6| Der Tag beginnt

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Die Sonne schien strahlend in meine Kabine und ich streckte mich erst einmal genüsslich. Ich hatte vergessen den Vorhang zuzuziehen, deshalb war es noch recht früh, gerade mal halb 8. Obwohl ich nicht lange geschlafen hatte, war ich vollkommen ausgeruht. Ich dachte an den gestrigen Tag zurück und musste lächeln. Das ich die Jungs kennen gelernt hatte war wirklich ein Wunder gewesen. Sieben von 1900 Passagieren. Ich hoffte, dass wir uns auch weiter so gut verstanden.

Ich ging erstmal auf den Balkon und hielt mein Gesicht in die Sonne. Es war wirklich schon sehr warm. Ich überlegte, ob ich mich nicht schon in die Hängematte legen und etwas lesen sollte, entschied mich aber dagegen. Am besten man begann den Tag mit einem schönen Frühstück. Die Restaurants waren bestimmt schon auf. Nachdem ich mich geduscht hatte, zog ich eine lange Hose und ein Tshirt an und kämmte meine Haare bis sie mir fließend über die Schultern fielen. Ein letzter Blick in den Spiegel- fertig! Besser würde es nicht mehr werden.

Ich steckte alles ein, was ich brauchte und nahm den Plan des Schiffes hervor. Was stand denn überhaupt zur Auswahl? Es gab fünf Restaurants und in allen wurde etwas zum Frühstück angeboten. Vielleicht zum Steakhouse? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es dort etwas passendes zum Frühstück gab. Das Fischrestaurant war auch nicht mein Fall. Also eins von den Buffetrestaurants. Das auf dem 11. Deck war wohl am nächsten und mein Magen grummelte schon wieder und ließ mir so keine Wahl.

Ich machte mich also auf den Weg auf das 11. Deck und ich erwartete eigentlich, dass nicht viel los sein würde, doch wurde ich enttäuscht. Das Restaurant war bis zum Anschlag voll und alle Leute liefen mit Tellern beladen herum, auf der Suche nach einem Sitzplatz. Da ich allein war würde ich aber wahrscheinlich keine Probleme haben. Ich nahm mir erst einmal einen Teller und stapelte alles Mögliche darauf auf. Brötchen, Bacon, Rührei, Spiegelei, Käse, Müsli und, und, und. Es gab so viel Auswahl, dass ich total überfordert war und nicht wusste, was ich alles essen sollte. Als ich mir schließlich von allem etwas aufgetan hatte, lief ich durch den Raum und suchte mir einen Sitzplatz.

Hatte ich gesagt, dass ich als Einzelperson wahrscheinlich mehr Glück mit einem Sitzplatz hatte? Tja, da lag ich mal wieder total daneben. Ich hatte Mühe in dem Gewirr an Menschen überhaupt vorwärts zu kommen und einen freien Platz gab es wohl auch nicht mehr oder er wurde mir vor der Nase weggeschnappt. Ich sah wohl etwas verloren aus, als ich so durch den ganzen Raum lief, aber ein kleines Mädchen im Grundschulalter lief auf mich und zupfte an meinem Tshirt. "Du kannst dich da hinten hinsetzen, wir wollten gerade gehen.", sagte sie und zeigte mit dem Finger auf einen Tisch am Fenster an dem sie mit ihrer Familie saß. "Aww, das ist so lieb, danke!" Ich folgte ihr durch die Ansammlung von Tischen, an denen sie fröhlich vorbeihüpfte und musste lachen. Früher war ich auch so gewesen.

Ich bedankte mich noch bei der Familie, die in dem Moment aufstand, als das Mädchen wartend neben dem Tisch stand und setzte mich hin. Mein Blick folgte der Familie noch, bis sie schließlich außer Sichtweite waren. Das Mädchen hielt ihre Großeltern aufgeregt an der Hand und zog sie mit sich. Sie konnte es bestimmt gar nicht mehr erwarten das Schiff zu erkunden. Ich setzte die Tasse Kaffee an meinem Mund an, nahm einen Schluck und schaute aus dem Fenster. Die Wellen waren so hoch, dass es schien, als würde die Gischt bis an die Fenster spritzen. Das starke Schaukeln machte mir zum Glück nichts aus. Ich hatte extra schon eine Reisetablette genommen. Anderen Passagieren ging es jedoch nicht so gut. Manche sahen ganz schön mitgenommen aus.

"Ist der Platz noch frei?" Mein Blick fiel von den Wellen draußen auf die Person, die sich vor dem Tisch aufbaute. Hoseok ließ sich galant auf den Platz neben mir fallen. Jin, der hinter Hoseok zum Vorschein kam, setzte sich ebenfalls an den Tisch auf den Platz neben Hoseok. Der Rest der Gruppe kam auch an den Tisch, sie waren allerdings nur halb so gut gelaunt wie Hoseok und Jin. Yoongi legte seinen Kopf direkt auf den Tisch. Jungkook und Tae sahen genauso verschlafen aus und Namjoon sah aus als wäre ihm schlecht. 

"Verfolgt ihr mich etwa?", lachte ich. Hoseok sah mich gespielt erschrocken an. "Was? Das würden wir nie tun.", sagte er ironisch und lachte. Yoongi schaute uns nur mit einem verständnislosen Blick an und gleich darauf landete sein Kopf wieder auf der Tischplatte. "Hey, hey! Keine Müdigkeit vortäuschen!" Ich rüttelte an Yoongi's Arm, aber dieser grummelte nur etwas Undeutliches und vergrub seinen Kopf in seinem Pullover. "Gestern Nacht warst du doch auch wach." "Gestern Nacht?" Jimin stellte seinen Frühstücksteller auf den letzten noch freien Platz neben mir und sein Blick glitt prüfend zwischen Yoongi und mir hin und her. Tae's Blick lag forschend auf Jimin.

"Wir konnten gestern beide nicht schlafen und da hat Yoongi mir etwas von seinen Klavierkünsten gezeigt." Misstrauisch hob Jimin eine Augenbraue und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Ach, hat er das?" Etwas verwirrt von der plötzlichen kühlen Stimmung schaute ich in die Gesichter der anderen. Sie schienen alle auf einmal hellwach zu sein. "Ähm ja... also-", stotterte ich und Yoongi fiel mir ins Wort "Jetzt reg dich nicht auf Jimin, ich hab ihr nur was von I need you vorgespielt. Ist doch nichts dabei." Bei diesen Worten lehnten sich alle am Tisch näher zu mir und sahen mich erwartungsvoll an. "Ja und? Was sagst du?", stellte Jungkook die Frage, die alle beschäftigte. Ich fing an auf meinem Stuhl nervös hin und her zu rutschen. Bei so viel Aufmerksamkeit wurde ich immer unruhig. "Es.. es war gut, wirklich ich-", versuchte ich die richtigen Worte zu finden und zum zweiten Mal redete mir Yoongi rein. "Sie hat fast geheult als ich es gespielt habe." Vorwurfsvoll sah ich ihn an, doch er zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Jungkook schlug triumphierend mit der Faust auf den Tisch "HA, ich wusste es!", rief er und lachte. Der Rest am Tisch fiel in sein Lachen mit ein. Nur Jimin's Lächeln war etwas verhalten. Ich schüttelte nur den Kopf über ihr Benehmen. Die restlichen Menschen im Restaurant blickten uns komisch an, wendeten sich aber dann wieder von uns ab.

"Ich sag's ja, du wirst auch noch eine Army." Jungkook grinste mich über den Tisch hinweg an. "Eine was?" "Warts einfach ab." Auch auf meine weiteren Fragen, wollte mir keiner der sieben eine Antwort geben. Frustriert saß ich mit verschränkten Armen auf meinem Stuhl. Ich hasste Geheimnisse und ich spürte, dass hier etwas im Busch war. "Wenn man Suji so sieht, könnte man glatt meinen sie wäre eine Zweitversion von Jimin.", das Lachen von Taehyung schwoll noch weiter an, als Jimin die exakte Position einnahm wie ich. "Das ist echt gruselig", sagte Jin und beobachtete uns weiter aus den Augenwinkeln, während er sein Frühstück aß.

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt