63| Die Neue

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In zwei Stunden musste ich fertig sein!! Ich hetzte durch die Räume der neuen Wohnung und schnappte mir alle meine Sachen. Ich duschte erst einmal in Rekordzeit. Das war auch bitter nötig. Wir hatten immerhin einen 12 Stunden Flug hinter uns. 12 Stunden auf engem Raum mit Leuten, die an 84 Stunden Deos glaubten. Logisch, dass das keine gute Idee war und die Luft, die uns beim Aussteigen entgegengeschlagen hatte, tat mir unglaublich gut, aber gleichzeitig musste ich mich auch fragen, ob ich mittlerweile auch so roch. So, als hätte ich seit Stunden kein Deo mehr benutzt. Als ich mit duschen fertig war, cremte ich meinen Körper noch mit einer Feuchtigkeitscreme ein und föhnte meine Haare so, bis sie mir lang und glatt über die Schultern fielen. Ich zog mir vergleichsweise normale Kleidung an, bestehend aus einer Bluse und einem Rock. Eigentlich war ich nicht der Typ, der gerne Röcke, geschweige den Kleider, anzog, aber Kelsey hatte darauf bestanden und auch meine Mutter nickte anerkennend, als ich in dieser Aufmachung vor die beiden trat. Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd als ich so da stand und ich freute mich so sehr, dass ich am Liebsten durch die Wohnung getanzt wäre. Bald würde ich Jimin endlich wiedersehen!!

"Wann muss ich los?", fragte ich und suchte vergeblich nach einer Uhr an der Wand. Kelsey hielt mir mein Handy entgegen. "Laut Karte brauchst du 10 Minuten zu Fuß. Am besten du gehst jetzt schon los.", lachte Kelsey. Ja, mein Orientierungssinn in Großstädten war selbst mit Karte nicht die beste. Falls ich mich verlaufen sollte, würde ich genug Zeit haben wieder auf den richtigen Weg zurückzufinden. "Viel Spaß!" Kelsey schaute mir zwinkernd hinterher und ich verdrehte lachend die Augen. Mit dem Handy in der Hand verließ ich das Gebäude und ging die Straßen Seouls entlang. Ich hatte das Gefühl, dass alle Menschen draußen waren. Die Straßen waren voll mit Autos und Motorrädern, die sich durch die Menge hindurchschlängelten und auf den Fußwegen sah es nicht besser aus. Überall waren Kinder mit ihren Eltern, die lachend den Gehweg entlang hüpften und Teenager, die mit Tüten beladen mit ihren Freunden lachten. Anscheinend gab es hier in der Nähe mehrere Shops. Mein Handy sagte mir, dass ich die nächste Straße abbiegen musste und so folgte ich der Route mehrere Minuten lang, bis mich eine Stimme aus dem Konzept brachte. "Suji?" Ich blieb abrupt stehen und drehte mich langsam zu der Person um. Er sah mich mit einem breiten Lachen, das selbst der Sonne Konkurrenz machte, an und ich fiel ihm um den Hals. "Ich hab dich vermisst, Hobi.", lachte ich und Hoseok wirbelte mich einmal in der Luft herum, bevor er mich wieder auf dem Boden absetzte. "Ich freu mich auch dich zu sehen, aber bist du nicht etwas früh?", fragte er und  im nächsten Moment zog er mich in eine kleine Seitengasse. "Wir müssen aufpassen, Jimin muss  hier auch irgendwo sein. Wir sollten Milchshakes organisieren, aber ich hab mich weggeschlichen, bestimmt sucht er mich schon." Ich nickte. "Apropos aufpassen. Musst du nicht aufpassen, dass du nicht erkannt wirst?" Er grinste. "In der Aufmachung?" Erst jetzt fiel mir seine Kleidung so richig auf. Er trug eine normale Hose und einen großen Pullover darüber, der ihm fast bis zu den Knien ging. Seine Kappe hatte er weit in die Stirn gezogen. Ich grinste ebenfalls. "Ich hab Jimin übrigens gesagt, er soll ein Milchshake für die Neue im Team mitbringen." Er grinste bis zu beiden Ohren. "Die Neue?" Er nickte, stolz auf seinen Einfall. "Ja, die Neue. Das ist ja noch nicht einmal gelogen. Erdbeermilchshake, richtig?" Ich leckte mir über die Lippen. "Du bist der Beste.", sagte ich und ich bekam allein schon Durst, als ich an die kühle Flüssigkeit dachte. Nach diesem Flug konnte  ich das gut gebrauchen.

"Wo muss ich jetzt überhaupt lang?",  fragte ich Hobi, bevor er wieder gehen musste. Immerhin sollte die Überraschung auch eine Überraschung bleiben. Und das konnte nur funktonieren, wenn ich auch wirklich ankam. Hoseok erklärte mir den Weg. Ich musste nur noch einen Block weiter gehen und dann wäre ich schon da. Sein Gesicht erhellte sich wieder. "Es ist so toll dich wiederzusehen.", sagte er und umarmte mich noch einmal stürmisch. "Aber am besten du bedeckst deinen Kopf, Jimin erkennt dich unter tausenden.", sagte er und überlegte eine Weile, bis er eine Mütze aus seiner Tasche hervorholte und über meinen Kopf zog. Ich kicherte. "Danke." Er zwinkerte mir kurz zu und warf dann einen Blick aus der Gasse. "Jimin ist da hinten und sucht mich. Besser wenn ich zu ihm gehe, bevor er dich entdeckt.", sagte er und zeigte unauffällig vor einen Laden. Tatsächlich stand davor Jimin, zwar genauso verhüllt wie Hobi, aber ich würde ihn selbst erkennen, wenn er einen Kilometer von mir entfernt in einer Menge stehen würde. Mein Herz machte einen hoffnungsvollen Sprung und Hobi schüttelte lachend den Kopf. "Das wird später noch sehr witzig werden.", sagte er und sprang auf die Straße. "Bis später.", raunte er mir zu und ich setzte meinen Weg fort. Obwohl Hobi mir den Weg erklärt hatte, behielt ich mein Smartphone fest in der Hand.  Ich wollte nichts riskieren. Nach einer kurzen Zeit hatte ich mein Ziel erreicht. Ich stand vor dem Big Hit Gebäude. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich das Gebäude betrat und die kühle Luft einsog.

"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Eine Frau mit schwarzen Haaren lächelte mich freundlich an und ich erwiderte das Lachen augenblicklich und verbeugte mich. "Ja, ich bin Choi Suji. Ich bin neu hier und hab keine Ahnung wo ich hin muss.", gab ich zu und die Frau lächelte. "Ja, hier kann man sich schnell verwirren, aber wenn man sich einmal auskennt, geht es. Glauben Sie mir, nach einer Woche kennen Sie das Gebäude wie Ihre Westentasche." Sie tippte etwas in ihr Smartphone und ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. "Aha, der Überraschungsgast also." Ich lachte. Ob die Überraschung gelingen würde, würde sich noch zeigen. "Kommen Sie mit, ich bringe Sie zum Probenraum.", sagte die Frau und eilte gleich darauf mit schnellen Schritten durch das Gebäude. Bei so vielen Wegen und Abzweigungen bezweifelte ich, dass ich das Gebäude in einer Woche auswendig kennen würde. Bei mir würde das mindestens ein Jahr dauern. Die Frau brachte mich zu einem unscheinbar wirkendem Raum und hielt sie mir einladend auf. Ich bedankte mich noch bei ihr, da wurde ich bereits von allen Seiten erdrückt. Lachend erwiederte ich die Umarmungen der Jungs und versuchte die Sätze zu verstehen, die sie durch die Gegend riefen. Das Ganze war ein heilloses Durcheinander, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. "Okay, Okay, lasst sie atmen!" Namjoons Stimme hallte durch den vergleichsweise kleinen Raum und augenblicklich traten die Jungs einen Schritt von mir weg. Ich strahlte sie einen nach dem anderen an. Yoongis Haare strahlten in einem hellen Blau, während Jungkooks, Taes, Jins und Namjoons Haare in verschiedenen Brauntönen gehalten waren.

"Ich hab euch so vermisst.", sagte ich und Tränen sammelten sich bereits wie zuvor in meinen Augen. Jungkook reichte mir ein Taschentuch und ich lächelte ihn dankbar an, während ich mir damit über die Augen wischte. "Wir haben dich auch vermisst, Suji." Tae grinste mich mit seinem unverwechselbarem Boxenlächeln an. Unsere Gesichter strahlten um die Wette. Es war zwei Monate her, aber es kam mir so vor, als hätten wir uns gar nicht so lange nicht gesehen. Direkt war wieder alles beim Alten und wir blödelten etwas herum, bis Yoongi plötzlich ernst wurde. 

"Du glaubst nicht wie sehr uns Jimin auf die Nerven gegangen ist.", sagte er und ich zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Er lächelte leicht. Wir saßen in einem Kreis auf dem Boden des Probenraums und Yoongi lehnte sich nach hinten, bevor er weitersprach. "Jeden Tag hat er von dir geredet und wenn wir Pause hatten, saß er immer in einer Ecke und hat sich Bilder von euch zwei angeschaut. In der ersten Woche war das ja noch in Ordnung, aber irgendwann hat es angefangen zu nerven." Ich seufzte.  Das war einfach zu süß. "Als ich einmal in sein Zimmer kam, hab ich ihn erwischt wie er geweint hat.", fügte Jungkook hinzu und meine Augen weiteten sich. Auch die restlichen Jungs schauten ihn verwundert an. Tae legte seine Stirn in Falten. "Das hast du nie erzählt.", sagte er vorwurfsvoll und Jungkook lächelte nervös. "Er hat mich schwören lassen, dass ich es keinem von euch erzähle." Die Jungs nickten. Jimin war das ganze bestimmt total unangenehm gewesen und mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten ihn endlich wieder zu sehen.

"Wie habt ihr euch das eigentlich vorgestellt? Ich meine mit der Überrasschung?" Meine Augen lagen fragend auf ihnen und augenblicklich erhellten sich ihre Mienen. Namjoon lachte. "Wir haben uns da etwas ganz besonderes überlegt..." Sein Grinsen wurde breiter, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. Ich glaubte nicht, dass ich dieses abenteuerliche Funkeln in seinen Augen besonders mochte. "Und das wäre?" Mein Herz schlug plötzlich schneller. Was hatten sie sich bloß überlegt?

"Die Sache ist, wir haben nachher noch ein Konzert und wir dachten uns wir holen dich kurzerhand auf die Bühne." Meine Augen sprangen mir beinahe aus dem Kopf, als Yoongi das ganze so leicht dahin sagte. "A-auf die Bühne? I-Ich?" Ich wurde zunehmend panisch und schüttelte vehement den Kopf. "Nein, das könnt ihr mir nicht antun. Bitte, alles bloß das nicht!" Ich hatte so schon Probleme auf Menschen zuzugehen und dann sollte ich direkt auf eine große Bühne vor Millionen von Fans treten? Unvorstellbar. Jungkook legte mir beruhigend eine Hand auf den Arm. "Es ist so, dass es um Jimin sowieso schon genüged Gerüchte gibt, dass er eine Freundin hat. Wenn wir dich auf die Bühne holen und so eure Beziehung bekannt geben, würde das direkt alle Probleme lösen." "Und du müsstest dir keine Gedanken darüber machen, dass euch irgendjemand sehen könnte, wenn ihr auf Dates geht und dann irgendwelche Vermutungen anstellt." Tae wackelte mit seinen Augenbrauen. Ich atmete tief ein und aus. Dadurch würde sich wirklich einiges vereinfachen. Ich biss mir auf  die Unterlippe. Die Augen der Jungs lagen abwartend auf mir. Ich seufzte. "Wie viele?" Die Jungs grinsten. Sie wussten, dass sie mich an der Angel hatte. "Es geht hier um ein kleines unbedeutendes Konzert in der Innenstadt. Knapp 10.000 Sitzplätze." Namjoon machte wohl Witze. Unbedeutend? 10.000 Sitzplätze? Ja genau! Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Wenn das mal gut ging...

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt