Kapitel 41

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Kyla zog sich die vornehme Hose und den Blazer an, den sie extra für diese Gelegenheit gekauft hatte. Sie strich ihre Kleidung glatt und musterte sich selber im Spiegel. Man konnte fast nichts mehr von ihren früheren Verletzungen sehen, über die Zeit bei Niall waren viele Wunden verheilt und es waren keine neuen dazugekommen. Kyla würde von einem Auto abgeholt werden, die Jungs und Blair würden nach ihr zum Gerichtsgebäude gefahren werden.

„Bist du bereit?", fragte Niall, der gerade hinter ihr das Zimmer betrat. „Nein. Aber das werde ich nie sein, also...", erwiderte sie und drehte sich zu ihm um.

„Ich glaube an dich.", hauchte Niall, als Kyla ihre Arme um seinen Hals legte. „Danke." Damit küsste sie ihn, sie legte alle ihre Gefühle in den Kuss hinein, er sollte wissen, wie viel er ihr bedeutete. Er erwiderte es mit der gleichen Leidenschaft. Sie spürte seine Zunge an ihrer und vergaß ihre Probleme. Seine Hände lagen an ihrer Taille, wo er sie näher an sich zog. Seit ein paar Wochen durfte er das endlich jeden Tag machen, aber trotzdem kribbelte es in seinem Körper wie beim ersten Mal. Er durfte sie festhalten, sie küssen und ihre Liebe spüren.

Als sie die Türklingel hörten, lösten sie sich widerwillig voneinander. „Wir sehen uns dann vor Gericht.", flüsterte sie mit einem schwachen Grinsen, er lächelte sie liebevoll an. „Ich bin immer bei dir." Er legte seine Hand über ihr Herz, um es schnell schlagen zu spüren. Genau da war er immer bei ihr.

Kyla lächelte und erwiderte seine Geste, auch sein Herz schlug schnell. „Alle werden von uns wissen.", flüsterte Kyla vorsichtig, sie war besorgt, dass es ihm zu schnell ging, aber er hatte ihr schon öfter gesagt, dass es in Ordnung war. „Ja, alle werden wissen, wie sehr ich dich liebe."

Kyla errötete und küsste ihn noch einmal, bevor sie mit ihm nach unten lief, wo die anderen schon standen. Die Tür stand offen, sie konnte das schwarze Auto sehen, in dem sie fahren würde. „Bis gleich. Sichert euch die besten Plätze.", sagte sie mit einem schiefen Grinsen, winkte und stieg dann ins Auto ein.

Vorne saß der Fahrer, der sie im Rückspiegel kurz anlächelte, was sie überraschte. Keine Angst? Er musste ihre Überraschung erkannt haben, denn an der nächsten Ampel begann er zu reden. „Ich glaube Ihnen. Ich glaube nicht, dass Sie so böse sind, wie es in der Zeitung beschrieben wurde, Sie haben das nicht getan."

Diese Worte berührten Kyla, sie brachte gerade so ein „Danke, das... das bedeutet mir viel." heraus, bevor sie erstaunt schwieg. Ein wildfremder Mann glaubte ihr. Dann könnten doch auch andere ihr glauben, oder? Er kannte nicht einmal die ganzen Beweise und glaubte ihr. Das konnte nur ein gutes Zeichen sein.

Mit einem besseren Gefühl kam sie am Gerichtsgebäude an. Davor standen Fotografen ohne Ende. Kyla seufzte kurz, daran würde sie sich mit Niall wohl gewöhnen müssen. Sie setzte ein möglichst neutrales Gesicht auf, verbannte die Nervosität und die Angst aus ihrem Körper. Sie musste selbstsicher wirken. Sie atmete einmal tief durch, ihr Fahrer lächelte sie aufmunternd an, dann stieg sie aus.

Sofort stand sie im Blitzgewitter. Wie aus dem Nichts tauchten ein paar Sicherheitsleute und Polizisten auf, die sie etwas abschirmten und ins Gebäude begleiteten. Sie hielt ihren Kopf aufrecht, ihr Blick war auf die Tür gerichtet, auf die sie zusteuerte. Es wurden Fragen geschrien, ihr Name wurde gerufen und das Klicken der Kameras war unerträglich laut.

Als sie endlich durch die Tür war, stieß sie die Luft aus ihrer Lunge. In dem Raum, in den sie gebracht wurde, saßen Ben und der Polizeichef von London, der von allem gewusst hatte, aber strikte Diskretion geboten hatte. Kyla schüttelte ihm die Hand und umarmte ihren Bruder lange. „Dann befreien wir dich mal und befördern unseren Vater für immer ins Gefängnis.", meinte Ben und Kyla nickte mit grimmiger Entschlossenheit.

„Marc hat nach dir gefragt, er meinte, ich solle dir sagen, er und die Kellnerin stehen immer hinter dir.", berichtete er und Kyla lächelte überrascht. „Das ist schön zu hören. Wie viele vermeintlich Tote haben wir da?", fragte sie nach.

„43. Das sollte reichen, von den übrigen haben wir die Akten.", antwortete der Polizeichef. „Gut. Dann auf geht's!"

Die drei machten sich auf den Weg zum Saal, der sich schon mit Journalisten und allen möglichen Leuten gefüllt hatte. Sie standen hinter einem einseitigen Fenster, um hineinsehen zu können, von innen aber nicht gesehen zu werden. Kyla entdeckte Niall, Harry, Louis, Liam, Zayn und Blair, die relativ weit vorne saßen.

„Im Zweifelsfall können wir sie als Zeugen aufrufen, das ist erlaubt. Ich weiß, Sie möchten sie da heraushalten, aber Ihr Freund wäre der ideale Zeuge.", sagte der Polizeichef, Kyla nickte nur. Sie wollte nicht, dass Niall Schwierigkeiten bekam.

Als Ruhe einkehrte, betraten sie alle nacheinander den Raum. Kyla sah kurz zu Niall und lächelte dann leicht. Sie war bereit. Bereit, für ihre Freiheit zu kämpfen.

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Glaubt ihr, Kyla kommt ohne Strafe davon und ihr Vater wird verurteilt? Einen Mord hat sie immerhin ausgeführt...

Secrets [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt