Kapitel 21

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Als sie bei Niall ankamen, verschwanden sie alle schnell im Haus. Sie hatten keine Lust erkannt zu werden, vor allem nicht, wenn Kyla dabei war. Sie wurde schließlich offiziell immer noch gesucht.

„Fragt einfach, was ihr wissen wollt.", schlug Kyla vor, als sie alle drinnen saßen.

„Okay, wie ist es möglich, das dieser Lucas noch lebt?", fragte Liam als erstes.

Kyla lächelte. „Ein Wunder, nicht wahr? Es ist alles geplant. Ich zeige es euch." Sie griff in ihre Jackentasche und holte einen Gummiball in der Größe eines Tennisballes und eine Patrone ihrer Pistole heraus. Dann legte sie ihre Waffe daneben. „Als ich zu ihm gegangen bin mit der Begründung, ich hätte es gerne ordentlich, habe ich ihm den Gummiball unter die Jacke in seine Achselhöhle gelegt. Mit ein bisschen Druck stoppt das den Puls sofort. Diese Patrone sieht von außen so aus wie eine normale, zum Schießen eben. Aber beim Aufprall auf die Brust platzt sie und es kommt Blut heraus. Es ist mein Blut, ich habe es mir abnehmen lassen. Deshalb hat auch das Kissen geblutet, auf das ich geschossen habe. Ganz vorne in der Spitze der Patrone ist eine winzige Dosis Betäubungsmittel. Es reicht, um eine Person für höchstens zehn Minuten außer Gefecht zu setzen, mindestens fünf Minuten lang. Lucas musste nur wissen, auf welche Seite er fallen muss, damit er den Puls im richtigen Arm stoppt, in dem der oben liegt, denn der wird im Zweifelsfall untersucht, weil er auf dem nicht liegt. Da reicht es, wenn ich das vorher zuflüstere, sodass es niemand mitbekommt. Naja, dann wacht er eben wieder auf und ich kann ihn in Sicherheit bringen, aber alle denken, er wäre tot.", erklärte Kyla. Kurz herrschte Stille, in der die Jungs das verdauten.  

„Was passiert jetzt mit ihm? Hier kann er ja nicht bleiben...", erkundigte Zayn sich.

„Ich habe bei der Polizei Verbündete, wie ihr vielleicht bemerkt habt. Das ist alles abgesprochen mit einem kleinen Kreis an Eingeweihten, damit es nicht ein öffentliches Geheimnis ist. Ich bringe diese Menschen zur Polizei, von dort werden sie oft in eine Entzugsklinik eingeliefert, weil sie oft Probleme mit Drogen haben. Wenn sie dann clean sind, wird ihnen eine neue Identität gegeben, wie bei einem Zeugenschutzprogramm. Ihre neuen Adressen und alles werden aufbewahrt, damit sie erreichbar bleiben. Falls ich mal geschnappt werde, brauche ich Zeugen, die sagen können, dass ich nicht getan habe, wofür ich angeklagt wäre."

„Das ist verdammt gut organisiert.", stellte Louis fest und Kyla nickte. „Das Wichtigste ist, das mein Vater nichts davon mitbekommt. Sonst... naja, egal.", unterbrach sie sich selber.

„Nein, nicht egal.", meinte Niall und sah sie besorgt an.

Kyla senkte ihren Blick. „Ich kann euch zeigen, was passiert, wenn ich einen Fehler mache oder ihm nicht gehorche. Daraus könnt ihr dann Schlüsse ziehen, was passieren würde, wenn mein Vater wüsste, was ich tue. Ich gehe kurz ins Bad, das Make-up von meinem Gesicht waschen."

Etwas ängstlich warteten die fünf darauf, dass Kyla wiederkam. „Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das wirklich sehen will...", meinte Harry leise, weshalb Louis seine Hand nahm.

„Nicht erschrecken.", sagte Kyla, bevor sie um die Ecke bog. Niall schnappte nach Luft und sprang auf, um zu ihr zu laufen. Ihre Nase war fast vollständig blau und lila gefärbt, an der Stirn war ein kleiner Bluterguss.

„Bis jetzt hatte ich Glück, dass er meine Nase nicht gebrochen hat." Sie zog dann noch ihr Shirt etwas hoch, sodass sie die Flecken auf ihrem Bauch offenbarte. „Die sind nicht alle von ihm, ich habe eben ein sehr bewegtes Leben." Sie ließ ihr Shirt wieder fallen und setzte sich neben Harry, daneben ließ sich Niall nieder.

„Was für einen Fehler hast du gemacht?", fragte Liam leise.

„Ich habe ihm gesagt, ich hätte keine Zeit, um... mich... um einen seiner Freunde zu... kümmern, wenn ihr wisst, was ich meine.", hauchte sie leise, stand auf und brachte etwas Abstand zwischen sich und die Menschen, die diese Seite von ihr nicht kennen sollten.

„Oh Gott, Kyla...", flüsterte Niall leise und wollte zu ihr gehen.

„Nein, bleib, wo du bist, bitte. Ich bin dreckig."

„Bist du nicht. Du machst es nicht freiwillig.", widersprach Niall ihr.

„Mittlerweile habe ich es akzeptiert, man gewöhnt sich daran.", flüsterte Kyla leise. Sie wollte niemandem in die Augen sehen, sie war es nicht wert. Wieso hatte Niall sie nur geküsst? Wieso liebte er sie? Sie verdiente ihn nicht. Sie war es nicht wert, von ihm beachtet zu werden.

„Ich weiß genau, was du denkst, aber es ändert nichts. Ich liebe dich. Und ich bin auf deiner Seite."

„Warum?", fragte Kyla zitternd nach, sie verstand ihn nicht.

„Weil ich dich jede Sekunde vermisse, die du nicht bei mir bist. Weil du mir so verdammt viel bedeutest, du erlaubst mir, meine eigenen Probleme für eine Zeit zu vergessen, bei dir fühle ich mich, als wäre alles möglich. Du machst mich stärker." Niall meinte alles ernst, was Kyla zum Weinen brachte.

Secrets [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt