Mit lautem Rauschen landete Hazla elegant vor dem Haus, neugierig beobachtet von ein paar alten Menschen und Kindern. Heute waren noch weniger zu sehen, die Stadt wirkte fast wie ausgestorben.
Lara stieg von Hazlas Rücken und ging auf die Tür zu. Bevor sie klopfte, drehte sie sich noch einmal um. Der Drache zwinkerte ermutigend. Nur zu, meinte Hazla mit einem leicht nervösen Unterton in der Stimme. Lara lächelte sie beruhigend an und klopfte dreimal kräftig an die Tür, die lautlos aufschwang.
Vorsichtig betrat das Mädchen den Flur. Die Berge von Gerümpel schienen vollkommen durcheinander zu sein. Der schmale Durchgang existierte nicht mehr, stattdessen war der ganze Boden mit einer etwa kniehohen Schicht verschiedenster abgenutzter Gegenstände bedeckt. Staub tanzte durch die warme, stickige Luft. Langsam und angespannt watete Lara durch den Flur.
Komm lieber zurück, meldete sich Hazla in ihrem Kopf. Auch wenn es nicht so wie in deinem Traum ist, gefällt mir das nicht. Wirklich. Komm bitte wieder raus.
Nur noch ein bisschen, meinte Lara und kämpfte sich weiter. Ich will nur sehen, ob Elisa da vorne ist. Vielleicht wollte sie mir durch den Traum ja was mitteilen. Wäre das möglich?
Naja... Hazla klang angespannt und zögerlich. Könnte schon sein. Aber wenn, dann hat sie es doch schon getan. Du solltest irgendetwas den Ältesten sagen. Und ich habe noch weiter nachgedacht. Wenn sie dir das extra im Traum mitgeteilt hat, wird sie nicht gewollt haben, dass du herkommst.
Lara blieb stehen. Stimmt, du hast Recht. Ich komme besser wieder zurück. Das Haus kam ihr mit auf einmal zu klein vor, die Stille bedrückend. Sie wollte wieder zur Tür gehen, kam aber durch das Gerümpel nur im Schneckentempo voran.
Langsam verfiel sie in Panik und bildete sich sogar ein, dass sich der Teddy ein paar Meter vor dem Ende des Ganges sich bewegen würde. Schnell kämpfte Lara sich weiter auf die Tür zu. Plötzlich hörte sie hinter sich das Schaben aus ihrem Traum.
Panisch riss sie die Tür auf und sprang auf Hazlas Rücken. Sofort breitete der Drache die Flügel aus und sprang in die Luft, um abzuheben. Alles gut? Was war das für ein Geräusch und warum bist du davor weggerannt?
Lara klammerte sich fester an sie. Das kam auch in dem Traum vor und Elisa hatte deswegen Angst. Und wenn sie da schon Angst hat, bin ich lieber ganz schnell weg. Glaubst du, es ist sicher, wenn wir jetzt zu den Ältesten gehen?
Ich glaube schon, meinte Hazla unsicher, drehte aber trotzdem ab und flog in Richtung des Hauses der Ältesten.
◇
Als sie landeten, musste Lara zuerst ein paar Mücken erschlagen, die ersten Insekten hier, die sich wirklich unangenehm bemerkbar machten und sie nervten. Hazla schienen sie nach ein paar erfolglosen Versuchen, durch den Schuppenpanzer zu dringen, nicht zu beachten. Mit fuchtelnden Armen, um die Viecher auf Abstand zu halten, rannte Lara schnell ins Haus.
Hazla blieb enttäuscht draußen stehen. Also wirklich... Die Menschen haben hier echt keinen guten Geschmack, was die Größe ihrer Türen und Nester betrifft. Noch nicht mal ein Cherra würde da durch passen, beschwerte sie sich bei Lara.
Was ist ein Cherra? fragte Lara und lief schnell in Richtung des Saals, in dem sie beim letzten Mal die Ältesten getroffen hatte. Hier drin war es deutlich kühler als draußen. Auf ihren Armen bildete sich eine leichte Gänsehaut.
Irgendsoein Beutetier von den Feuerbergen... Meine Mutter hat mit und meinen zwei Brüdern mal eins mitgebracht. Wenn man erstmal die ganzen Schuppen weggepult hat, schmeckt es himmlisch, fing Hazla an zu schwärmen. Das Fleisch ist richtig schön saftig, leicht zäh und sehr schön blutig...
Lara blieb abrupt stehen. Danke Hazla, aber ich glaube, diese Information war jetzt nicht unbedingt nötig. Und ich bin da. Warum hat mich dieses Mal eigentlich Emily nicht abgescannt und einer Sicherheitskontrolle unterzogen? Vorsichtig ging sie auf die drei großen Stühle zu, die unberührt am Saalende standen.
Abgescannt? fragte Hazla verwirrt. Aber geh mal durch die Tür da, vielleicht sind sie dahinter.
Etwas Abscannen ist so was wie... hm... Lara überlegte und ging währenddessen zu der Tür hinüber. Wie etwas durchleuchten oder naja, einfach etwas, um herauszufinden, was dein Gegenüber alles dabei oder vorhat. Ach, ich kann dir das gerade schlecht erklären. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und die Tür schwang mit einem leisen Knarren auf, was ihre Gänsehaut verstärkte, aber nicht wegen der Kälte, sondern aus einem leichten Anflug von Angst. Leichtes Licht fiel aus dem Raum hinter der Tür in den Saal.
Hazla beruhigte Lara. Manchmal spüren wir Drachen, wenn es gefährlich wird und ich merke gerade nichts, dieses Haus ist sicher.
Lara atmete zitternd aus. Danke Hazla. Ich hatte noch nie so oft Angst, seit ich hier bin. Dann betrat sie zögernd den Raum hinter der Tür.
Er war relativ klein und leer mit trostlosen grauen Steinwänden, wirkte aber durch die Kerzenleuchter, die an den Wänden brannten, warm und heimelig. Laras Gänsehaut verschwand wieder. Am liebsten hätte sie sich einfach auf den Boden gelegt und wäre eingeschlafen. Ein paar Sekunden genoss sie den gemütlichen Anblick, bis sie eine Tür rechts von ihr erblickte, unter der Licht hervorschien. Leise Stimmen waren zu hören.
Hazla wirkte erfreut. Ich schätze mal, wir haben die Ältesten gefunden, meinte sie. Jetzt geh schon hin und öffne diese Tür, dann überbringst du ihnen Elisas Nachricht und dann... ja, dann müssen wir weitersehen.
Lara fühlte sich ebenfalls erleichtert und ging schnell zur Tür hinüber. Nachdem sie einmal kurz geklopft hatte, verstummten die Stimmen, bis eine, die eindeutig nach Esmeralda klang, "Herein!" rief.
Das Mädchen öffnete die Tür. Das erste, was es sah, war eine offene Feuerstelle mitten im Raum. Darum zog sich ein runder Tisch mit einigen Getränken darauf, an dem viele Hocker standen. Wäre der Tisch nicht gewesen, hätte das Ganze wie ein Lagerfeuer im Haus ausgesehen. Der Boden des Raums war mit rotem Teppich bedeckt, in den Lara beim Gehen leicht einsank, während sie sich weiter umsah. Auch hier hingen Kerzenleuchter an den Wänden und einige andere Kerzen standen in natürlichen Felsspalten. Dazwischen hingen immer wieder große Wandteppiche mit kunstvoll verschlungenen Mustern oder bunten Abbildungen.
Schließlich schweifte ihr Blick zu den drei Ältesten, die zusammen an einer Wand standen. Auf der Liege neben ihnen lag eine Person. Sie bewegte sich nicht.
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Kristallfeuer
Fantasy!Dieses Buch ist weder perfekt noch überarbeitet, mehr Infos dazu im ersten Teil! (das heißt für euch: Lesen auf eigene Gefahr) Lara lebt ihr ganz normales Leben. Sie liebt Musik, Bilder und fantastische Geschichten. Bis sie diesen einen seltsamen K...