25| Allein

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19:32 Uhr. 19:36 Uhr. 19:42 Uhr. Die Minuten strichen nur so dahin, während ich auf meinem Bett lag, die Decke anstarrte und nachdachte. Die Gespräche mit Taehyung, Hannah und selbst die Andeutungen von Fernando gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Er mag dich mehr, als es gut für ihn wäre. Sie mögen dich wirklich... Manche vielleicht mehr als die anderen. Früher oder später wirst du es einsehen müssen. Hatte Hannah womöglich Recht gehabt? Log ich mich wirklich selbst an, während ich für alle anderen doch ganz offensichtlich einen der Jungs mehr mochte als die anderen? Ich konnte diese Gefühle einfach nicht einordnen und das machte mich fertig. Ich versuchte krampfhaft eine bequeme Position auf meinem Bett zu finden, was allerdings dazu führte, dass ich mich gefühlte Stunden hin und her wälzte. Egal was ich zur Zeit machte, alles schien irgendwie schief zu gehen. Herrgott, ich konnte mir ja nicht einmal meine Gefühle richtig eingestehen. 

Als es an der Tür klopfte, blieb ich einfach stumm liegen. "Suji?", hörte ich gleich mehrere Stimmen auf dem Gang draußen fragen, aber ich rührte mich immer noch kein Stück. Ich bekam sogar ein paar Chat Nachrichten von den Jungs, da wir kurz bevor wir uns getrennt hatten, noch schnell unsere Nummern ausgetauscht hatten, aber ich machte mir nicht die Mühe darauf zu antworten. Ich wollte jetzt niemanden sehen oder hören. Ganz besonders nicht ihn. Erst einmal wollte ich mir über meine Gefühle sicher sein. Was für Hannah so sicher wie das Amen in der Kirche war, brauchte bei mir eben noch etwas Zeit um sich vollständig zu entfalten. Außerdem war ich mir wegen der möglichen Folgen noch nicht ganz sicher. Ich hatte noch nie eine richtige Beziehung geführt und der Gedanke daran machte mir plötzlich Angst. Was wenn es nicht so sein würde, wie ich es mir immer vorgestellt hatte? Was wenn ich einfach nicht gut genug war um ihm gerecht zu werden? Und allem vorraus die Frage, was er überhaupt für mich empfand. Nachher machte ich mir nur unnötige Gedanken und meine Gefühle liefen ins Nichts.

Durch zahlreiche Selbstzweifel geplagt raufte ich mich schließlich auf. Was ich jetzt brauchte war etwas zu trinken. Und zwar etwas Starkes. Mühsam schleppte ich mich ins Badezimmer und richtete mich so her, dass ich aus meinem Zimmer treten konnte ohne mich abgrundtief für mein Aussehen schämen zu müssen. Ich schnappte mir meine Sachen und ging dann in eine der Bars. Anscheinend war heute irgendwas besonderes, den die Musik kam mir schon im Gang aus großen Lautsprechern entgegen. Sobald ich in den Raum der eigentlichen Bar trat, empfingen mich schon zahlreiche bunte Lichter und eine riesige Diskokugel, die über einer tanzenden Menge schwebte.

Seufzend bahnte ich mir einen Weg durch die halb betrunkene Menschenmasse und bemühte mich, so wenigen Leuten wie möglich in den Weg zu kommen. Ich hasste es, wenn so viele Menschen auf einem Fleck versammelt waren. Deswegen mied ich auch für gewöhnlich allzu große Städte und seine Bevölkerung. Vorallem die Bevölkerung.

Ich ließ mich auf einen freien Barhocker fallen und mein Blick glitt über die Getränkeauswahl. Die Plätze neben mir waren alle frei. Die Musik war eine Mischung aus Rock und Popmusik und ich versuchte sie weitgehend zu ignorieren. Überall waren Menschen, die sich lachend unterhielten und dabei ihre Cocktails genossen und ich machte mich unwillkürlich kleiner auf meinem Sitz. Die meisten Menschen befanden sich auf der Tanzfläche und ich fragte mich, ob es eine gute Idee war alleine hier hin zu kommen. Viellleicht hätte ich doch lieber auf die Jungs warten sollen. Ich hätte sie eben nicht vor verschlossener Tür stehen lassen dürfen. Ich stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab und seufzte lautstark. Der Barkeeper kam auf mich zu und stellte mir ein großes Glas vor die Nase. Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe und der Mann lächelte mich freundlich an. "Der wurde Ihnen spendiert.", sagte er nur und wendete sich dann seiner anderen Kundschaft zu. Überrascht schaute ich mich in dem Raum um, konnte jedoch keine Person ausfindig machen, die mir womöglich den Drink ausgegeben hatte. Misstrauisch blickte ich zu dem Glas und nippte vorsichtig an der hellen Flüssigkeit. Ich verzog mein Gesicht. Das Zeug war bitter wie sonst was. Mit Tränen in den Augen schluckte ich das Getränk herunter und schob den Rest weit von mir weg. Das würde ich ganz bestimmt nicht zuende Trinken.

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt