ob er noch lebt. Ich habe auch noch damit zu kämpfen, aber ich versuche nicht so oft daran zu denken.

Manchmal ist es schwer auf die Bühne zu gehen. Am liebsten würde ich manchmal gar nicht drauf gehen, aber das geht nicht und das weiß ich auch. Dennoch ist die Angst jetzt immer dabei, davor war ich immer nur sau Nervös, aber jetzt ist es ein ganz anderes Gefühl.

Ich höre schritte und schaue auf. Alec steht in der Tür und sieht mich fragend an. "Du also auch." Ich schauen ihn fragend an. "Alpträume." Ich schüttle den Kopf. "Nein, die habe ich nicht." 

Er setzt sich neben mich. "Also wie gehst du damit um?" Fragt er und ich schaue ihn an. "Ich schreibe richtig harte Songs. Die sollte man nicht veröffentlichen, sonst gibt es eine erhöhte Quote von Selbstmorden und Einlieferungen in Krankenhäuser."

Alec nickt und schaut mich an. "Kann ich sie sehen?" Ich schlucke und hole mein Buch hervor und zeige sie ihm. Er liest sich einige Seiten schweigend durch, bei manchen zieht er bloß die Augenbrauen nach oben. "Die sind echt heftig. Vor allem diese Zeilen hier. 

Lass mich in deinen Armen liegen, sie fühlen sich an wie Flügel. Flügel die nicht mehr lange für mich offen sind. Ich muss gehen, lass mich nicht los bis ich meine Augen schließe und für immer in deinen Armen liegen bleibe, Baby bleib nicht bei mir. Du musst mich gehen lassen, es wird ohne mich besser, glaube mir Baby.

Ich will dich nicht gehen lassen, aber meine Zeit ist um. Lass mich nicht los, ich schließe meine Augen ein letztes mal für dich, ich bewache dich. Wir sehen uns wieder, Baby ich liebe dich. Lass mich nun gehen, es wird dir gut gehen ohne mich. 

Das letzte was ich höre war, Baby ich liebe dich, dann schloss ich die Augen. Ich bin weg, die Flügel sind weg, ich falle immer tiefer in ein dunkles Loch. Es fühlt sich so vertraut an. Dann höre ich in den Knall, ich weiß es ist vorbei. Ich bin Tod." 

Ich zucke die Schultern. "Das ist abnormal und irgendwie krass. Umso weiter ich Blätter, desto schlimmer wird es. Verderben, Tod, Bomben, Schreie. Das ist schlimmer wie die Zeichnungen von Bryan. Weiß Harry davon?" 

Ich schüttle den Kopf. "Nein, ehrlich gesagt denke ich nicht daran es ihm zu sagen. Er würde sich nur sorgen machen. Ich will nicht das er sich die ganze Zeit sorgen machen muss, ich brauche nur noch etwas Zeit um das alles zu verdauen."

Alec nickt. "Wieso ist es für dich so schlimm?" Ich atme tief durch. "Die Angst auf die Bühne zu gehen ist nur einer der wenigen die ich habe. Ich habe vor ziemlich vielem Angst, vor dem allein sein, vor Vertrauensbrüchen. Ich habe das alles schon selbst erlebt, ich wollte es nie an andern erleben. 

Ich habe sehr lange damit gekämpft das mich Black Bad rausgeschmissen hat. Ab und zu ist es immer noch eine Beleidigung von meinem Ego. Ich wollte immer besser sein wie die andern, ich wurde zwar nie wirklich gemobbt, aber nach dem ich berühmt wurde, haben mich alle alleine gelassen. 

Ich kenne es also wenn sich keiner meldet. Ich kann Bryan sehr gut nachvollziehen. Ich kann jeden von euch Nachvollziehen. Ich wollte einem eine Chance im Leben geben, eine die ich nie hatte. Der Preis den ich dafür zahlte war hoch und ist es immer noch. 

Während ihr alle eine relativ gute Familie habt, ist meine immer noch sehr distanziert zu mir. Ja, mein Vater und ich sind uns näher gekommen, aber wir werden nie dieses Verhältnis haben, was du zu deinem Vater hast oder Gisele zu ihrem. 

Meine Brüder und ich sind zwar super zusammen, aber sie sagen mir schon lange nichts mehr. Ich bekommen nur einen Bruchteil noch erzählt, das meiste reime ich mir zusammen. Der einzige der mir wirklich alles erzählt ist Samuele. 

Alle andern sind damit beschäftigt sich um andere Sachen zu kümmern. Klar sie kommen mich besuchen und unterstützen mich, aber sie sagen mir nichts und zu Festen bin ich bis heute nicht eingeladen. Vieles was für euch Normal ist, habe ich nie gehabt. 

In mancher Hinsicht bin ich sogar eifersüchtig auf euch, aber ich gönne es jedem von euch. Klar ich wünsche mir auch solche Eltern wie du sie hast, aber meine Chance ist verspielt. Man kann nicht alles im Leben haben. So ist es auch bei Bryan, die meisten finden ihn lustig und Kindisch, dass er ganz anders Tickt fällt nicht jedem auf.

Er ist sehr verletzt wegen seiner Familie. Vertrauen fällt ihm schwer. Im Zeichnen und malen findet er einen halt. Eine Zuflucht vor sich und der Welt. Er ist dann einfach weg und malt das was er denkt, was er fühlt und vor allem in jedem seiner Bilder ist etwas was ihm wichtig ist. 

Jedes Bild was er von dir Zeichnet, zeigt dich in anderen Situationen und Posen. All diese kleinen Dinge machen Bryan aus. Ja er liebt Lolis und ist gerne Kindisch, aber das alles ist ein Schutz davor verletzt und gekränkt zu werden."

Alec nickt und steht dann auf. Er läuft leise zurück zu seinem Bett. Ich schreibe Harry eine Nachricht, dann schalte ich mein Handy aus. Ich schaue aus dem Fenster und lächle leicht vor mich hin. 

Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe meinen Kopf und sehe Bryan. Er reibt sich den schlaf aus den Augen und lächelt. "Hat Alec dich jetzt wirklich geweckt?" Frage ich und er schüttelt den Kopf. "Nein, ich war die ganze Zeit nicht wirklich am schlafen. 

Ich habe mitbekommen was du zu Alec gesagt hast. Danke das du es ihm erklärt hast. Manchmal finde ich für sowas nicht die passenden Worte." Ich nicke und er setzt sich neben mich. "Die Lied Zeilen sind schon ziemlich hart. Wieso hast du eigentlich nicht die Sachen, die du Alec gesagt hast in einen Song umgeschrieben, es wäre ein Hit."

Ich höre wieder Schritte und sehe Alec. Er setzt sich neben mich und legt eine Decke über uns Drei. "Was meinst du um was es in Last stand geht?" Frage ich und Bryan weitet seine Augen. "Nicht dein ernst, aber wenn man sich den Text durchliest, kommt man nicht gerade darauf das es um dich geht, mit deiner Familie.

Man denkt eher an einen Kampf. An etwas was man nicht haben kann, es aber dennoch will und am ende fällt man aber auf die Knie und muss aufgeben." Ich nicke. "So ist es doch auch. Am ende musste ich aufgeben." 

Damit nimmt mich Bryan ein den Arm. "So und jetzt geht es ins Bett. Sonst wird das nichts mehr mit schlafen." Damit wollte ich aufstehen, wurde aber von Alec zurück gezogen. "Wir schlafen jetzt alle, hier." Damit machen es sich die Jungs bequem und ich auch. 






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