Kapitel 31

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Rote Klinge sah Lara lächelnd, aber müde an. Das noch schwach glühende Holz warf einen weichen Schein auf ihr Gesicht und knackte leise. "Besser?" fragte sie belustigt.

Lara lag auf dem Rücken. Ihr Magen grummelte, erfreut oder maulend über die plötzliche Arbeit. Sie streckte sich genüsslich. "Auf jeden Fall", grinste sie und setzte sich auf. "War ich wirklich sechs Tage da drin?" fragte sie dann ungläubig.

Steinhaut ließ sich neben ihr nieder und legte noch ein paar Zweige auf die Glut, gerade genug, damit sie nicht verlosch ohne hell aufzuflackern. Wortlos stocherte er mit einem langen Stock, den Rote Klinge ihm vor einigen Stunden gegeben hatte, darin herum. Orangene Funken stoben auf und Lara rückte ein wenig zur Seite.

"Warst du", bestätigte die Rote und warf einen Blick zum Horizont, der sich langsam heller färbte. "Ich glaube aber, diese Art von Gefängnis ist für dich nicht so schlimm wie für uns. Ara haben ein riesiges Problem mit dieser vollkommenen Stille, der Einsamkeit und der Farblosigkeit. Wie du weißt, sind wir Feuermenschen. Diese Sachen sind für uns einfach unnatürlich und lassen uns irgendwann, so nach ein bis fünf Wochen, verrückt werden. Ein Zauber verhindert, dass Gefangene sich gegenseitig begegnen. Noch nicht einmal den Eingang finden sie ohne Hilfe von außen wieder, weil der wandert. Und der unterirdische Fluss macht das nicht gerade besser. Zu viel scheußliches Wasser, weißt du? Es zu trinken ist der einzige Weg, zu schlafen und für ein paar Stunden oder Tage seine Situation zu vergessen. Manche überwinden deshalb ihren Abscheu gegen Wasser - Nichts gegen dich, Hazla - und trinken immer wieder davon, bis sie schließlich trotzdem verrückt werden und sich in die Fluten stürzen", erklärte sie. Dabei blickte Rote Klinge starr in die kleinen Flämmchen.

Hazla brummte bei der Zwischenbemerkung nur schläfrig und schlug mit ihrem Schwanz. Lara lächelte und gähnte. "Steinhaut, du wolltest mir noch was erzählen. Können wir das auf morgen verschieben?" brachte sie trotzdem noch hervor und blinzelte ihn an.

"Du meinst wohl, heute", schmunzelte der Ora und musste auch gähnen. "Wir sind zwar bis jetzt schnell genug gelaufen, oder geflogen, aber wie sollen uns nicht in Sicherheit wiegen und sollten so bald wie möglich weiter."

Lara wurde wach, weil sie an der Schulter gerüttelt wurde. "Lass mich, ich will schlafen", grummelte sie,  drehte sich auf die Seite und versuchte, die Decke über ihren Kopf zu ziehen. Aber irgendwie fühlte die sich sehr dünn und seltsam an. Und dann wurde sie auch noch weggezogen. Laut murrend schlug Lara mit immer noch geschlossenen Augen wild um sich, in der Erwartung eines nassen Waschlappens, die nächste Stufe des Weckprogrammes. Als der ausblieb, blinzelte Lara zwischen ihren Fingern hindurch und sah verwirrt in den Himmel.

Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. Sofort wandte Lara ihren Kopf zur Seite. Da grinste sie ein blaues Gesicht an. Mir sehr scharfen Zähnen. Blutverschmierten Zähnen. Mit einem Schrei kippte Lara um und rappelte sich auf, bevor sie sich wieder hinsetzte und anfing zu lachen.

Hazla sah sie verwundert an, widmete sich dann aber lieber ihrem Essen, das etwa die Größe eines Hassen hatte. Und sehr viel zottiges, grünes Fell, das von schwarzem Blut bedeckt war. Schaudernd wandte Lara ihren Blick ab und sah lieber zu Steinhaut hinüber, der in der prallen Sonne saß und an irgendetwas herumschnitzte. Sie ließ sich neben ihn plumpsen. "Los gehts", forderte sie ihn auf, um sich von den Schmatzgeräuschen hinter ihr abzulenken.

Steinhaut blinzelte sie nachdenklich an. Dann schnitzte er noch eine Vertiefung in seinen Stock, betrachtete sein Werk kritisch und fuhr fort. "Unsere Vergangenheit", begann er und stockte kurz. "Sie ist von Kämpfen geprägt und irgendwie ein winziges bisschen dämlich. Also versprich bitte, uns nicht gleich als absolute Vollidioten abzustempeln."

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