🌺 Kapitel 93 🌺

234 11 2
                                    

Alle anderen waren sowieso mit Olivia und den anderen verwirrten Schülern beschäftigt, nur Frau Machinger war uns gefolgt und ließ mich nicht aus den Augen. Dieses besorgte Betrachten machte mich ganz nervös, trotzdem folgte ich der Bitte des Mädchens.

„Es ist wirklich Zeit das alles aufzuklären. Also, Olivia hatte unzählige Gerüchte in die Welt gesetzt, ich denke du kannst dir einen Grund denken und einigen Menschen wie Tobi Belohnungen versprochen die sie sowieso nie halten könne und dann wurden wie du wahrscheinlich gemerkt hast alle total misstrauisch, ich meine..." Sie machte kurz eine Pause und holte Luft. „Es ist einfach eskaliert und naja vielleicht solltest du dir das nicht so zu Herzen nehmen und..."

„Nicht so zu Herzen nehmen?!", ich blickte sie kopfschüttelnd an und wollte auf dem Absatz umdrehen. Innerlich war ich am Boden zerstört, meine ganze Hoffnung, dass mich doch noch jemand verstehen würde, war verflogen. Sicher doch, klein Naomi solle sich das alles nicht so zu Herzen nehmen, am besten gleich vergessen und lächelnd weitermachen, es ist sowie so nichts dabei...

„Ich spürte, wie jemand bestimmt seine Hand auf meine Schulter legen und mich vom Wegrennen hindern wollte. „Du wirst doch jetzt nicht ernsthaft so dumm sein und Olivias Wunsch erfüllen. Du kannst nicht einfach aufgeben!"

Diese, vielleicht nett gemeinten Worte gaben mir den Rest. Und ob ich das konnte, sogar musste, es blieb mir ja keine andere Wahl.

Ohne ein weiteres Wort und hoch erhobenen Hauptes eilte ich Hinaus, einfach nur weg, weg von hier. Dieser Gedanke trieb mich immer und immer weiter vorwärts.

Erst nach halbem Weg bemerkte ich, dass ich instinktiv in Richtung Stall lief, doch auf die schnelle fiel mir auch kein anderer Ort ein, zu dem ich hinkonnte, geschweige denn wollte.

Endlichangekommen, stemmte ich mich schwer atmend gegen das schwere Stall-Tor. Warme,nach Heu und Pferdehaaren riechende Luft schlug mir entgegen, die mich sofortein wenig beruhigte. Kurz blieb ich stehen und konzentrierte mich darauf,meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Immer schön ein und aus. Einund aus. Nach wenigen Sekunden merkte ich, wie sie mein Puls wiederentschleunigte, nur das starke Pochen in meinem Arm wurde nicht weniger.
Das war es auch, was mich wieder an alles erinnerte, was passiert war, und michwieder in die Gegenwart zurückholte. Ich wollte hier weg. Weg und alles hintermir lassen. Ohne viel nachzudenken eilte ich in die Sattelkammer und suchtenach dem braunen, mir schon so vertrautem Zaumzeug. Es hing hinter all denanderen, eine dunkelbraune, englische Lederzäumung mit einem Anhänger mit ihremNamen darauf. Nachdem ich ihr kurz über die weiche Mähne gestreichelt hatte,streifte ich der Fuchsstute die Riemen über die Ohren und schnallte sie dannbehutsam fest. Mit meiner Fußspitze stieß ich dann hastig die Boxen Tür auf unddie Stute folgte mir nach einem leisen „Komm!" bereitwillig ins Freie. Dasaufgeregte Wiehern der anderen Pferde ignorierte sowohl ich als auch sie.Aufmerksam folgte sie mir zu dem alten Holzpodest, das bei uns im Stall alsAufstiegshilfe diente, doch das Aufsteigen selbst erwies sich alles andere alseinfach. Warum ich keinen Sattel mitgenommen hatte wusste ich selbst nicht,vielleicht weil ich schlichtweg keine Zeit mehr verschwenden wollte, odereinfach auch weil ich den anderen und vor allem mir selbst beweisen wollte,dass ich es auch so schaffte. So ganz genau war ich mir da nicht sicher,vermutlich war es eine Mischung aus beiden.

𝑀𝑒ℎ𝑟 𝑎𝑙𝑠 𝑚𝑎𝑛 𝑑𝑒𝑛𝑘𝑡...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt