Kapitel 3

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„Wann lernen wir die geheimnisvolle Dame denn endlich kennen?", quengelte Louis, als sie das Studio verließen. Niall schrieb nun schon seit einer Woche regelmäßig Nachrichten mit Kyla.

Er zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Er verschwieg lieber, dass er sich für heute Abend schon mit ihr verabredet hatte. In einer etwas abgelegenen Gegend, sie hatte darauf bestanden. Er hatte nicht gefragt, da er bemerkt hatte, dass sie ihm bewusst gewisse Dinge verschwieg. Beispielsweise alles, was mit ihrem Vater zu tun hatte. Aber er wollte da jetzt nich tdrüber nachdenken, er wollte lieber seine Vorfreude auf später aufheben.

Louis stieß genervt Luft aus, Liam und Zayn lachten leise. Sie hatten immerhin schon verstanden, dass Niall nichts erzählen wollte. „Ach, lass ihn doch. Wenn er will, wird er es uns schon sagen.", beruhigte Harry Louis, was Niall mit einem dankbaren Blick quittierte.

„Dann will ich nur wissen, ob ihr euch mal wieder trefft, ihr scheint euch ja zu mögen, so viel wie ihr miteinander schreibt.", meinte Louis trotzig und Niall nickte, was jetzt alle überraschte.

„Was? Wann? Wo?", stürmten die vier sofort auf Niall ein.

„Heute Abend, aber wo, sage ich euch nicht. Kenne es selber nicht so genau. Und das war's jetzt mit Klatsch und Tratsch. Lest Zeitschriften, wenn euch langweilig ist.", sagte Niall und zu seiner Überraschung beließen es alle dabei, auch wenn Harry Louis böse angucken musste, damit er seinen Mund wieder schloss.

Später am Abend stieg Niall in sein Auto, um zu seinem Treffen mit Kyla zu fahren. Er kannte sich in dieser Gegend von London überhaupt nicht aus, er war hier nie, es war viel zu abgelegen und irgendwie einsam.

Er stieg an der Adresse aus, die Kyla ihm genannt hatte und stand erstmal alleine da. Hatte sie ihn verarscht? Er wollte nicht vorschnell urteilen und ging lieber erstmal ein bisschen weiter, wo er einen kleinen Park entdeckte, neben dem sich ein Friedhof befand. Was wollte Kyla nur hier?

„Du bist gekommen.", hörte er eine Stimme neben sich sagen und musste automatisch lächeln.

„Ja, du auch.", erwiderte er und sie fing ebenfalls an zu lächeln.

„Verrückt oder? Wir kennen uns eigentlich gar nicht und trotzdem treffen wir uns hier heimlich. Zumindest von meiner Seite aus heimlich.", fügte sie noch hinzu mit einem unsicheren Blick zu Niall.

„Meine Freunde haben mich ausgequetscht, aber sie wissen auch nicht, wo ich gerade bin.", erzählte Niall ihr. „Warum treffen wir uns hier? Ich weiß, ich sollte nicht nachfragen..." Niall wollte es unbedingt wissen. Er wollte wissen, was sie versteckte.

Kyla zögerte kurz, bevor sie ihm tatsächlich antwortete. „Ich bin hier oft, ohne dass es jemand weiß. Hier fühle ich mich... seltsamerweise sicher." Niall entging ihr kurzer Seitenblick zum Friedhof nicht, aber wollte sie nicht darauf ansprechen.

„Komm mit, ich zeige dir den See." Damit zog Kyla ihn am Handgelenk mit sich, in den Park hinein. Er folgte ihr ohne Widerrede und ließ sich mitziehen.

Als sie stehen blieben, ließen sich ihre Hände nicht los, Niall verschränkte sogar vorsichtig ihre Finger miteinander. Kyla sah ihn kurz an, errötete und wandte den Blick wieder ab. Sie wusste nicht, warum sie das zuließ. Es wurde immer schwerer für sie. Und gefährlicher. Für sie beide.

„Hast du Angst vor Gruselgeschichten?", fragte Kyla ihn mit einem hinterhältigen Grinsen.

„Kommt darauf an, wie realistisch sie sind.", gab Niall zurück. „Schieß los."

Kyla grinste und zog ihn mit sich hinunter, sodass sie im Gras direkt neben dem klaren Wassers des Sees saßen. „In diesem See leben Geister.", fing sie mit gedämpfter Stimme an, Niall lehnte sich etwas zurück, um sich im Gras abzustützen, und sah Kyla erwartungsvoll an.

„Die Geister der Toten." Sie deutete auf den Friedhof nebenan. Niall zeigte keine Reaktion. „Man sagt, wenn der See so klar ist wie jetzt, sind sie friedlich. Aber wenn das Wasser sich trübt, sind sie wütend. Und dann zeigen sie keine Gnade.", fuhr Kyla mit rauer Stimme fort. Niall sah zu dem Wasser, konnte sich nicht von dem Gedanken abhalten, dass dort Geister saßen, die ihnen zusahen.

„Niemand geht in diesem See schwimmen, wenn er trüb ist. Die Geister machen einen zu ihrem Sklaven. Einmal hat es jemand getan." Sie machte eine Kunstpause und bemerkte, dass Niall sie gespannt ansah.

„Als der vorlaute, unvorsichtige Junge wieder aus dem Wasser gekommen ist, war er ein Monster geworden. Mit Krallen und Reißzähnen. Er hat seine Schwestern getötet, da die Geister ihn kontrollierten und sich an ihm rächen wollten, für seinen Leichtsinn, einfach in den See zu steigen." Niall lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, den Kyla sehr wohl bemerkte, aber ignorierte.

„Als er entdeckt hat, was er getan hatte, nahm er sich selber das Leben. Seitdem ist er verflucht. Er spukt hier im Park herum, manchmal als weinender Junge, manchmal als schreckliches Monster, das einen angreift." Ruckartig legte sie ihre Hand auf Nialls, der sich zu Tode erschreckte und zurückzuckte.

Kyla lachte los, sie konnte sich nicht mehr zurückhalten.

„Ach du heilige Scheiße!", brachte Niall heraus, legte eine Hand über seinem klopfenden Herzen ab und atmete tief durch. Schließlich stieg er aber in ihr Lachen mit ein.


Secrets [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt