🌺 Kapitel 12 🌺

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte saß Constanze mit Jacke an meinem Bett. „Nanu ist dir etwa kalt?", fragte ich sie fast schon ein wenig besorgt, immerhin hatte es hier fast 20 Grad. „Ich dachte, du wolltest auch einmal wieder raus", lachte sie und schmiss mir auch eine Jacke zu. „Wie...was?", fragte ich sie ein wenig verwirrt, worauf sie wieder lachen musste. Es war schön, sie so glücklich zu sehen. „Dein Vater hat gestern noch eine Tasche mit deinen Sachen vorbeigebracht", erklärte sie mir und deutete auf die Sporttasche neben meinem Bett. „Aber darf ich denn schon...?"

Conny verstand, bevor ich überhaupt fertig geredet hatte. „Paula meinte ein wenig frische Luft würde uns nicht schaden." „Uns?" „Jetzt ist aber einmal Schluss mit den Fragen", lachte sie und zog mir die Decke weg.

Schnell zog ich mir eine frische Hose und ein Shirt an – ich lag schon seit drei Tagen in den gleichen Sachen herum – und schlüpfte in meine Turnschuhe. Verwundert stellte ich fest, dass mein Adoptivvater an alles gedacht hatte.

„Wohin gehen wir denn?", fragte ich sie, als sie mich kurz darauf aus dem Zimmer zog. Wieder musste ich lachen, sie war aufgeregt, wie ein kleines Kind. Doch sie gab keine Antwort und lief voraus. Ich musste mich beeilen um mit ihr Schritt halten zu können. Das lange Herumliegen machte sich jetzt bemerkbar, doch ich genoss es endlich wieder laufen zu können.

Nach einigen Minuten blieb sie endlich stehen. Ich war so konzentriert darauf gewesen, ihr nachzukommen, dass ich gar nicht gemerkt hatte wo wir hinliefen. Als ich mich umsah, bemerkte ich das wir in einem riesigen Park standen. „Ich wusste gar nicht, dass es in unserer Stadt so schön sein kann", stellte ich bewundert fest. Conny lächelte und führte mich hinüber zu einer Bank, auf die ich mich schnaufend fallen ließ. „So viel zum Thema Schonung", keuchte ich. „Oh entschuldige", meinte Conny etwas schuldbewusst.

„Nicht schlimm", lachte ich, als ich bemerkte, dass sie sich schon wieder Sorgen machte.

Trotz der dicken Jacke war mir kalt und ich kuschelte mich ein wenig näher an sie. Eine Weile saßen wir nur so da.

„Willst du mir jetzt erzählen, woher die blauen Flecken kommen?", unterbrach Constanze die Stille. Ich wusste, dass sie die Antwort schon kannte. Ich war froh, endlich mit jemanden darüber reden zu können und diesmal fing ich ohne zu zögern an. „Als meine Mutter, äh Adoptivmutter gestorben ist, hat er angefangen Alkohol zu trinken. Irgendwann konnte er gar nicht mehr damit aufhören und wurde so...wie du ihn gestern erlebt hast. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kommen muss ich Essen kochen und den ganzen Haushalt erledigen, ansonsten..." Plötzlich tat er mir leid. Doch als mir wieder einfiel, was er getan hatte, verschwand mein Mitleid auf der Stelle wieder. Auch Conny blickte mich mitleidend an und streichelte mir übers Haar. „Ich hätte das alles nicht zulassen dürfen", flüsterte sie. „Das mit deinem „Unfall" war dann wohl auch dein Vater?" Ich nickte nur und kuschelte mich noch näher – falls das überhaupt noch möglich war – an sie. „Du kannst doch gar nichts dafür." Sie seufzte nur.

„Wann werde ich eigentlich wieder entlassen?", fragte ich sie, um das Thema zu wechseln. „Das muss Paula entscheiden, schließlich ist sie deine behandelnde Ärztin auf der Station. Es kann nicht mehr lange dauern." Ich nickte nur. Ich würde alles dafür geben, noch ein paar Tage hier zu bleiben, als wieder nach Hause zu meinem Adoptivvater zu müssen.

Anscheinend bemerkte sie meine Bedrücktheit und schon wieder kam es mir so vor als könne sie Gedanken lesen. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes das ich dich wieder dorthin zurückschicke?!" Ich schaute sie erstaunt an. „Natürlich kommst du mit zu mir." „Aber..." „Kein aber, Alex, mein Mann freut sich auch schon, dich kennenzulernen."

Ich konnte ihr gar nicht sagen, wie sehr ich mich freute und umarmte sie nur überglücklich.

Wieder war sie es, die unser - diesmal glückliches – Schweigen brach. „Wollen wir nicht langsam wieder hineingehen, es wird kalt." Ich nickte dankbar, es war nämlich noch kälter geworden als vorhin. Sie gab mir ihre Hand und wir gingen wieder Richtung Klinik. Ich musste wieder lachen, wahrscheinlich sahen wir aus wie allerbeste Freundinnen, die gerade ihren Dienst in der Klinik oder so antraten.

Anstatt direkt zu meinem Zimmer zu gehen führte mich Constanze zu einem kleinen Aufenthaltsraum, indem wir unsere Jacken aufhängen konnten. Oben auf der Station kam uns Schwester Linda entgegen. „Hallo ihr zwei. Du hast übrigens eine neue Bettnachbarin bekommen, Naomi", lächelte sie uns zu.

Ich lächelte zurück und folgte Conny in mein Zimmer. Obwohl ich es nicht zugeben wollte war ich ein wenig erschöpft und freute mich endlich wieder in mein Bett zu kommen.

„Hi, ich bin Olivia", begrüßte mich meine angekündigte Zimmernachbarin. Sie hatte dunkles, langes Haar und kastanienbraune Augen. „Hallo, ich heiße Naomi", stellte ich mich vor und lächelte sie freundlich an. „Na, dann lass ich euch zwei einmal alleine", lächelte meine Mutter und ich lächelte glücklich zurück. Kaum war Conny draußen ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. „War die Untersuchung schlimm?", erkundigte Olivia besorgt. Ich blickte sie nur verständnislos an. „Die mit dem weißen Kittel war doch Ärztin, oder nicht?" Mir war gar nicht aufgefallen, dass Conny unter ihrer Jacke ihre ganz normale Dienstkleidung trug und ich musste lachen. „Was ist denn?", fragte Olivia noch verwirrter als vorher. Doch ich winkte nur ab: „Erzähl ich dir alles später." Müde aber überglücklich ließ ich mich in mein Kissen fallen und schlief sofort ein.

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Heyy💞

Ich weiß zwar nicht warum aber diesen Teil mag ich irgendwie besonders gerne 😂❤️ ich hoffe er gefällt euch auch,

~Elli~🌺

𝑀𝑒ℎ𝑟 𝑎𝑙𝑠 𝑚𝑎𝑛 𝑑𝑒𝑛𝑘𝑡...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt