44| Die Talentshow

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Ich war den ganzen Tag zu nichts zu gebrauchen gewesen. Die ganze Zeit lief ich nur auf und ab vor Aufregung und im Laufe des Tages wurde es immer schlimmer. Nicht einmal in der Nacht hatte ich richtig geschlafen, dabei hatte ich mir ständig eingeredet, dass es keine große Sache war. Es ist keine große Sache, Suji. Du gehst auf die Bühne, tanzt etwas und gehst wieder. Ganz schnell und einfach. Beruhig dich einfach. Und das ganze einfach vor 200 Leuten. Ja... das war wirklich sehr beruhigend. Meine Finger zitterten schon wieder als ich dieses Mal auf meine Hände starrte und Jimin ergriff sie mit seinen Händen. "Beruhig dich einfach, Suji. Atme ganz ruhig.", sagte er mir heute bestimmt auch schon zum zehnten Mal. Und genau wie die vorherigen Male brachte es... genau, gar nichts. Seine Worte bewirkten nur, dass ich noch einmal genauer über den Auftritt nachdachte, als ich es sowieso schon tat. In Gedanken ging ich jeden einzelnen Schritt noch einmal durch. Jimin seufzte. Meine Nerven waren wirklich zum Reißen gespannt. Angefangen hatte es bereits an diesem Morgen, als ich mit dem Gedanken 'Heute ist die Talentshow' aufgewacht war. Der nächste Schlag kam gleich darauf, als ich nicht wusste, was ich am besten anziehen sollte. Ich schrieb Jimin und als dieser sich nach zehn Minuten immer noch nicht gemeldet hatte, weil er anscheinend immer noch schlief, schrieb ich Hobi und er antwortete sofort. Er war eher einer von den Frühaufstehern. Er versprach sofort vorbei zu kommen und als er zwei Minuten später wirklich vor der Tür stand, wäre ich ihm beinahe übermütig um den Hals gefallen. Er durchsuchte meine Klamotten, bis er seiner Meinung nach das perfekte Outfit für diesen Tanz gefunden hatte, ein rotes Kleid, das ich auch dieses Mal nur eingepackt hatte, weil Kelsey mich ohne es nicht hatte gehen lassen wollen. Als hätte sie gewusst, dass ich es auf der Kreuzfahrt brauchen würde. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch herein passen würde. Mein Bauch hatte während der Reise trotz der vielen Unternehmungen zugenommen und ich wurde zunehmend panisch, als ich die eng geschnittene Taille sah. Hoseok machte sich darüber keine Gedanken. Er dachte, dass alles perfekt sein würde und im Endeffekt hatte er Recht gehabt. Das Kleid saß wie angegossen.

In dem Moment hätte ich es allerdings am Liebsten von mir gerissen und in die nächste Ecke gepfeffert. Das Theater füllte sich nach und nach. Von dort wo ich stand, hatte ich eine gute Sicht auf den Publikumsbereich. Und es wurde wirklich immer voller und voller. Wenn meine Hände nicht zitterten, dann taten es meine Beine und der Stoff, der sich um meine Beine bewegte wirbelte unaufhörlich hin und her. Jimin betrachtete mich besorgt und tat alles um mich zu beruhigen, aber seine Worte halfen kein Stück. Er seufzte und ließ meine Hand los. Alarmiert schaute ich ihn an, als er sich von mir abwandte und zum Ausgang lief. "Wo willst du hin?", fragte ich und meine Stimme klang etwas schrill. "Keine Sorge, ich bin gleich wieder da.", sagte er und bevor ich auch nur protestieren konnte, war er auch schon verschwunden. Ich zitterte. Am liebsten wäre ich ihm nachgerannt, aber meine Füße waren schwer wie Blei. Es kam mir vor wie Stunden, die Jimin weg blieb und ich immer nervöser wurde, wenn das überhaupt möglich war.

Er kam schließlich ganz ruhig in den Raum geschlendert, gefolgt von Yoongi. Der sah mich mitfühlend an und ich erwiederte sein Lächeln etwas gezwungen. Eigentlich war mir nicht nach Lächeln zumute. Eigentlich war mir nach gar nichts zumute. Ich wollte einfach nur noch in meine Kabine, mich in mein Bett einkuscheln und nie wieder aufstehen, denn nach diesem Auftritt würde ich meine Kabine sowieso nicht mehr verlassen können. So jedenfalls malte ich mir das Ganze aus. Yoongi stand nun genau vor mir und ich meinte Jimin noch leise 'Bitte, beruhige sie' sagen zu hören. Ich konnte mir schon denken, warum Jimin Yoongi geholt hatte. Von allen sieben war er derjenige, der immer diese besondere Ruhe ausstrahlte und andere somit beruhigte. Außerdem war er für mich schon wie ein Bruder geworden. Yoongi schaute mich eine Weile einfach nur stumm an. Dann seufzte er und legte seine Hände auf meine Schultern. "Was ist los? Hm?", fragte er und ich atmete auf und zuckte mit den Schultern. "I-ich weiß es nicht.", sagte ich ehrlich und er schmunzelte. "Ach komm schon, Suji. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber das brauchst du nicht. Du bist wirklich gut.", sagte er und ich biss mir auf die Lippe. Mein Schweigen fasste Yoongi anscheinend so auf, dass ich ihm nicht glaubte. Er seufzte noch einmal schwer. "Bei den Proben hat doch auch alles geklappt, warum also jetzt nicht?", fragte er und ich senkte den Blick. "Ich werde mich bestimmt vertanzen. Ich werde irgendwas total falsch machen und alle werden lachen und ich kann meine Kabine den Rest der Reise nicht mehr verlassen.", ließ ich meinen Sorgen endlich freien Lauf. Yoongi lachte erleichtert auf. "Und ich dache es wäre etwas Ernsthaftes." Ich starrte ihn entgeistert an. Als ob das keine ernsthafte Situation war! "Hör zu." Yoongi übte noch einmal Druck auf meinen Schultern aus, bevor er sie sinken ließ. "Ich weiß Lampenfieber ist scheiße, aber das kannst du ganz einfach ignorieren." Verwundert hob ich eine Augenbraue. "Wie denn?", fragte ich ehrlich neugierig und Yoongi lachte. "Hast du dir Jimin heute schon einmal angesehen? Er sieht heute echt gut aus.", sagte er und mein Blick glitt verstohlen zu Jimin. Er stand ein paar Meter von uns entfernt und bekam anscheinend nichts von unserem Gespäch mit, denn seine Augen verengten sich misstrauisch als wir beide zeitgleich zu ihm herüber sahen. Ich wurde rot und senkte den Blick. Jimin hatte seine schwarzen Haare gestylt und er trug eine enge schwarze Hose. Darüber trug er einen weiten Pullover, der aber leicht schimmerte, sodass man seine Muskeln darunter erahnen konnte. Ich schluckte. So ein Aussehen gehörte definitiv verboten!

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt