#3| first Night

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"Sei leise!", zischte mir die Stimme eines Jungen ins Ohr und ich verstummte.
Versuchte keinen Mucks zu machen und mich bloß nicht zu bewegen. Ich vernahm die Schritte der Wölfe und ihr erneutes Heulen. Es war anders. Sie waren anders.
Das waren keine richtigen Wölfe. Ihre Schritte waren zu eigenartig, ihr Verstand zu gut.

Noch immer lag die Hand des Jungen auf meinem Mund, was mich sichtlich störte.
Es dauerte einige Minuten bis die Schritte im Wald verklangen und als ich mir sicher war, dass sie weg waren, riss ich mich von dem größeren los und ging ein paar Schritte auf distanz.

"Wie wäre es mal mir einem Danke?", ich lachte sarkastisch auf.
"Bitte?", "ich habe dich immerhin gerettet!", "Das hätte ich auch alleine hinbekommen!"

Gekonnt ignorierte ich, wie er seine Augen verdrehte und trotz allem folgte ich ihm, als er mit seiner Hand deutete, das ich mitkommen sollte.

"Was machst du hier? Du solltest doch wissen das die Catcher hier Nachts rumirren."

Verwirrt sah ich ihn in der Dunkelheit an, doch erkannte ich weder sein Gesicht, noch was anderes. Einzig und alleine eine Schwarze Silhouette in dem Dunklen Wald.
Die was sollen hier leben?
Eine neue Spezies von Tieren, die nur in der Nacht herumgeistern? Maschinen? Oder was ganz anderes?!

"Ähm. Ja, sorry. Hab' mich irgendwie verlaufen. Hatte nicht gerechnet, dass die Nacht so dunkel wird.", "Die Nacht hat gerade erst angefangen. Entweder bist du also ziemlich Blind oder Blöd. Die Nächte sind immer so dunkel", gab der Junge von sich und ich kratzte mich am Hinterkopf.

"Verrückt, was? Haha...", ich versuchte die Stimmung zumindest etwas aufzulockern, aber er blieb stumm.
Mein Gesicht verzog sich. Wohl kein geselliger Mensch.
Ob alle Kinder der Nacht so waren?

Laut atmete der größere mit der Tiefen Stimme, welcher genauso wie ich eine Kaputze trug, aus.
Er war der erste, der nach einigen Minuten der Stille, etwas sagte 

"Catcher sind die, die im Wald nach Sonnenkindern suchen, falls sie sich Nachts zu uns rüber schleichen wollen. Sei Froh, dass sie dich nicht erwischt haben."
Ich stockte und blieb stehen.
Mein Herz hämmerte gegen meine Brust.

"Woher -", der Junge drehte sich zu mich um und ich sah im Mondschein endlich etwas.
Seine leuchtenden blass blauen Augen stachen mir in die Seele.
Ich schluckte.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee?

"Ich habe noch nie einen so schlechten Lügner wie dich gesehen. Daher!", fauchte er, drehte sich wieder um und lief mit doppelter Geschwindigkeit weiter.
Ohne drüber nachzudenken, fasste ich Fuß und rannte ihm hinterher, wobei ich einige male fast gestolpert wäre.

Ich drehte mich kurz um, doch außer die durch das Mondlicht, freigelege Bäume, sah ich nichts.
So weit im Wald war ich noch nie gewesen. 
Was wohl Jannik gerade dachte? Würde er sich vielleicht Sorgen machen oder wäre er mir doch später doch gefolgt?

"Kann ich zumindest den Namen, von dem Sonnentropfen erfahren?", fragte der Blauäugige ohne sich umzudrehen und ich atmete laut aus.
Rümpfte die Nase, wegen diesem Spitznamen.
Was sollte ich jetzt sagen? Sollte ich meinen richtigen Namen sagen?
Wenn nicht, könnten sie mich im Notfall nicht zurück verfolgen, aber wollte ich sie wirklich anlügen?

"Kostas", meinte ich schlicht und folgte dem Jungen weiterhin durchs Gestrüpp und den Trampelpfaden.
"Und du?", "Theo."
Ich nickte.

"Was hast du im Wald gemacht?", fragte ich interessiert und lief einen Schritt schneller, um mit ihm auf einer Höhe zu laufen.
"Patrouille. Ich sollte gucken ob die Catcher irgendwas haben. Jede Nacht ist es wer anders, aus der Gruppe."
Ich dachte an Jannik und mein Mund war auf einmal so trocken, wie eine Wüste.
Lichter kamen langsam zum Vorschein und verwirrt hob ich meinen Kopf. Fegte die Büsche und Äste zur Seite.
"Und... haben sie bis jetzt irgendwas?", "Außer dich fast? Nein. Aber ich bezweifel auch, dass jemand kommen wird. Du bist der erste seit... seit Monaten!"
Theo sah mich an und zum ersten Mal diese Nacht sah ich sein Gesicht. Ich sah seine Dunkelrote Jacke und die zerrissene Hose, doch das Mondzeichen blieb von der Kapuze verdeckt.

Ich drehte meinen Kopf, als ich auf Asphalt trat und konnte meinen Augen zuerst nicht trauen.
Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit so farbigen Straßen, hohe Gebäude, Lichter in allen Farben und Gruppen von mehreren Personen, die durch die dunklen Ecken rannten. Freudiges gelächter aus allen Ecken, wütende Schreie, verliebte Blicke.

"Folg mir", befiehl der Blauaügige und stumm tat ich es.
Jetzt wo ich hier war, gab es ja doch kein zurück.
Ich wollte alles sehen! Wollte sie verstehen, ihre Wohnungen, ihr Essen.
War es anders, als auf der Sonnenseite?
Meine Neugierde kam mit einem mal zurück und die Zweifel verschwanden.

"Wohin gehen wir?", fragte ich, als wir die Hauptstraße entlang liefen und mir die Kapuze tief ins Gesicht zog.
Ich prägte mir alles genau ein um Jannik genaustens zu erklären, was ich gesehen hatte.
Eine Frau mit Pechschwarzen Haaren und einem Blauen Gewand kam mir entgegen.
In ihrer Hand eine Schneekugel und ohne mit weiter mit ihr zu beschäftigen, gingen wir in eine Seitenstraße.

Ich sah die bleichen Körper der Leute und viele, fast schon nur Jugendliche. Ihre unauffälligen schwarzen klamotten ließen die weiße Haut noch heller strahlen.

"Zu Freunden. Du brauchst ja immerhin einen Ort wo du die Nacht bleiben kannst, habe ich recht?"
Ich nickte, doch schlang ich mir die Arme um den Körper. Wie die anderen wohl waren? Auch so seltsam, wie er?

Der Blauäugige zog mich in eine kleine Gasse und Klopfte an eine Matalltür.
"Du bist zwar zum täuschen ähnlich mit einem Mondkind, aber ich sah schon, als ich in deine Augen sah, dass du ein kleiner Sonnenschein bist!", begann er wieder das Thema, doch bevor ich auch was sagen konnte, öffnete sich die Tür.
Ich könnte jetzt abhauen und alles vergessen, doch irgendwas hielt mich davon ab.

"Jungs wir haben Besuch", rief Theo durch den Raum, ehe sich drei Jungs zu uns drehten und die Tür hinter uns ins Schloss fiel.
Sie waren genauso schwarz gekleidet, wie viele andere auf der Straße. 

Theo schob mich weiter in den Raum hinein. Es erinnerte mich etwas an Casino und Wohnung in einem. Wahrscheinlich war dieser Ort auch mal ein altes Casino gewesen.

Ich blickte in die mich betrachtenden Gesichter. Die zwei Jungs schauten Theo und mich verwirrt an.

"Was hast du denn da aufgegabelt. Sag bloß du hast n Freund, Theo!", beim Wort 'Freund', hob der Dritte sein Gesicht welcher zuvor in seinen Zeichenblock vertieft war.
Der Bleistift in seiner Hand sank auf den Tisch.
Die schwarzen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und die braunen Augen durchbohrten mich förmlich.

"Ähm nein. Wir sind nur.. Bekannte!", Theo sah mich dankend an und auch der Schwarhaarige lächelte nun ein wenig. Stützte seinen Kopf, aus die Hand.
"Leute, das ist Kostas. Kostas, das sind Leon, Ali", er zeigte auf die beiden Jungs und deutete dann auf den Schwarzhaarigen.

"Und das ist Marik."

•Kostory• Rebels of the NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt