Show me how you lie

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Fast hätte ich aufgelacht. Ihr habt doch alle keine Ahnung, hätte ich gerne geschrien. Ryan und ich sind zusammen, er würde mir niemals wehtun! Doch ich war nicht blöd und so hielt ich den Mund. Ryan war blass geworden. Mit regloser Miene starrte er seinen Vater an und die Temperatur im Raum schien um einige Grad zu sinken. Ryan öffnete schließlich seinen Mund und für einen winzigen Moment dachte ich, er würde seinem Vater sagen, dass er das nicht tun würde. Doch bevor auch nur ein Ton herauskam, brach sein Blick und er senkte den Kopf und nickte. Sein Vater schien zufrieden. Nach einem Wink mit seiner Hand verließen die anderen Männer den Raum.

Im Rausgehen blickte Panther nochmal zurück. „Falls es irgendwie geht, beschädige sie nicht zu sehr. Ich will sie immer noch als Tänzerin haben." Er schenkte mir ein fieses Grinsen und folgte dann den anderen nach draußen. Ryans Vater verließ den Raum als Letzter. Er klopfte Ryan im Gehen nochmal auf die Schulter. Bei seiner Berührung zuckte Ryan vor ihm zurück.

Als die Tür ins Schloss fiel, konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen. „Ryan!", brach es aus mir heraus. Erleichterung und Verzweiflung vermischten sich und ließen mir Tränen in die Augen steigen. Ryan bewegte sich nicht. Stumm stand er weiter an der Tür. Den Kopf hielt er gesenkt, auch seine Schultern waren nach unten gesunken. Ich konnte unmöglich erraten, was er dachte.

„Ryan, warum hast du nie erzählt, dass dein Vater der Anführer der Hounds of Hell ist?", fragte ich in der Hoffnung, irgendeine Reaktion hervorzurufen. Es funktionierte, wenn auch nicht auf die Weise, wie ich es mir gewünscht hätte.

Ryan erstarrte, atmete einmal tief durch, dann hob er den Kopf. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, die Augen waren eisig, seine wundervollen Lippen zu einem geraden Strich zusammengekniffen. „Halt den Mund!", fuhr er mich an. „Du redest nur, wenn ich dir eine Frage stelle." Ich zuckte zusammen. Erschrocken sah ich ihn an. Mir behagte nicht, was ich sah. Von dem Ryan in den ich mich verliebt hatte, war nichts zu sehen. Dieser Ryan war derjenige, den ich all die Jahre zuvor gekannt hatte, das reiche Arschloch, dass sich einen Spaß daraus machte, andere Schüler fertig zu machen. Nein, dieser Ryan war noch schlimmer. Dieser Ryan hatte gar kein Gefühl mehr in den Augen. Sie wirkten kalt und tot.

„Ryan, bitte..." Er würde mir doch nicht wehtun. Das würde er doch nicht machen... oder? Nach einem weiteren Blick revidierte ich meine erste Einschätzung. Mit ein paar schnellen Schritten war Ryan bei mir, hob den Arm und schlug mir mit der Rückseite seiner Hand ins Gesicht. Er hatte nicht sehr hart zugeschlagen, doch der Schock, von ihm, von dem ich mir sicher gewesen war, dass ich ihm etwas bedeutete, geschlagen worden zu sein, führte dazu, dass ich in Tränen ausbrach. Meine Brust hob und senkte sich heftig unter unkontrollierten Schluchzern und die Tränen liefen mir wie ein Wasserfall über die Wangen.

„Bist du jetzt still?", fragte Ryan ungnädig. Ich nickte mit tränennassem Gesicht. Ryan nickte zufrieden und wandte sich von mir ab. Erst jetzt bemerkte ich die schwarze Sporttasche, die Mitch oder Cassel in einer der Ecken abgestellt hatten. Ryan öffnete sie und durchsuchte den Inhalt. Sein Rücken verdeckte mir die Sicht auf die Tasche, trotzdem wurden meine Knie weich, als ich überlegte, was er mir alles antun könnte. Erneut war ich froh, dass ich nicht wusste, wo Mary war und sie somit nicht verraten konnte.

Ryan schien sich schließlich für etwas entschieden zu haben. Mit unbeweglicher Miene drehte er sich zu mir um. In der Hand hielt er eine Art Schlagstock. Ryan ließ ihn einmal in der Hand kreisen und schlenderte langsam, aber doch sehr bedrohlich auf mich zu.

„Also, jetzt hörst du auf mich, nicht wahr? Wir können das hier sehr schnell erledigt haben oder es in die Länge ziehen. Das liegt ganz bei dir." Ich starrte ihn an. Er hatte mich geschlagen und er würde es wieder tun. Wie konnte er mich nur so behandeln? Hatte ich ihm wirklich jemals etwas bedeutet? War ich ihm je wichtig gewesen? Eine tiefe Niedergeschlagenheit überkam mich, ich konnte es nicht mehr ertragen, Ryan in die kalten Augen zu sehen und ließ den Kopf sinken. Ryan hingegen ließ das nicht zu. Mit dem Griff des Stock zwang er mein Kinn wieder hoch. Sein Gesicht kam immer näher.

„Du schaust mich an, wenn ich mit dir rede!", seine Stimme war eisenhart. Trotzig sah ich ihm in die Augen, doch ich wagte es nicht, ihm auch eine patzige Antwort zu geben. Meine Wange pochte immer noch von seinem letzten Schlag.

„Also, kommen wir zur Sache", fuhr er geschäftig fort. „Deine liebe kleine Schwester, Mary, hat etwas gesehen, was sie nicht hätte sehen sollen. Höchstwahrscheinlich hat sie keine Ahnung, worum es ging und würde auch niemals mit der Polizei darüber reden, doch mein Vater ist ein vorsichtiger Mann. Deswegen würde ich ausgesprochen gern von dir wissen, wo sie jetzt ist." Ich wollte meinen Kopf abwenden, zumindest für ein paar Sekunden nicht in seine bohrenden Augen sehen, doch sofort erinnerte mich ein Ruck an dem Schlagstock daran, dass ich ihn ansehen sollte. Widerwillen überkam mich und machte mich leichtsinnig.

„Warum sollte ich dir irgendetwas sagen? Du hast mich geschlagen, dein Vater lässt Menschen umbringen, wahrscheinlich hast du sogar selber schon getötet! Selbst wenn ich etwas wüsste, würde ich es dir nicht sagen!" Sobald die Worte draußen waren, wusste ich, dass ich sie bereuen würde. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich sah, wie Ryans Augenbrauen langsam nach oben wanderten.

Seine Brust hob und senkte sich wie in Zeitlupe, als er langsam ein und wieder aus atmete. „Falsche Antwort!" Bevor ich denken konnte, wie dumm das gerade von mir gewesen war, hob er den Schlagstock mit der Spitze vor mein Gesicht. Ich sah nicht, wie er auf den Knopf drückte, doch plötzlich zuckten vor meinen Augen blaue Blitzte. Der Schlagstock war gar kein Schlagstock, sondern eine Art Elektroschocker! Ich zuckte vor dem Licht zurück. Die Ketten, die mich hielten, rasselten.

„So behandelst du also deine Freundin?", versuchte ich noch ein letztes Mal, eine Reaktion von meinem alten Ryan hervorzurufen, doch vergebens.

„Anscheinend willst du es lieber auf die harte Tour", zischte er bösartig, „auch gut!" Blitzschnell hielt er die Spitze des Stabs an die nackte Haut an meinem Bauch. Und ich schrie auf.


Ohjee, was macht Ryan denn nur? Ich hoffe, es gefällt euch. Voten und kommentieren nicht vergessen ;)

The dark inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt