Sie nahmen einen der Hinterausgänge, sie wollten nicht gesehen werden. Gerade jetzt war es wichtig, dass sie nicht in Verbindung gebracht wurden, damit es beim Prozess den Überraschungseffekt hatte und jetzt noch keinen Wirbel verursachte.
Louis und Harry gingen also vor und holten das Auto, die anderen verschwanden dann direkt aus der Tür des Krankenhauses in das Auto. Es war echt groß, immerhin passten sie zu sechst hinein, Kyla ließ sich in die weichen Polster fallen.
Auf ihrem Schoß hatte sie eine Tasche mit Sachen, die ihr der Arzt mitgegeben hatte. Sie weigerte sich strikt, die Tasche abzugeben, mit der Begründung, sie sei kein kleines Kind, dem man alles hinterher tragen müsste. So fühlte sie sich sowieso schon ein bisschen, wenn es hieß, ihre Freunde würden für sie sorgen. Jahrelang hatte sie sich mit schweren Verletzungen um sich selber gekümmert, aber jetzt durfte sie das nicht mehr und es nervte sie etwas, auch wenn sie wusste, dass es so besser war.
Als sie ausstiegen, schenkte sie Niall einen warnenden Blick, er sollte ja nicht auf die Idee kommen, ihr aus dem Auto helfen zu wollen. Er verdrehte die Augen und hielt ihr wenigstens die Tür auf. Sie waren direkt bis in Nialls Garage gefahren, damit niemand sie sehen konnte. Eigentlich war es unnötig, da die Presse nicht hinter ihnen her war, sondern hinter Kyla, und niemand wissen konnte, dass sie hier war, aber Vorsicht ist eben die Mutter der Porzellankiste.
„Sobald ich hier wieder raus darf, hole ich meine eigenen Klamotten.", verkündete Kyla, als sie die Tasche abstellte und dann den zu langen Ärmel ihres Pullovers zurückschob.
„Jetzt hör auf zu meckern, es ist zu deinem Besten.", belehrte Niall sie und Kyla schmollte etwas. „Habt ihr euch wenigstens etwas ausgedacht, damit ich nicht vor Langeweile sterbe?", fragte sie dann.
„Also, wir müssen jetzt erstmal los.", meinte Harry und deutete auf sich und Louis. Der nickte nur und nahm seine Hand. „Wir brauchen hoffentlich nicht lange, aber wartet mit dem Essen nicht auf uns.", sagte Harry und dann verschwanden die beiden.
„Es geht um ihr Coming Out.", erklärte Niall Kyla, die verstehend nickte. „Wann wollen sie das denn machen?", fragte sie nach.
„Möglichst bald, sie wollen sich nicht verstecken. Wir hatten schon ein kurzes Gespräch, in dem es um den Prozess ging. Das wird erstmal eine Menge Wirbel verursachen. Wenn sich das wieder beruhigt hat, wäre es wahrscheinlich am besten.", meinte Liam, die anderen nickten zustimmend. Kyla seufzte. „Ihr müsst nicht..."
„Wenn du schon nicht willst, dass wir auf dich aufpassen, dann lass uns wenigstens bei dem Prozess helfen. Du kannst nicht immer alles alleine machen.", unterbrach Niall sie und Kyla schwieg. „Na gut...", lenkte sie dann ein. Dann grinste sie auf einmal. „Machst du mir trotzdem etwas zum Essen?", fragte sie ihren Freund unschuldig.
Die drei Jungs brachen in Gelächter aus und Niall erhob sich resignierend. Sie gingen zusammen in die Küche, wo Niall sich Sachen fürs Essen heraussuchte. Er schob Zayn und Liam ein paar Karotten, Paprika und Lauchzwiebeln zu, damit sie sie schälten und klein schnitten. Kyla nahm sich trotzig ein Messer und machte mit. Niall schüttelte schmunzelnd den Kopf über sie. Es würde einen Gemüsereis geben, hatte er gesagt.
Weder Liam, noch Zayn und Kyla wussten, wer angefangen hatte, mit den abgeschnittenen Teilen zu werfen, sie wussten nur, dass sie am Ende alle Karottenschale in den Haaren hatten. Lachend pflückten sie sich die Reste gegenseitig vom Kopf, während Niall versuchte, den Reis nicht anbrennen zu lassen. Zayn verfrachtete den Müll dann in den Mülleimer.
Schließlich stand das fertige Essen auf dem Tisch und Niall regte sich gespielt über die andern auf, bis Kyla ihm eine Gabel mit Reis in den Mund schob, sodass er Ruhe gab. Einen Kuss auf die Wange bekam er auch noch, was ihn wieder versöhnlicher stimmte.
Nach dem Essen räumten sie geradezu vorbildlich die Küche wieder auf, bevor sie sich darauf einigten Mensch-ärgere-dich-nicht zu spielen. „Genau richtig zum Entspannen.", hatte Kyla lachend gesagt.
Am Ende hatte Zayn gewonnen, die anderen schmollten. „Du hast doch geschummelt. Es kann doch nicht sein, dass du immerzu meine Figuren rausschmeißen kannst. Gibt es nicht vielleicht irgendeine Begrenzung, wie viele man rausschmeißen darf?", fragte Kyla nach, woraufhin Liam ihr lachend die Spielanleitung zuwarf.
Als Louis und Harry zurückkamen, redeten sie noch eine Weile miteinander, bevor sie einen Film einlegten und es sich auf den Sofas gemütlich machten. Kyla lag zuerst ungünstig auf ihrer Verletzung an der Brust und verzog ihr Gesicht, bevor sie ihre Position änderte, sodass sie fast ganz auf Niall lag, der kurz murrte, dann aber seine Arme um sie legte, um es für sich ebenfalls gemütlicher zu machen.
Kyla fand den Film eigentlich ganz spannend und wollte gerne wissen, wie er ausging, aber sie schlief nach der Hälfte ein. Ihr Kopf sank nach hinten gegen Nialls Brust.
Die Jungs sahen den Film zuende, bevor Niall Kyla ins Bett brachte. Sie folgten alle ihrem Beispiel und wünschten sich eine gute Nacht.
Niall überlegte kurz, ob es eine gute Idee war, neben Kyla zu schlafen, erinnerte sich aber schnell wieder an die letzte Nacht und schlang beschützend seine Arme um sie. Er wollte sie vor schlechten Träumen beschützen, so etwas wollte er nie wieder erleben. Ihr Gesicht, als sie dachte, er wäre tot, würde er niemals vergessen. Und genau deshalb versuchte er alles, um es nicht noch einmal zu sehen.
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Da ist Kyla doch in guten Händen, oder was meint ihr?
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Secrets [One Direction]
FanfictionMitten in der Nacht in London treffen Welten aufeinander, die einfach nicht zusammenpassen. Oder doch? Was passiert, wenn auf einmal Geheimnisse ans Licht treten? Probleme, für die es keine einfache Lösung gibt? Wie viel kann wahre Liebe aushalten?