47| Und jetzt?

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Jimins POV

Ich stand bei dem Terminal und konnte nur noch dabei zusehen, wie Suji den Gang entlang lief und  damit aus meinem Blickfeld verschwand. Der Mann von der Security durchschaute meine Taschen und suchte nach dem Grund für das Piepsen des Terminals. Er hielt mir mein Handy vor die Nase. "Das nächste Mal legen sie alle elektronischen Geräte in den Behälter. Dann kommt sowas auch nicht wieder vor.", sagte er. In dem Moment hätte ich mich nicht weniger darum kümmern können, was der Mann vor mir sagte. Wortlos nahm ich meine Sachen entgegen und war drauf und dran Suji nachzulaufen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. "Lass ihr Zeit." Jin und die anderen waren hinter mir aufgetaucht. Wie hatten sie die Fans bloß so schnell abwimmeln können? Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss mit ihr reden. Ich muss es ihr doch erklären.", versuchte ich Jin abzuschütteln, doch dann stellte sich mir auch Yoongi in den Weg. "Dafür ist es jetzt zu spät. Meinst du nicht sie wird sich schon längst alles selbst zusammen gereimt haben?", fragte er mich und mein Blick senkte sich. Meine Atmung ging stoßweise. Was sollte ich sonst tun? Ich hatte Suji nur so lange vorenthalten, dass ich ein Idol war, weil ich nicht wusste wie sie reagieren würde. Ich hatte mir fest vorgenommen mit ihr zu reden, dabei sollte sie doch unter keinen Umständen so hinter die ganze Wahrheit kommen.  Das hatte ich alles nicht gewollt. Ich seufzte. "Leute, ich muss mit ihr reden!" Meine Stimme wurde immer lauter und meine sechs Freunde schauten mich nur  stumm an. Ich riss mich aus Jins Griff und ging den Gang entlang zum Treppenhaus. Unter normalen Umständen hätte ich den Aufzug genommen, aber jetzt waren mir selbst die paar Sekunden warten zu lange. Ich hetzte die Stufen hinauf. Ich konnte hören, dass meine Freunde direkt hinter mir waren, aber es kümmerte mich eigentlich wenig. Alles was jetzt zählte war Suji. Ich musste ihr doch sagen, dass das alles keine Absicht gewesen war, dass ich ihr das alles so lange verschwiegen hatte und wie sehr ich sie liebte. Gott, wie sehr ich sie doch liebte. Ich konnte es nicht einmal richig in Worte fassen. Ich hatte sogar meine sechs Freunde schwören lassen, dass sie ihr nichts verrieten. Ich hatte damals gedacht, dass sie einverstanden mit dem waren, was ich tat, aber jetzt waren ihre Blicke irgendwie enttäuscht. Wenn ich so darüber nachdachte, hatten sie mir sogar mehrmals geraten endlich die Wahrheit zu sagen, aber ich hatte ihnen nie wirklich zugehört. Es war einzig und allein mein Fehler gewesen, dass alles so gelaufen ist und das Suji jetzt am Ende mit der Welt war.

Jede Sekunde, die ich an sie dachte, schnürte sich mein Herz enger zusammen, weil ich genau wusste, wie es ihr gerade ging. Ich  hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen. Es war das erste Mal, das sie mich mit diesem Gesichtsausdruck angeschaut hatte. In ihren Augen schimmerten Tränen und ich konnte geradezu sehen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie schaute mich so an, als würde sie mich in diesem Augenblick zum ersten Mal richtig sehen. Nicht nur als Park Jimin sondern als Idol Jimin aus BTS. Und genau davor hatte ich Angst gehabt. Sie sollte mich nicht nur als Idol sehen, sie sollte mich so sehen wie ich wirklich bin. Als Jimin, Chim Chim oder Jiminie oder egal was sie sich für einen Namen für mich ausdachte. Weil es das war, was sie in mir sah und nicht das was die Medien oder irgendwelche Fotoshootings und Videos von uns zeigten. So wie sie mich kennen gelernt hatte, das war mein wahres Ich. Weil ich mich nämlich nicht hatte verstellen müssen. Ich hatte so sein können wie ich wirklich war. Doch jetzt war mir so  langsam klar geworden, dass ich Suji den beinahe wichtigsten Teil von mir verschwiegen hatte. Park Jimin und BTS Jimin waren ein und dieselbe Person. Und Jimin von BTS war genauso ein Teil von mir wie der Park Jimin, den Suji kennen gelernt hatte. Ich musste endlich damit aufhören mich zu verstecken. Und ich musste Suji auch diesen Teil von mir offenbaren. Ich hatte es ja nur gut gemeint. Ich wollte sie auch schützen, vor den Medien und den ganzen Hasskommentaren, die jetzt sicherlich kommen würden. Ich war das mittlerweile irgendwo schon gewohnt, aber sie war es nicht. Wie würde sie damit umgehen?

Meine Füße trugen mich wie von selbst zu ihrer Kabine, während ich meinen Gedanken nachhing. Aber kurz vor ihrer Kabine hielt mich jemand am Arm fest. "Tu das nicht." Taehyungs Arm lag um meinen und ich seufzte. "Ich muss es ihr erklären, versteht das doch.", sagte ich fast schon bettelnd und Tae sah mich mitleidig an. Ich hatte schon beinahe Tränen in den Augen. "Du musst ihr Zeit lassen.", sagte jetzt auch Jungkook. Hobi nickte schnell. "Ihr habt nicht gesehen, wie sie mich angeschaut hat.", sagte ich und senkte den Kopf. Ihre rot unterlaufenden Augen verfolgten mich beinahe und ich konnte diesen Anblick nicht aushalten. Ich konnte es nicht leiden, wenn sie traurig war und so zerbrechlich aussah, als könnte sie bei jeder kleinsten Bewegung unter meinen Fingern zusammenbrechen. "Lass erst einen von uns mit ihr reden.", schlug nun Namjoon vor. Ich schüttelte vehement den Kopf und Namjoon seufzte. "Na los Jimin, lass Jin mit ihr reden und ihr alles erklären.", sagte er weiter. "Danach wird alles wieder gut werden, versprochen." Mein Blick schoss abrupt  in die Höhe. Namjoon sah mich aufmunternd an. Und er hatte es versprochen. Er versprach nichts, was er auch nicht einhalten konnte und diese Worte beruhigten mich ungemein. Andererseits hatte ich auch die Befürchtung, dass das das erste Versprechen sein würde, welches er nicht einhalten konnte. Ich nickte vorsichtig und Namjoon lächelte. "Also dann.", sagte er und wir waren gerade dabei uns zu trennen, als Hannah, Sujis Freundin, die wir nur kurz kennen gelernt hatten, energisch auf uns zugesteuert kam. Sie sprach Namjoon auf Englisch an. "Was ist passiert? Warum ist Suji weinend auf ihr Zimmer gerannt?" Ihr Blick traf auf mich und ihre Augen verengten sich. "Was hast du gemacht?", fragte sie mich vorwurfsvoll und sie wäre mir sicher an den Hals gesprungen, wenn Jungkook sie nicht abgefangen hätte. "Beruhige dich, Hannah.", sagte Namjoon und Jin winkte sie zu sich. "Ich erkläre dir alles auf dem Weg.", sagte er und Hannah nickte misstrauisch. Als sie an mir vorbei ging schaute sie mich noch einmal wütend an und ich senkte den Blick. Wenn Hannah nur halb so sauer auf mich war wie Suji, dann konnte ich mich wohl auf was gefasst machen. Und ich konnte es ihr nicht einmal verdenken. Meine Hände zitterten, als Kookie und Tae mich den Gang entlang schoben. "Na komm, alles wird gut.", sagte Hobi und lächelte mich aufmunternd an. Sein Lachen, das mich sonst in jeder Situation aufmuntern konnte, führte heute nur dazu, dass ich mich schlechter fühlte. So weit hätte es erst gar nicht kommen dürfen. Wenn ich Suji doch nur von Anfang an die Wahrheit erzählt hätte. Ich schüttelte den Kopf. Es war zwecklos darüber nachzudenken, was sonst hätte passieren können. Was passiert war, war passiert und es ließ sich leider nicht mehr ändern.

Ohne dass ich es gemerkt hatte, waren wir bei der Kabine von Kookie, Hobi und mir angelangt. Hobi hatte seine Bordkarte hervor geholt und das Zimmer aufgeschlossen und Jungkook schob mich weiter aufs Bett. Ich setzte mich hin und starrte unruhig auf meine Hände. Sie zitterten immer noch. Yoongi hatte es sich in dem Sessel bequem gemacht und seufzte nun. "Du weißt ja was du falsch gemacht hast, oder?", sagte er mahnend und ich nickte stumm. "Also müssen wir ja nicht weiter drüber reden, richtig?" Ich nickte erneut. Ich konnte sowieso nicht darüber reden, weil ich befürchtete, dass ich dann jeden Augenblick ausbrechen würde. Sujis Blick ging mir die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf und selbst als ich die Augen schloss, um von der Dunkelheit umfangen zu werden, erschien sie vor meinem inneren Auge. Ich seufzte. Was hatte ich nur getan? Ich sank auf meinem Platz zusammen. Wie musste sie sich jetzt wohl fühlen? Ich konnte nur hoffen, dass Jin und Hannah mir ihr reden würden und das alles wieder gut werden würde, genauso wie Namjoon es versprochen hatte und genauso wie ich es mir aus tiefstem Herzen wünschte.

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt