31. Kapitel

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Nach wenigen Minuten kam ich mit trockenen Klamotten und einem Putzlappen zurück in Noah's Zimmer. Gerade als ich meinen Blick vom Boden hob, zog Noah sich gerade seine Traininerhosen über seinen Po. Diese Millisekunde reichte gerade noch, einen schaulustigen Blick auf ihn zu werfen. Zum Glück stand er mit dem Rücken zu mir und drehte sich erst um, als ich meine Augen wieder auf die Pfütze gerichtet hatte.

Er schaute mich überrascht an, doch schien kein bisschen peinlich berührt zu sein. Kein Wunder, er hatte sich vor mir schon nur in Boxershorts präsentiert, zu meinem Vergnügen. ,,Oh, du bist schon da? Ich hab dich gar nicht gehört.'' Wieder hob ich meinen Blick und schaute ihm zu, wie er sich ein frisches, schwarzes T-Shirt aus dem Schrank schnappt und es über seinen Kopf zog. Ich erhaschte noch einen letzten Blick auf seinen Waschbrettbauch, bevor er von dem ausgewaschenen Stoff bedeckt wurde. Es sah ziemlich alt aus, doch ich konnte mir vorstellen, wie weich sich der Stoff auf der Haut anfühlte.

Ich wendete meinen Blick wieder von ihm ab und erinnerte mich daran, warum ich nochmals hier war. Ich kniete mich vor der Pfütze auf den Boden und schmiss den Lappen darauf. Das Wasser saugte sich in den Lappen ein. Noah trat vor mich hin, das merkte ich (1.) daran, weil ich seine Füsse von meinem Blickwinkel aus sehen konnte, und (2.) weil ich seine Nähe in einem Raum einfach merkte. Das war ziemlich seltsam, dieses Gefühl.

Er setzte sich vor mir auf den Boden und streckte seine Hand aus. Erst schaute ich verwirrt auf seine Hand, dann hob ich meinen Blick, damit ich in seine dunklen Augen schauen konnte. Draussen war es dunkel und Noah's Licht war stark gedämmt, so dass ich fast nur noch seine Umrisse erkennen konnte. Na ja, und seine Augen, die den Mond wiederspiegeln. ,,Was?'', fragte ich und putzte weiter. ,,Lass das, das trocknet schon von alleine!'', lallte er und versuchte mir den Lappen aus der Hand zu reissen. Doch dabei schwankte er ein wenig.

Ich blickte ihn mit zugekniffenen Augen an. ,,Bist du etwa schon wieder High Noah?'', fragte ich entsetzt und seufzte. Die Pfütze spielte gar keine Rolle mehr.

Er zuckte in paar Mal mit den Schultern und blickte durch sein Zimmer. Okay, er war definitiv High, denn ein normaler Mensch, der noch bei Sinnen war, würde sich nicht so komisch bewegen und verhalten. ,,Und wenn schon...'', murmelte er nach einer Weile und konzentrierte sich wieder auf mich. Er streckte seine Beine aus.

,,Du solltest keine Drogen nehmen'', meinte ich und stützte mich an meinen Ellbogen ab.

,,Tu nichts, was du nicht solltest? Ach komm schon, Skylynn, gib es zu. Du bist auf keinen Fall so unschuldig, wie du alle glauben lässt. Du bist wie der Rest von uns Sündern. Dann rauchst du eben nicht und nimmst keine Drogen, oder vögelst die Nacht durch. Wie auch immer. Du kannst mir nicht erzählen, dass du keine andere Laster hast. Jeder hat welche.'' Als ich nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: ,,Erzähl mir was über dich, dass mich schockieren würde.''

Ich überlegte. ,,Dich schockieren?'' Er nickte und hob seine Brauen hoch. Er glaubte wohl nicht, dass es irgendwas an mir gab, was ihn schockieren könnte.

Ich würde ihn so sehr schockieren, dass er noch tagelang an meine Reaktion denken wird. Ich rutschte zu ihm hinüber und beugte mich zu ihm. ,,Ich denke an dich, Noah'', flüsterte ich in sein Ohr und berührte seinen Oberschenkel, um mich abzustützen. Meine Hand kribbelte. ,,Nachts, im Bett. Ich stelle mir vor, wie ich dich küsse, während du deine Hände in meine Haare vergräbst. Wie sich unsere Zungen berühren. Wenn ich mir vorstelle, wie sich die Muskeln deiner nackten Brust unter meiner Hand anfühlt, berühre ich Teile an meinem Körper, die nur allzu gerne ein Junge an einem Mädchen berühren würde.''

Ich lehnte mich etwas zurück, damit ich in seine Reaktion sehen konnte. Er starrte mich an, als wäre ich ein Ausserirdischer vom Planeten Mars. Ich grinste leicht und war erstaunt über mein plötzlich vorhandenes Selbstbewusstsein. Jedoch war ich zufrieden, dass ich es geschafft hatte, Noah sprachlos zu machen.

Heavenly dreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt