🌺 Kapitel 88 🌺

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-mini Zeitsprung-

„Wie ist das eigentlich passiert?", fragte mich meine Mutter aus, während sie mir im Behandlungsraum eine Schiene anlegte. Sie hatte die Ergebnisse sofort ausgewertet und festgestellt, dass es sich „nur" um eine schwere Verstauchung des Handgelenks handelte. „Bin in Turnen ausgerutscht und hingefallen", murmelte ich als Antwort und versuchte, ihr dabei möglichst nicht in die Augen zu sehen. „So stark? Sachen gibt's...", erwiderte Conny, ihr war anscheinend nichts aufgefallen. „Die Schulärztin hat mich gleich hierher geschickt", fügte ich noch schnell hinzu, damit möglichst keine Fragen aufkamen. „Die können heute auch gar nichts mehr", kommentierte meine Mutter kopfschüttelnd und ich seufzte erleichtert, sie schien mir zu glauben. „So, nach 4-5 Tagen schau ich mir das nochmal an, dann müsste es eigentlich besser sein und dazwischen schmier ich dir das ein paar mal ein ja", fuhr meine Mutter wieder voll in ihrem Element fort, als sie die Klettverschlüsse der dunkelgrauen Schiene sorgfältig schloss. „Danke Mama", erwiderte ich lächelnd und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann umarmte ich sie einfach so ziemlich lange, um festzustellen, dass es unglaublich gut tat. Ich wünschte wieder unsere Mutter-Tochter-Zeit wie bis vor kurzem herbei und wünschte mir das dieser Spuk endlich aufhören konnte.

Dieser Wunsch erfüllte sich die nächsten Tage auch vorübergehend. Nachdem sie darauf bestanden hatte, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren, nahm sie sich den nächsten halben Tag frei und zwang mich zu Hause zu bleiben. Sie kuschelte sich zu mir aufs Bett und erzählte mir wieder ihre Geschichten, oder wir schauten zusammen meine Lieblingsserie und tranken Tee dazu. Das Streitthema und auch andere unangenehme Themen wurden nie angeschnitten und es wurde zu einem wunderschönen Mutter-Tochter-Vormittag wie es im Bilderbuch stand und ich ihn mir schon lange gewünscht hatte. Auch die Zeit am Nachmittag verwendete ich, um zwei Bücher zu verschlingen und eine Zeichnung anzufangen. Dazwischen drin hatte ich seit langem wieder einmal Zeit richtig nachzudenken. Doch je mehr ich über die Schule und die Leute dort dachte, desto stärker zog sich mein Bauch zusammen. Und eine Lösung für das Problem rückte immer weiter in die Ferne, je länger ich eine suchte. Wahrscheinlich gibt es auch keine und es wird nie eine geben, stellte ich seufzend fest. Doch auch die Bücher und Zeitschriften konnten mich nun nicht mehr ablenken, die Gedanken und die Angst blieben das Zentrum meiner Gedanken, egal wie sehr ich sie versuchte wegzuschieben. Wie die Wolken damals, dachte ich mir lächelnd. Bilder, auf denen ich lachend über die Wiese tollte, Hand in Hand mit meiner Mutter. Nein, stopp Adoptivmutter. Wie jedes Mal bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen gegenüber Constanze. Trotzdem konnte ich es mir nicht nehmen, nach der Holztruhe unter meinem neuen Bett zu fischen. Es mag sich zwar viel geändert haben, doch dieses Versteck wird immer das selbe bleiben. Traurig lächelnd setzte ich mich auf das Fensterbrett, die hellgraue Kuscheldecke um meine Knie geschlungen. Auf der anderen Seite der Fensterscheibe wurden die Flocken, die in Richtung Erde flogen immer und immer mehr, mit der Zeit begannen sie sich sogar zu drehen und hin und her zu tanzen und aus dem Schneien wurde ein leichter Schneesturm. Die Baumwipfel am Waldrand wippten sachte hin und her, als hätten sie ihren eigenen, besonderen Rhythmus. Das alles und das kühle Medaillon in meiner Hand stimmte mich ein wenig ruhiger und ich schaffte es kurzzeitig den Stress auszublenden.

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Hey!
Das ist jetzt nur noch der vorletzte Teil den ich auf Vorrat habe schön langsam wirds knapp🥴😂🍂

𝑀𝑒ℎ𝑟 𝑎𝑙𝑠 𝑚𝑎𝑛 𝑑𝑒𝑛𝑘𝑡...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt