Ich war froh darüber, David einen Besuch abgestattet zu haben, auch wenn er immernoch gegen den Entscheid in eine Entzugsklinik zu gehen war. Trotzdem bereute ich es nicht, ihm meine ehrliche Meinung dazu gesagt zu haben. Wir hatten alles ausdiskutiert, und ich würde mich schon beinahe glücklich fühlen, wenn mich nun nicht die Sache von Jordan und Noah bedrücken würde.
Eines wusste ich jedoch, und zwar, dass ich selbst dieses unangenehme Detail so schnell wie möglich aus der Welt schaffen wollte, weshalb ich nun auch auf dem Vorderplatz des Campus stehe, um meine Schwester zu sehen. Gerade als ich die Eingangstüre des Wohnhauses von Jordan erspähte, geriet eine mir nur allzu bekannte Person ins Gesichtfeld, die wohl das Gleiche vor hatte wie ich. Was um alles in der Welt tat er hier? Ich dachte, die beiden würden sich mitlerweile hassen.
Ich folgte Noah nach 15 sekündigem Warten vor der Tür die Treppe hinauf, in der Hoffnung, er würde nicht in den Gang abbiegen, wo meine Schwester einquatiert war. Doch leider hatte ich auch heute kein Glück. Er hämmerte ungeduldig gegen Jordans Zimmertür, die von ihrer genervten Zimmerbewohnerin geöffnet wurde. Doch sobald sie bemerkte, dass es sich um Noah handelte, lies sie ihn lächelnd hinein und strich ihm beim vorbeigehen über den Arm. Sobald sie mich hinter der Wand erblickte, erlosch ihr Lächeln und sie lief ignorierend an mir vorbei.
Vor Jordans Tür blieb ich stehen und presste mein Ohr gegen die Tür. Mir kam das Ganze äusserst unbehaglich vor, doch ich war zu neugierig, um jetzt noch einen Rückzieher zu starten. Ich hoffte nur darauf, etwas zu hören, was mich nicht schockieren lies.
,,Noah! Was tust du hier?'', hörte ich Jordan hinter der Tür überrascht rufen. Irgendwas fiel ihr dabei zu Boden.
,,Warum erzählst du herum, dass wir eine Affäre hatten? Ich war dir also so bedeutungslos, dass du mich nicht einmal als deinen Freund abstempeln konntest?'', zischte Noah und ich konnte deutlich an seiner Stimme hören, wie angespannt und wütend er gerade war.
,,Was redest du denn da? Natürlich warst du mir wichtig, und du bist es auch jetzt noch. Wenn ich über die Zeit ohne dich nachdenke, bereue ich immer wieder, was ich dir angetan habe. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt! Er hat mich fast vergewaltigt, ich konnte nichts dagegen tun! Jetzt glaube mir doch bitte."
Noah lachte spöttisch auf. Zum Glück redeten sie so laut, sonst würde ich sie nicht so gut verstehen können. Doch was ich da hörte, schockierte mich über Weitem. Warum sagte sie das? Sie wusste doch, was ich für ihn empfand. ,,Es hatte damals nicht so ausgesehen, als hätte es dich gestört, was er mit dir angestellt hatte. Was versucht du hier gerade? Was willst du?"
,,Ich will dich Noah. Schon immer und noch ewig. Also komm bitte zu mir zurück und quäle mich nicht so! Du bist doch auch nur hier, weil du das selbe willst!" Ich schluckte schwer, als mir bewusst wurde, was für eine miese Schlange ich als meine Schwester bezeichnen musste.
,,Du bist so was von lächerlich Jordan, denkst du wirklich, dass ich mich wieder auf dich einlassen würde? Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, und du warst einer davon, hörst du? Anfangs, als ich deine Schwester kennen gelernt habe, dachte ich wirklich, sie wäre die komplette Kopie von dir in einer jüngeren Form, doch sie hat so viel mehr Würde als du, dass es schon fast eine Beleidigung für sie ist, dich als Schwester zu haben!"
Sie zog scharf die Luft ein. Ihre Stimme war etwas leiser geworden, und nur mit Mühe konnte ich hören, was sie sagte. ,,Was hat das alles mit ihr zu tun? Hat sie dir deine letzten Eier abgeschnitten, dass du sie so sehr in Schutz nimmst oder was? Oder hat sie blos deine männlichen Bedürfnisse gestillt, weil sie dir so hergefallen ist?" Ihre Stimme klang so spöttisch, dass sie mich unglaublich wütend machte. Niemals hätte ich von meiner liebenswerten Schwester erwartet, solche Dinge über mich aus ihrem Mund zu hören. Jedoch hatte ich auch keinen blutigen Kopf wegen David erwartet, was wohl Beweis genug dafür war, dass Menschen in unerwarteten Situationen ihr wahres Gesicht zur Erscheinung gaben.

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Heavenly dream
RomanceSkylynn verbringt ungewollt viel Zeit mit einem ihrer neuen Zimmerbewohner und fragt sich am Ende, ob diese Zeit doch nicht die schönste war.