Kapitel 18

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Kyla zog ihre Pistole, Niall griff nach Liams Arm. Sie würde ihn doch nicht erschießen? Das würde sie niemals tun.

Sie schlich sich gefährlich auf Lucas zu, der den Tränen nahe war. Sie drückte ihn auf seine Knie und zog seine Jacke dann etwas zurecht. „Ich hab's lieber, wenn meine Opfer wenigstens ordentlich aussehen.", meinte sie und sah Lucas ernst in die Augen. Niemand wusste, was sie da gerade tat, aber alle dachten, dass es wohl immer so ablief. Keiner schöpfte Verdacht.

„Ganz wie deine Mutter.", sagte John und Kyla entgleisten kurz ihre Gesichtszüge, aber sie fing sich sofort wieder, was den Jungs natürlich trotzdem sofort auffiel. Kyla drehte sich um, ging ein paar Schritte von Lucas weg, hob ihre Pistole, zielte und drückte ab.

Ein lauter Knall, ein dumpfes Geräusch, Blut floss aus Lucas' Brust und ein Keuchen entwich seinen Lippen. Dann kippte er zur Seite, leblos. Sein Körper schlug auf dem Boden auf, seine Augen schlossen sich bei dem Aufprall. Ohrenbetäubende Stille herrschte.

Die fünf Jungs an der Hauswand zitterten vor Angst und Entsetzen. Wie konnte ihre Kyla so etwas tun?

„Gut, Kyla. Ian, sieh nach, ob er tot ist." Der Angesprochene ging zu dem Toten, nahm seinen einen Arm und fühlte am Handgelenk nach dem Puls. Er hatte keinen mehr. „Tot."

„Vertraust du mir etwa nicht, Dad?", fragte Kyla ihren Vater provozierend.

„Natürlich vertraue ich dir, mein Kind." Er streichelte kurz über ihre Wange. Kyla musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zurückzuschrecken. Zu oft hatte er sie geschlagen. „Aber Kontrolle ist besser als Vertrauen." John wandte sich zum Gehen. „Ich möchte, dass du dich um die Leichen kümmerst. Es gibt keine Zeugen. Morgen habe ich keine Zeit, du gehst zu Marc." Damit verschwand John mit Ian in der nächsten Gasse.

Kyla zitterte und erlaubte sich kurz, ihr Gesicht zu verziehen. Sie wusste, was morgen bei Marc passieren würde, er war ein Freund ihres Vaters. Sie schüttelte sich einmal, dann ging sie auf die Jungs zu. „Kein Wort, höchstens Flehen.", zischte sie leise, lief etwas weiter, wo der Sperrmüll mitten auf der Straße stand. Dann zielte sie mit ihrer Pistole auf das Sofakissen, das eh schon völlig verschlissen war.

Sie guckte die Jungs auffordernd an, Niall verstand es als erster. „Liam, nein!", rief er laut, Liam verstand und gab keinen Mucks von sich. Die andern machten mit, bis der fünfte Schuss abgefeuert war. Dann herrschte Totenstille.

Kyla lauschte kurz, aber es blieb auch still. Da fiel Zayn etwas Seltsames auf. „Wieso kommt aus dem Kissen Blut?", fragte er verdutzt.

Kyla grinste leicht, aber Niall hatte gerade andere Gedanken. „Du hast echt jemanden getötet!", zischte er ungläubig.

Kyla sah ihn erschrocken an. „Niall, ich..."

„Wie konntest du nur?", unterbrach Niall sie wieder.

„Hör mir doch erstmal zu! Er ist nicht..."

Ein Husten unterbrach sie und alle fuhren zu dem vermeintlich Toten herum. „Oh, das ging schnell.", meinte Kyla, lief zu Lucas' Körper und richtete ihn etwas auf. „Was zum... Wo bin ich?"

Kyla legte ihm beruhigend eine Hand auf die Stirn, die fünf Jungs sahen sie völlig geschockt an. „Alles ist in Ordnung, du bist nicht tot. Lass deine Augen zu und rede nicht, das ist nicht gut, wegen der Nachwirkungen des Betäubungsmittels. Ich bringe dich in Sicherheit." Kyla riskierte einen Blick zu Niall, der sie mit offenem Mund anstarrte.

„Weißt du, Niall, du hattest Recht. Ich hasse es, das zugeben zu müssen, aber ich töte nicht einfach so Menschen." Sie zog Lucas vom Boden hoch und hob ihn auf ihren Arm. „Ich denke, jetzt ist es sowieso zu spät, euch die Wahrheit zu verschweigen. Wollt ihr mitkommen?", fragte sie leise und sah die fünf fragend an, die ohne zu zögern nickten. Endlich gab sie nach.

Kyla führte sie zu ihrem Auto. „Es ist nicht groß genug für uns alle, einer muss sich hinten über die anderen drei legen.", sagte Kyla mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Louis ist der kleinste.", meinte Harry grinsend, wofür er einen bösen Blick von ebendiesem bekam, der aber seufzend nachgab. In Kylas Auto waren vorne drei Sitze, dort saßen sie selber, dann Lucas und Niall, der den noch etwas Benommenen stützen musste. Hinten saßen Liam, Harry und Zayn, die Louis über ihren Beinen liegen hatten.

„Ist es bequem?", fragte Kyla grinsend nach hinten, bekam dafür einen Mittelfinger von Louis zu sehen, lachte und fuhr los.

„Wie hast du das gemacht?", fragte Niall nach einer kurzen Stille.

„Nicht jetzt. Ich zeige es euch später.", sagte Kyla und konzentrierte sich weiter auf die Straße, auch wenn sie innerlich vor Nervosität fast weinte. Sie war kurz davor, alles zu erzählen. Ihr Leben, ihre Aufträge, ihre Gefühle. Und das fiel ihr so verdammt schwer, aber nun gab es kein Zurück mehr.

Secrets [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt