21| Alles wieder gut?

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Ich hätte nicht überraschter sein können, als ich die Tür öffnete und einen geschockten Jimin vor mir sah. Er fuhr sich verlegen durch die Haare und lächelte mich schief an. "Ähh- k-kann ich reinkommen?", fragte er und ich zuckte nur mit den Schultern und öffnete die Tür weiter, sodass er neben mir in mein Zimmer treten konnte. Ich schloss die Tür und folgte ihm in die Kabine. Etwas zögernd fing er an zu reden.

"Hör zu, das mit gestern. Ich- ich wollte dich damit nicht überfordern oder so. Ich dachte nur..." Ein frustrierter Seufzer entfuhr ihm und er ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. "Ich mag dich- wirklich und- und ich dachte... ach, keine Ahnung, was ich dachte, aber ich habe geglaubt, dass du dich, keine Ahnung, f-freuen würdest?" Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe und schaute mich flehend an.

Ich setzte mich vorsichtig auf das Bett. "Danke.", sagte ich leise und er schaute mich perplex an. "W-wie jetzt?" Ich wich seinem Blick verlegen aus. "I-ich kann nicht gut mit Komplimenten umgehen. Als du gestern gesagt hast, dass ich- als du das gestern gesagt hast, da- da hab ich irgendwie Panik bekommen. I-ich bin sowas einfach nicht gewöhnt."

Jimin seufzte erleichtert auf. "Das heißt du bist mir gar nicht böse? Alles ist wieder gut?", fragte er hoffnungsvoll und ich konnte nicht anders, als ihn schockiert anzusehen. Wie konnte er sowas denken? Dass ich je sauer auf ihn sein könnte? "Was? Nein! I-ich war nie sauer auf dich. Ich meine du hast mir ein Kompliment gemacht und ich bin abgehauen. Wenn sich hier jemand entschuldigen muss, bin ich das. Es tut mir Leid, dass ich gestern einfach so abgehauen bin."

Jimin sprang von seinem Platz auf und umarmte mich stürmisch. Ich war so verblüfft von seiner Reaktion, dass ich die ersten paar Sekunden nur regungslos da stand. Vorsichtig erwiderte ich die Umarmung und sein Griff um mich verstärkte sich. Sein Kopf lag ruhig auf meinem. "Danke.", flüsterte er gegen mein  Haar und ich löste mich ein Stück von ihm, um ihn fragend anzusehen. "Wofür?", fragte ich. Grinsend schaute er mich an und zuckte kurz mit den Schultern. "Einfach nur so." Dann zog er mich noch einmal in die Umarmung. Wir standen eine Weile nur so da und irgendwie genoss ich seine Nähe.

Plötzlich klopfte es lautstark an die Tür und Jimin und ich schauten uns verwundert an. "Hey! Habt ihr's endlich da drinnen? Wir haben Hunger." Yoongi. Wir lösten uns voneinander. Jimin fuhr sich verlegen durch die Haare und ich lächelte ihn scheu an. Vor der Tür erhob sich eine andere Stimme. "Hey, wenn ihr... ähh allein sein wollt... ähh ich glaub  wir gehen besser." Das war Jin. Der letzte Teil war wohl an den Rest der Gruppe gerichtet, denn es wurde wieder lauter auf dem Gang. "Viel Spaß", rief Jungkook und ein Lachen entfuhr ihm. Ich riss geschockt meine Augen auf. Sie denken doch nicht etwa...?

Ich ging schnell zu der Tür und öffnete sie ruckartig. Die sechs Jungs starrten mich verdutzt an. "Ähh... Hi", brachte ich hervor und Jungkook sah mich schon beinahe enttäuscht an. Sie haben wirklich gedacht, dass... Bei dem Gedanken lief ich dunkelrot an. Jimin trat hinter mir aus der Kabine und lächelte in die Runde, als wäre nie etwas passiert. War es ja auch nicht, aber allein die Tatsache, dass seine Freunde dachten, dass etwas zwischen uns war, ließ mich unbehaglich fühlen. Unangenehm. Eine peinliche Stille entstand und ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Den anderen schien es wohl ähnlich zu gehen, denn bis auf Jungkook, der krampfhaft versuchte sein Lachen zu unterdrücken und Yoongi, der ausdruckslos die ganze Szenerie beobachtete, blieb es unangenehm still.

"Kommst du mit?", fragte mich Hoseok schließlich und brach so die Stille. "Hmm?" Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. "Zum Essen.", fügte Namjoon hinzu und ich winkte schnell ab. "Oh, nein nein, danke, i-ich hab schon gegessen.", sagte ich schnell. "Ich wollte sobald das Schiff angelegt hat nach draußen. Ich habe da was gebucht." Ich wollte den Jungs nicht schon wieder ausweichen, auch wenn sich die Geschichte jetzt wie eine billige Ausrede anhörte. Die Rundfahrt hatte ich schon gebucht, da hatte ich die sieben noch gar nicht gekannt.

"Achso... naja, vielleicht sehen wir uns ja noch.", sagte Jin und lächelte. Ich lächelte zurück und als Jimin neben mir auf den Gang heraus trat wurde mein Lächeln noch breiter. Ich war froh, dass er mir mein Verschwinden am Vortag nicht übelnahm und dass wir wieder normal miteinander reden konnten, auch wenn mich sein Verhalten ab und zu immer noch verwirrte.

"Also dann, wir sehen uns.", sagte Taehyung und zeigte mir sein unverkennbares Boxenlächeln und ich musste unwillkürlich lachen. Er schaffte es irgendwie diese komische Situation zu retten und aufzulockern. Sie winkten mir alle noch einmal zu und wendeten sich dann zu den Fahrstühlen. Jimin sah mich noch einmal lächelnd an. Der Rest stand schon wartend im Treppenhaus "Danke.", sagte ich ehrlich und er legte seinen Kopf schief. "Wofür?" Ein warmes Lächeln umspielte meine Lippen. "Einfach nur so.", sagte ich und sein breites Lächeln offenbarte mir einen schiefen Zahn, der mir vorher noch nie aufgefallen war. Dieses kleine Merkmal machte ihn irgendwie noch symphatischer.

"Jimin!" Taehyung stand am Rande eines Fahrstuhls und hielt die Türen davon ab sich zu schließen. "Komm endlich!" Jin winkte ihn ungeduldig zu sich. Alle anderen schienen auch langsam, entgegen ihres normalen Verhaltens, genervt zu sein. Du bist nicht du, wenn du hungrig bist.

"Bis bald!", sagte Jimin und sprintete auf die offenen Türen zu. Kopfschüttelnd beobachtete ich noch wie sich die Türen schlossen und schloss dann selbst die Tür zu meinem Zimmer.

Es würde noch etwas dauern bis wir angelegt hatten, also setzte ich mich in den Sessel und nahm ein Buch zur Hand, um die Zeit zu überbrücken. Meinen Rucksack hatte ich ja bereits gepackt. Ich schlug die ersten Seiten auf und roch den unverwechselbaren Geruch der Buchseiten. Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher und obwohl es eigentlich ziemlich traurig war, las ich es immer und immer wieder. Es steckte einfach so viel Wahres in dieser Geschichte. Irgendwie mochte ich den Autor und bei mir Zuhause stapelten sich die Bücher. Wenn ich denn mal zum Lesen kommen sollte, las ich meistens eins dieser Werke. Die Seiten waren schon abgenutzt. Das Buch gehörte eigentlich meiner Mutter, aber in letzter Zeit hatte sie nie Lust gehabt zu lesen. Oder überhaupt irgendwas zu machen. Meistens saß sie nur stumm auf ihrem Bett oder vor dem Kamin und starrte vor sich hin oder blätterte gelegentlich in alten Unterlagen.

Seufzend versank ich in dem Sessel. Wenigstens das Problem mit Jimin hatte ich aus der Welt geschafft. Ab jetzt würde alles wieder gut werden, dachte ich zumindest. Ich wendete mich dem ersten Kapitel zu und verlor mich schließlich zwischen den Seiten des Buches.

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt