Kapitel 40

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Nach einer kurzen Stille legte Kyla den Zettel zurück und nahm das Rosenblatt in die Hand. „Das ist einfach zu erklären. Diese Rosen stehen auf dem Grab meiner Mutter und es waren ihre Lieblingsblumen, sie hat sogar welche davon im Garten gezüchtet und sie mir, als ich noch klein war, ins Haar geflochten. Sie hat mir immer gesagt, ich wäre so wie die Rosen. Manchmal piksen sie, aber sie sind wunderschön." Kyla spürte, dass ihre Augen feucht wurden bei der Erinnerung an ihre Mutter. Niall nahm sie in den Arm und sie schmiegte sich an ihn, glücklich, dass er bei ihr war.

Sie legte auch das Blütenblatt zurück und nahm den kleinsten Zettel mit der Aufschrift 'Erinnere dich' hoch. „Das habe ich mir selber geschrieben. Diese Worte haben Ben und ich immer zueinander gesagt, wenn es beinahe unerträglich wurde mit unserem Vater. Wir wollten uns immer an Mum erinnern und an unseren Zusammenhalt." Dann lagen alle Dinge wieder auf dem Tisch.

„Und Nialls Nummer auf dem Foto?", fragte Harry nach.

Kyla sah ihn erstaunt an, musste aber grinsen. „Ihr habt die gefunden? Nicht schlecht... Aber das gehört zu dem Grund, warum ich dieses Medaillon immer bei mir habe." Sie lehnte sich zurück. „Dies sind Erinnerungen an schöne Zeiten, an Menschen, bei denen ich glücklich war, denen ich wichtig war und bin. Auf dem Foto bin ich acht, Ben sah an dem Tag ähnlich dreckig aus. Wir waren sehr lebhafte Kinder, ich bemitleide Mum heute noch unseretwegen, aber sie hat immer gelächelt und uns gesagt, wie sehr sie uns liebt."

„Dafür bin ich ihr heute noch dankbar.", kam es von der Tür, wo Ben sich gegen den Türrahmen lehnte.

Kyla lächelte und stand auf, um ihren Bruder in die Arme zu schließen. Sie sahen sich gegenseitig in die Augen und erkannten darin die Entschlossenheit des jeweils anderen. Sie würden mit dem ganzen Mist fertig werden und dann ihr Glück finden. Da waren sie sich sicher.

Ben setzte sich zu den anderen und Kyla fuhr fort in ihrer Erklärung. „Das Medaillon ist für die Momente, in denen es mir wirklich schlecht geht, wenn ich fast die Hoffnung verliere. Dieses Medaillon spiegelt mein Glück wider, das ich diese Nacht euch überlassen habe. Es erinnert mich daran, was wirklich zählt. Deine Nummer, Niall, wäre mein letzter Ausweg gewesen, wenn ich aufgegeben hätte.", flüsterte sie leise, daraufhin herrschte Stille.

„Wie meinst du das?", fragte Niall mit leicht zitternder Stimme nach.

„Ich war in den letzten Monaten oft kurz davor, es einfach aufzugeben, das Leben. Wäre es soweit gekommen, dass selbst mein Medaillon mich nicht mehr retten könnte, hätte ich dich angerufen, um mich zu bedanken und zu verabschieden. Und wenn du mich nicht mehr hättest umstimmen können, dann wäre es kein großer Schritt mehr zu sterben, denn dann wäre ich innerlich schon abgestorben gewesen. Aber so weit ist es nie gekommen...", erklärte sie, ihre Stimme wurde immer leiser zum Ende hin. Sie hielt sich an Nialls Händen fest, er zog sie näher an sich heran.

Kyla holte tief Luft und richtete sich dann auf. Sie nahm das Medaillon und legte die Sachen wieder hinein. Sie reichte es Niall und lächelte. „Behalte es.", bat sie ihn, er nahm es verblüfft an. Er hatte verstanden, was es ihr bedeutete und er schwor sich, es an einem besonderen Ort aufzubewahren, immerhin ging es hier um Kylas Glück.

„Danke." Kyla küsste ihn kurz sanft. „Ich habe Hunger.", meinte sie dann, um das Thema zu wechseln.

Langsam stimmten ihr die anderen zu, sie waren noch nachdenklich von dem, was sie ihnen erzählt hatte, aber als sie alle am Tisch saßen und ihr Frühstück aßen, lachten sie wieder und alle, auch Kyla und Ben, waren fröhlich.

Ein paar Wochen später waren die Zeitungen voll von dem anstehenden Prozess. Es war mittlerweile bekannt, dass Kyla ihren eigenen Vater verraten hatte, und es gab Gerüchte, dass sie unschuldig war. Es wurde keine Verbindung zu der Band gezogen, aber wo sollte die auch auf einmal herkommen? Niemand hatte sie zusammen gesehen, und wenn doch, dann hielten sie alle dicht.

Kyla wurde immer nervöser, je näher der entscheidende Tagkam. Von Ben hatte sie erfahren, dass einige ihrer Schützlinge angereist waren, um ihr zu helfen, was sie etwas beruhigte, allerdings war die Konfrontation mit ihrem Vater deswegen nicht weniger aufregend.

Niall versuchte immer wieder, sie zu beruhigen und hatte damit eher mäßigen Erfolg. Für kurze Zeit schaffte er es, sie auf andere Gedanken zu bringen, aber ihr Gehirn kehrte immer wieder zurück zu dem Prozess. In der Nacht davor konnte sie nicht schlafen, sie lag die ganze Zeit neben Niall und betrachtete sein friedliches Gesicht. Das gab ihr Hoffnung und sie wusste genau, wofür sie das alles morgen tat. Für ein Leben mit ihm. Für ihre Freiheit.

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Hui, der Prozess kommt...

Secrets [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt