61| Abschied

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Es war soweit. Der Moment, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte, wurde nun zur bitteren Wirklichkeit. Die drei Wochen waren wie im Flug vergangen und es war kaum zu glauben, was in dieser Zeit alles passiert war. Ich hatte das Glück gehabt die wahrscheinlich wundervollsten Menschen kennen zu lernen, die es auf der Welt geben kann. Menschen, die alles für ihre Familien tun würden, die alles dafür geben, um andere Menschen glücklich zu sehen und die trotz ihrem Erfolg so fest am Boden verankert waren, dass man im ersten Moment gar nicht glauben konnte, dass es sich bei den sieben Jungs um weltweite Berühmtheiten handelte. Als ich davon erfahren hatte, konnte ich es selbst nicht glauben, bis sie mir alles erklärt hatten. Diese neue Seite an ihnen hatte mir dabei nur gezeigt, wie glücklich ich sein konnte, dass ich sie getroffen hatte. Andere Idols hätten sich bestimmt nicht so normal verhalten, wie die sieben. Ich hatte in den drei Wochen mehr über mich selbst erfahren, als vorher in den 20 Jahren meines Lebens und ich hatte das Gefühl, dass ich in den sieben Jungs Freunde fürs Leben und in Jimin die Person fürs Leben gefunden hatte. Sie waren für mich eine Art zweite Familie geworden. Und das alles sollte jetzt so einfach enden?

Wir standen in der großen Halle des Cruise Centers. Unser Gepäck stand neben uns und wie schon den ganzen Morgen über traten mir beim Anblick der Jungs Tränen in die Augen. Ich würde sie so so sehr vermissen. Die ganze Zeit liefen Leute mit ihren Taschen an uns vorbei. Da waren einmal die Passagiere, aber auch das Personal, welches nach und nach aus dem Schiff kam und in der Halle ihre geliebten Menschen in die Arme schlossen. Sie lachten und scherzten und Freudentränen standen ihnen teilweise ins Gesicht geschrieben. Sie freuten sich nach drei Wochen ihre Familien endlich wiederzusehen. Nur ich musste mich von meiner verabschieden. Ich hatte das Gefühl, dass sich jeder in der Halle freute. Alle außer meine sieben Freunde und ich. Mir war eher nach heulen zumute und prompt liefen mir auch die nächsten Tränen übers Gesicht. "Ich werde euch so vermissen.", sagte ich und im nächsten Moment fand ich mich in einer großen Gruppenumarmung wieder. "Wir werden dich auch vermissen.", sagten sie und von allen Seiten wurde ich erdrückt. Ich schaute in die Gesichter vor mir. Den sieben standen ebenfalls Tränen in den Augen. Hobi wischte sich gerade über die Augen und versuchte mich aufmunternd anzulächeln. "Wir werden uns wieder sehen.", sagte er zuversichtlich und ich nickte eifrig. Ich konnte nicht akzeptieren, dass wir uns die nächsten Wochen nicht mehr sehen würden. Ich war es so gewohnt jeden Tag mit ihnen zu verbringen, dass ich mich gar nicht daran erinnern konnte, wie es war, als ich die Jungs noch nicht gekannt hatte. Das kam mir alles wie ein ganz anderes Leben vor. So weit entfernt.

Neben uns traten plötzlich Männer in Anzügen und ich schätzte, dass es sich dabei um weitere Manager handelte. "Wir müssen los.", sagte einer von ihnen und sein Blick lag einen Augenblick bemitleidend auf meinem verheulten Gesicht. Die Jungs nickten traurig und einer nach dem anderen schlossen sie mich ein letztes Mal in ihre Arme, bevor sie einer nach dem anderen mit ihren Managern zu einem schwarzen Van gingen, der vor der Halle geparkt stand. Tae, Hobi und Jin standen dicke Tränen in den Augen, als sie mich zum Abschied umarmten. Namjoon und Jungkook versuchten stark zu sein und lächelten mich sogar aufmunternd an und als Yoongi mich zu sich zog hörte ich wie er schwer ausatmete. "Das ist nicht das Ende, hörst du Suji?", flüsterte er mir ins Ohr und neue Tränen sammelten sich in meinen Augen. Wenn es nicht das Ende war, warum fühlte es sich dann so endgültig an? "Lass dir von niemandem sagen, was du zu tun hast, sondern mach dein Ding, egal was du machst.", sagte er und zwinkerte mir ein letztes Mal zu bevor er mich etwas verwirrt zurück ließ. "Kommst du noch ein Stück mit?" Jimin sah mich von der Seite her an. Ich ergriff wortlos seine warme Hand, die er mir entgegen hielt und langsam machten wir uns auf den Weg zu dem schwarzen Van draußen. Mein Griff um seine Hand wurde mit jedem Schritt fester und ein paar Schritte bevor wir unser Ziel erreicht hatten, blieb ich stehe. Jimin drehte sich langsam zu mir um. "Also... das ist nun das Ende?" Jimin schaute mich traurig an. "Das ist nicht das Ende.", sagte ich und wiederholte so Yoongis Worte, die er mir eben noch zugeflüstert hatte. So ganz glauben konnte ich sie deswegen trotzdem nicht. Ich atmete tief ein. "Wir schaffen das... irgendwie." Jimin nickte und das Lächeln, das ich so sehr liebte schlich sich auf sein Gesicht. Seine Zähne blitzten auf und seine Augen strahlten in demselben warmen braun, welches mir schon am Anfang unserer Bekanntschaft aufgefallen war. Einfach wunderschön. "Ich weiß, dass wir das schaffen werden und ich werde dich so oft besuchen kommen, wie es geht." Jimin zog mich in eine feste Umarmung. Ich ließ meine Augen noch einen Moment geschlossen, um diesen Augenblick voll und ganz in mich aufzunehmen. Daran wollte ich mich immer erinnern. Ich wollte nicht, dass es aufhört. Ich wollte es nicht vergessen. "Ich liebe dich, vergiss das nicht.", flüsterte Jimin und schloss mich in seine Arme. "Und ich liebe dich.", murmelte ich gegen seine Brust und drückte ihn näher an mich. Ich sog seinen unvergleichlichen Geruch ein und krallte mich beinahe in den Stoff seines T-Shirts.

Er lehnte sich langsam nach vorne und gerade als ich die Augen schloss, um seine Lippen auf meinen zu spüren unterbrach uns ein Räuspern und wir lösten uns schweren Herzens voneinander. Ein Mann im Anzug stand vor uns und sah uns beinahe mitleidig an. "Wir müssen los, Jimin. Und du weißt... die Presse ist überall." Den letzten Satz sagte er mit einem Seitenblick auf mich und ich senkte den Kopf. Ich wollte nicht, dass er schon wieder Schwierigkeiten wegen mir bekam. Ich trat einen Schritt weg, doch Jimin hielt mich am Handgelenk fest. Jetzt traten auch Tränen in seine Augen und bei diesem Anblick konnte ich mich selbst nun auch nicht mehr zurückhalten. Dicke Tränen bahnten sich einen Weg nach draußen. "Nein. Nicht... bitte." Jimins Griff um mein Handgelenk wurde fester. Ich sah ihn durch meinen Tränenschleier liebevoll an. "E-es ist okay Jimin, i-ich will nicht dass du Ärger bekommst." Ich drückte seine Hand und langsam wurde sein Griff lockerer, bis er meine Hand ganz los ließ, womit gleichzeitig auch seine Wärme verschwand und die eisigen Außentemperaturen mich empfingen. "Wir werden uns wiedersehen.", sagte ich und Jimin nickte zögernd. "Jimin?"  Der Manager schaute ihn fragend an und Jimin nickte stumm. Er ging auf den Van zu und stieg die kleine Treppe empor. Ich blieb auf der Stelle stehen und schluckte schwer. Jetzt würde ich ihn wirklich für eine ganze Zeit nicht mehr sehen. Auf der letzten Stufe blieb Jimin plötzlich stehen und drehte sich noch einmal um. Keine Sekunde später war er wieder bei mir und legte seine Lippen fordernd auf meine. Ich schlang sofort meine Arme um ihn und er zog mich an der Taille näher an sich. Seine warmen Hände strichen mir über den Rücken und kleine Schauer breiteten sich von dort aus, wo er mich berührte. In unseren Kuss vermischten sich nun auch die salzigen Tränen und ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Schwer atmend lösten wir uns schließlich wieder von einander. "Mir ist es egal, ob ich Ärger bekomme oder nicht. Sollen ruhig alle sehen, dass ich glücklich bin.", sagte er und küsste mich noch einmal, bevor er endgültig und nur in einem Wimpernschlag in dem schwarzen Van verschwand. Ich konnte nicht verhindern, dass die Tränen schon wieder ihren Weg nach draußen fanden. Seufzend stieg auch der Manager ein und die Türen schlossen sich, ohne dass ich auch nur noch eine Sache hätte sagen können. Im Inneren konnte ich nur dunkle Silhouetten ausmachen. Allmählich fuhr der Van an und ich winkte ihm so lange hinterher, bis er um die nächste Ecke verschwunden war. Dann konnte ich nicht mehr verhindern, dass ich unkontrolliert anfing zu schluchzen. Die Schluchzer ließen meinen Körper erbeben und meine Muskeln zogen sich krampfhaft zusammen, als ich versuchte die aufkommende Leere in mir zu füllen.

Da stand ich also, wie ein kleines Mädchen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen und plötzlich schlossen sich zwei Arme um mich. "Shhh, alles wird gut.", sagte die Frau, die mir bei ihrer Umarmung beruhigend über den Rücken strich, aber beim Klang ihrer Stimme musste ich nur noch mehr schluchzen. "Mom?" Die Frau mit den kurzen braunen Haaren lehnte sich zurück, sodass ich ihr Gesicht sehen konnte und ich sah in die strahlend blauen Augen meiner Mutter. Obwohl ihr das Alter deutlich ins Gesicht geschrieben stand, strahlten ihre Augen nur so vor Lebensfreude, was mich in dem Moment nur noch mehr traurig machte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass meine Mutter hier her kommen würde um mich abzuholen und doch stand sie jetzt hier und tröstete mich in dem Moment in dem ich sie am meisten brauchte. In diesem Augenblick wurde mir auch klar, wie sehr ich sie eigentlich vermisst hatte. In den letzten Wochen war nur immer so viel los gewesen, dass ich keine Zeit dafür gefunden hatte einmal vollkommen auszuruhen. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gedacht, dass alles ganz normal war. Hinter meiner Mom tauchte jetzt auch Kelsey auf, die mich ihrerseits unter Tränen in ihre Arme schloss. "Ich hab dich so vermisst.", sagte sie und meine Tränen wollten gar nicht mehr aufhören zu fließen. Ich hatte beide so lange nicht gesehen und ich hatte nicht einmal damit gerechnet, dass sie mich hier abholen würden, auch wegen der Verfassung meiner Mom. "U-und i-ich habe e-euch vermisst.", brachte ich hervor umd umarmte beide. Dabei wollten mir die Worte meiner Mutter nicht mehr aus dem Kopf. Alles wird gut.

Das war mit Abstand das schwerste Kapitel, das ich je geschrieben habe. Ich hoffe euch geht es gut <3

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt