The rude awakening

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Etwa zwei Stunden später wusste ich mit letzter Sicherheit, was Mitch gemeint hatte. Wir waren eine Weile gefahren, vielleicht zwanzig Minuten, doch ich war mir unsicher, was mein Zeitgefühl anging, dann hatten wir gehalten und Cassel hatte mir eine Kapuze über den Kopf gestülpt. Automatisch schlug die Panik wieder hoch und ich konnte nur mit Mühe das Zittern meiner Knie unterdrücken.

Die beiden hatten mich aus dem Sprinter gehoben und mich dann in ein Gebäude gebracht. Wir waren eine Treppe hinuntergegangen, vermutlich in einen Keller. Dort hatten sie mir in einem von einer nackten Glühbirne schummrig beleuchteten Raum die Kapuze vom Kopf genommen. Cassel durchtrennte den Kabelbinder und ich wollte gerade erleichtert aufatmen, als sich kaltes Eisen um meine Handgelenke schloss. Die Angst strömte durch meine Adern, als Mitch meine Hände hoch über meinem Kopf an einer Kette befestigte. Er zog sie so weit nach oben, dass ich auf den Zehenspitzen balancieren musste, um nicht mein volles Körpergewicht auf meinen Handgelenken lasten zu haben.

Ich hatte mich bisher bemüht, keine Angst zu zeigen, doch als Mitch ein Messer aus dem Stiefel zog, keuchte ich verstört auf. Er lachte genüsslich, dann setzte er das Messer mit der Spitze auf die Haut direkt über meinem Pullover. Mein Herz raste und ich versuchte, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Mit einer schnellen Bewegung nach unten zerteilte Mitch meinen Pullover sowie das T-Shirt, das ich darunter getragen hatte, dann riss er einmal heftig an dem Stoff und der Pulli riss. Statt meinen Oberkörper zu umhüllen hingen nun mein T-Shirt und mein Pulli in Fetzen in Mitchs Händen. Meine Brust, jetzt nur noch bedeckt von meinem alten, schwarzen BH, bebte unter meinen heftigen Atemzügen. Mitch ließ seinen Blick ungeniert über meinen Körper wandern und grinste dreckig, Gänsehaut bildete sich auf meinem nackten Oberkörper.

Mit einem letzten Blick auf mich, gab Mitch Cassel einen Wink und die beiden verließen den Raum. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, schluchzte ich erleichtert auf. Es war kalt mit nur einem BH um den Oberkörper und schon nach wenigen Minuten zitterte ich vor Anstrengung, die ganze Zeit auf den Zehenspitzen zu stehen. Dennoch tat es weniger weh, als sich mit dem ganzen Gewicht in die Eisenketten um meine Handgelenke zu hängen.

Der Raum, in dem ich mich befand, war ein kahler Kellerraum. Die graue Wandfarbe blätterte an manchen Stellen ab und hatte teilweise dunkle Flecken, von denen ich gar nicht so genau wissen wollte, was das war. In der rechten hinteren Ecke lag eine alte, durchgelegene Matratze mit siffigem Bezug, der ebenfalls dunkle Flecken aufweisen konnte.

Mühsam kontrollierte ich meine Atmung. Ich durfte nicht in Panik verfallen. Ich wusste nicht genau, was mich erwartete, lediglich, dass die nächsten Stunden mit einiger Sicherheit die Hölle werden würden. Ich wusste auch nicht, wie viel die Hounds genau wussten. Sicher war, dass sie nach Mary suchten. Hatten sie das Messer gefunden? Aber woher sollten sie wissen, was die Buchstaben bedeuteten und wieso hatten sie dann nach Mary und nicht nach mir gesucht? Wahrscheinlich wäre es am besten, ich würde erst einmal meinen Mund halten, auch wenn ich nicht genau wusste, wie lange ich das durchhalten würde. Andererseits konnte ich ihnen ihre wahrscheinlich wichtigste Frage, wo Mary war, gar nicht beantworten, weil ich es selber nicht wusste. Was ich nicht wusste, konnte ich nicht verraten.

Sie ließen mich eine ganze Weile allein mit meinen Gedanken. Irgendwann gaben meine Muskeln nach und ich hing mit dem ganzen Gewicht in den Handschellen. Das tat so weh, dass als sich meine Waden wieder etwas erholt hatten, ich mich schnell wieder auf die Zehenspitzen stellte, bis das wieder nicht ging. Das wiederholte sich so oft, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, was mehr wehtat. Vielleicht nach zwei Stunden, es war ohne Uhr schwierig zu sagen, wie viel Zeit tatsächlich vergangen war, hörte ich näherkommende Stimmen hinter der Tür. Ich atmete tief durch. Ganz ruhig bleiben, Liz! Du weißt gar nichts. Du kannst gar nichts verraten.

Die Tür ging auf und zuerst betrat Panther den Raum. Das war keine große Überraschung. Ich hatte das Gefühl, Panther hätte bei den Hounds of Hell eine ziemlich hohe Stellung. Hinter ihm kam Noah, auch das hatte ich so halb erwartet. Ihm folgen Mitch und Cassel, die Verkörperung der fiesen Schläger.

Bei der Person, die jedoch hinter ihnen in den Raum trat, keuchte ich entsetzt auf. In einen für dieses Kellerloch viel zu schicken Anzug gekleidet und mit düsterer Miene kam Ryans Vater in den Raum. Und dort, direkt hinter ihm, kam Ryan, mein Ryan, mein Liebling, der Junge, der mich so gern seine Königin nannte. Ich verfiel in eine Art Schockstarre.

Ryans Blick fiel auf mich und er erstarrte. Entsetzt sahen wir uns quer durch den Raum an. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Wieso hatte ich den Schluss nie gezogen, dass die Gang in der Ryan war und die Gang, für die ich arbeitete, dieselbe sein könnten? Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Dieses Gefühl der Bekanntheit, dass ich immer hatte, wenn ich Ryans Vater sah, es rührte von der Ähnlichkeit zwischen ihm und Noah her. Der Noah, der offensichtlich der Onkel von Ryan und der Vater von Devil war. Jetzt, wo die beiden Männer nebeneinander standen, war die Ähnlichkeit zwischen ihnen unverkennbar. Wieso war ich nie auf den Gedanken gekommen, Ryans Onkel Noah und der Noah der Hounds of Hell könnten derselbe sein? Allerdings war der Name Noah nicht allzu ungewöhnlich.

Mitch brach das Schweigen, das bisher geherrscht hatte, während die Männer mich betrachtet hatten. „Die Jüngere war nicht aufzufinden, also haben wir sie mitgenommen. Vielleicht weiß sie, wo ihre Schwester ist." Nach Beifall heischend sah er Ryans Vater an. Der nickte nur unwirsch. Mir fiel auf, dass alle im Raum ihn ansahen. Sogar Noah, den ich bisher immer für den gefährlichsten Menschen gehalten hatte, den ich kannte, wirkte neben seinem Bruder fast harmlos. Ryans Vater strahlte eine dunkle Macht aus, die mir eine Schauer über den Rücken jagte. Ich fühlte mich wie die Maus, die von der Schlange in eine Falle getrieben wurde und jetzt vor Panik erstarrt ihrem sicheren Tod ins Auge sieht.

„Boss, dürfte ich...?", fing Panther an. Ryans Vater unterbrach ihn.

„Nein!", mit einem kalten Blick fixierte er seinen Sohn, der sich bisher im Schatten seines Vaters gehalten hatte und sichtlich aufgewühlt aussah. „Ich will, dass du das übernimmst. Beim Letzten bist du zu schnell eingeknickt. Scott musste ihn brechen. Ich will, dass du etwas aus ihr herausbekommst. Wag es nicht, mir davor unter die Augen zu kommen!"


So, das wars. Was glaubt ihr, macht Ryan jetzt? Was kann er überhaupt machen? Hoffe, es hat euch gefallen, voten und kommentieren nicht vergessen ;)

Noch kurz zu den Uploads: es wird der 2-Tages Rhythmus noch 2 weitere Kapitel beibehalten, dann werden wahrscheinlich einige Kapitel in kürzerer Zeit kommen, damit ich die Geschichte noch im Juli abschließen kann. Ich hoffe, das ist in Ordnung für euch :)

The dark inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt