60| Hoffnung

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Es war anscheinend wirklich passiert. Das war kein Traum, sondern die pure Wirklichkeit. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Mein Blick glitt immer wieder zu dem Brief in meinen Händen und ich schüttelte ungläubig den Kopf. Eine Reise an einen Ort unserer Wahl und das für ganze zwei Wochen. Mit  diesem Preis hätte ich nie gerechnet. Nicht eine Sekunde lang. Ich träumte bereits von weiten Sandstränden und dem blauen Meer,  das an diesen Strand schwappte. Nur Jimin und ich alleine. Wir würden so viele schöne Momente zusammen erleben, dass ich mich jetzt schon darauf freute.

"Also eigentlich ist es perfekt." Jin sah uns erwartungsvoll an. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und er zuckte mit  den Schultern. "Naja, du kommst uns besuchen, wenn wir frei haben und dann geht's los.", sagte er euphorisch und klatschte in die Hände. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Namjoon schüttelte den Kopf.  "Du weißt aber schon, dass wir nicht mitfahren werden, wenn es so weit ist, oder?", fragte er und sofort sanken Jins Mundwinkel nach unten. "Aber warum nicht?" Seine Augen waren ganz groß geworden und er schaute uns fast schon bettelnd an.  Ich lachte nervös und Jimin zog mich wortlos an sich heran. Namjoon warf Jin einen 'Ist-das-dein-Ernst'-Blick zu und weder Jimin noch ich sagten etwas zu diesem Thema. Ich wollte Jins Hoffnung nicht zerstören. Jin fing an zu schmollen und ich seufze leise. Mein Blick lag auf Jimin, der seine Lippen zusammenkniff. Es sah nicht so aus, als würde er etwas sagen wollen. "Vielleicht findet sich ja ein Termin an dem wir alle können.", sagte ich zögernd und Jimin spannte sich neben mir an, Jins Miene wurde allerdings wieder fröhlicher.  "Super!", rief er und sprang von seinem Platz auf. Jimin sah mich tadelnd an. "Das war wirklich nicht nötig.", sagte er leise und ich nickte. "Ja, ich weiß, aber er sah so traurig aus.", sagte ich und schaute Jimin entschuldigend an. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Du bist einfach zu nett.", sagte er und ich lachte ebenfalls. "Du doch auch.", sagte ich und darauf konnte er nichts weiter erwidern. "Ich hatte mich schon auf einen Urlaub zu zweit gefreut." "Ich auch ehrlich gesagt. Dann müssen wir einfach zweimal fahren. Einmal mit den Jungs und einmal ohne.", schlug ich vor und Jimin nickte nachdenklich. "Oder einer von uns beiden muss ihnen beibringen, dass wir alleine fahren. ", sagte er leise. "Du meinst du musst es Jin beibringen.", sagte ich und auf Jimins Gesicht schlich sich ein kleines Lächeln. Von den anderen hatte bestimmt jeder begriffen, dass, wenn es zu dieser Reise kam, Jimin und ich alleine fahren würden. Nur Jin schien nicht eine Sekunde an diese Möglichkeit gedacht zu haben, dabei stand in dem Brief eindeutig 'für zwei Personen'.

"Würdest du mich denn überhaupt besuchen kommen?", fragte Jimin nun und ich schaute ihn entgeistert an. "Was ist das denn überhaupt für eine Frage." Ich nickte überschwänglich und Jimins Grinsen wurde wieder breiter. Das war das Lachen, was ich mir im Gedächtnis behalten wollte. Dieses Grinsen war es welches ich sehen wollte, wann immer ich die Augen schloss und an Jimin dachte. Die Stimmung war etwas besser, als die Tage zuvor, obwohl das Ende jetzt unmittelbar bevorstand. Vielleicht lag es auch an dem Preis. Das hieß nämlich,  dass wir uns früher oder später tatsächlich wieder sehen würden. Das hatte ich, und Jimin bestimmt auch, zwar fest vor, aber es war doch irgendwie beruhigend zu wissen, dass es so einen Gutschein gab und er wirklich irgendwann eingelöst werden musste.

"Wo würdest du denn gerne hin reisen?",  fragte Jimin und ich machte ein nachdenkliches Gesicht. "Ich weiß nicht... Hast du irgendwelche Vorschläge?", fragte ich und er grinste verschmitzt. "Mir ist alles egal, Hauptsache du bist da.", sagte er und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ein Teil fand diese Aussage ziemlich kitschig und der andere Teil wäre bei diesem Satz am liebsten dahin geschmolzen. Ich entschied mich für eine Mischung aus beidem. Ich schlug ihm leicht gegen den Oberarm und platzierte dann eine Kuss auf seiner Wange, was den anderen nicht verborgen blieb. Hobis "Aww" ging jedoch allgemein in der etwas angewiederten Miene und dem lauten Schnauben von Yoongi unter und wir konnten uns das Lachen einfach nicht verkneifen. "Das ist einfach zu süß.", sagte Yoongi bitter und Jin schlug ihm auf die Schulter. "Ja, ja, Suga, wir haben verstanden.", sagte er und Yoongi verdrehte die Augen, bei der Erwähnung seines Stagenamens. Jungkook kicherte ungehalten und Tae sah so aus, als würde er das ganze Gespräch nicht einmal ansatzweise mitbekommen, sondern über den Sinn des Lebens nachdenken. Ich fuhr mir durch die Haare und beobachtete Jimin, wie er dem Gespräch der Jungs folgte. Mein Kopf landete wie von selbst an seinem Arm und ich ließ meine Gedanken schweifen.

Wenn die Reise hier zuende war, konnte ich mich immerhin auf die nächste Reise freuen. Ich musste unbedingt herausfinden, wann Jimin frei bekommen würde oder wann er sich Freizeit nehmen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie es in ihrem Zeitplan aussah. Das Comeback sollte bevorstehen, ich durfte mir also keine so großen Hoffnungen machen, dass es in den nächsten Monaten mit einer so großen Reise funktionieren würde. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, bekam ich bereits Fernweh, dabei waren wir noch nicht einmal in Deutschland angekommen. Ich würde das Schaukeln des Schiffes und den Geruch des Meeres, der mich jeden Morgen aufs Neue empfing sicher vermissen. Da nutzte es auch nichts, dass wir an die tausende Fotos geschossen hatten. Dieses Gefühl an der Reling zu stehen und den Wind in seinen Haaren zu spüren, würde ich für längere Zeit nicht mehr zu erleben dürfen, zumindest nicht bis auf Weiteres. Niemand wusste, was die Zukunft einem brachte. Und wer weiß, vielleicht fanden die Jungs und ich uns in naher Zukunft wieder auf einem Kreuzfahrschiff wieder. Und selbst wenn nicht, allein Zeit mit den Jungs zu verbringen, und sollte es auch nur in einem kleinen Zimmer bei ihnen zuhause sein, sollte mir schon genügen. Das war alles, was ich verlangen konnte, wenn ich an unsere Zukunft dachte. Immerhin waren sie auf dem besten Wege eine weltweite Sensation zu werden. Und auf diesem Weg wollte ich sie unbedingt begleiten. Unsere Zukunft sollte außergewöhnlich werden. Dessen war ich mir zu hundert Prozent sicher.

Bon Voyage - cruise (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt