Kapitel 25

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"Also hier leben Ara und Ora. Ara sind die mit der roten Haut mit dem Element Feuer und Ora die mit der Schwarzen und dem Element... Stein? Sie ist eine Ara und du ein Ora? Und eure Anführer, Herrscher, Chefs, was auch immer werden der Ara und der Ora genannt?", fasste Lara verwirrt zusammen.

Der Schwarze lachte. "Richtig. Ich bin ein Ora, aber unser Herrscher ist der Ora."

"Ist ja bescheuert", murmelte Lara, bevor sie laut weitersprach. "Das ist... kompliziert", sagte sie. "Warum gibt es bei euch keine Namen?"

"Namen, kleines Mädchen, verleihen Macht. Deshalb solltest du deinen nicht so herausschreien. Wenn wir keinen tragen, besitzen wir einen Vorteil Anderen gegenüber."

"Ich bin nicht klein. Ich bin so groß wie du", meinte Lara und sah ihn interessiert an. "Aber ist das nicht umständlich, wenn jeder Ora oder Ara gerufen wird?"

"Natürlich geben wir uns gegenseitig Namen, nach Rang oder Aussehen. Aber die kann man sich nicht aussuchen. Und wenn jeder dir einen anderen Namen gibt, hat einer von ihnen nur sehr wenig Macht über dich." Der Schwarze schmunzelte.

"Das heißt, ich könnte dich irgendwie nennen?" fragte Lara noch einmal skeptisch nach. "Auch Vollidiot oder... Ameisensäure?"

"Ja, ich trage zum Beispiel die Namen Dickhaut, Otto und Adlernacht", bestätigte der Schwarze und sah sie stolz an.

Hazla?! Bitte finde mich irgendwie und lass uns weiterfliegen. Hier leben Verrückte, die haben jeder fünfzigtausend dämliche Namen! schrie Lara in Gedanken. Nach außen lächelte sie den Schwarzen freundlich an. "Warum? Wo kommen diese Namen her?"

"Otto... keine Ahnung", meinte der Schwarze und runzelte die Stirn. "Adlernacht, weil ich einmal im Winter nachts drei Adler erlegt habe und den Ara damit sehr geholfen habe. Sie wurde ein paar Jahre noch als die Geschichte 'Nacht der Adler' den Kindern erzählt, um ihnen ein glänzendes Beispiel vorzuhalten. Dickhaut wegen meiner sehr dicken Haut, die wir aber eigentlich alle haben. Schau mal, du hast eine sehr dünne Schicht als Haut. Ein Messer würde sie direkt durchdringen. Bei uns müsste man schon direkt zustechen, um uns wirklich zu verletzen."

"Dann... kann ich dich Steinhaut nennen?" fragte Lara interessiert lächelnd. Hazla! Wo bist du, du... Mistdrachendings! Hilfe!

"Natürlich. Du bestimmst ihn. Ach, du musst dein Interesse übrigens nicht vortäuschen", antwortete der Schwarze. "Ich merke, wenn jemand lügt."

"Und das ist absolut nervig", ergänzte die Rote, die plötzlich neben Lara auftauchte.

Lara zuckte zusammen. "Du hast mich erschreckt", entfuhr es ihr etwas lauter als beabsichtigt.

Die Rote zuckte mit den Schultern. "Falls es dich interessiert, du kannst mich 'Rote Klinge' nennen", sagte sie und zog beiläufig ein Messer mit rot schimmernder Schneide von irgendwo hinter ihrem Rücken hervor. Sie betrachtete sie gleichmütig und polierte eine etwas matte Stelle, bis sie wieder glänzte.

Steinhaut verdrehte die Augen. "Du solltest deinen Namen nicht selbst wählen. Er wird dir zu wichtig. Wie ein richtiger Name."

Lara starrte neugierig und erschrocken auf das Messer. "Tötest du damit?" fragte sie, ergriffen von einer seltsamen Faszination.

Rote Klinge ignorierte den Schwarzen komplett und wiegte ihren Kopf hin und her. "Manchmal. Aber für Menschen bevorzuge ich mein Schwert. Oder manchmal meinen Bogen."

Sie deutete zu einem der beiden Bündel in der Ecke. Jetzt erkannte Lara auch ein Stück Holz, das herausragte als Teil eines Bogens und konnte Umrisse eines schlanken Schwerts erahnen. "Menschen verlassen sich zu sehr auf Magie und ihre Seelengefährten. Da wir keine haben, sind Waffen bei uns sehr wichtig. Natürlich nur an Feinden wirklich einzusetzen. Warum ich dir das erzähle?" Die Rote grinste und steckte ihr Messer zurück in eine Scheide, die die gleiche Farbe wie ihre Haut hatte. "Wenn du fähig wärst, uns mit Magie umzubringen, wären wir schon längst tot oder zumindest schwer verletzt. Waffen trägst du nicht. Außerdem bist du ohne Seelengefährtin unterwegs. Durchaus interessant. Und du scheinst Interesse zu haben."

"Hmm, ich und Hazla wurden mal wieder unfreiwillig getrennt bei dem Sturm. Eigentlich will ich nur quer durch die Berge nach Westen", gab Lara zu. "Kann ich vielleicht... kannst du mir ein paar Techniken für Waffen beibringen? Ich fühle mich immer so hilflos und nutzlos. Meine Magie beherrsche ich... Naja, es könnte eindeutig besser sein. Und mit Waffen umgehen kann ich auch nicht. Nur ein bisschen zur Verteidigung. Bitte." Sie sah Rote Klinge flehend an.

Die lächelte triumphierend. "Ich lag also nicht falsch bei dir. Etwas mehr Mut noch, Geschick, Schnelligkeit, Ausdauer, Präzision. Die perfekte Schülerin wäre das. Zu Fuß brauchen wir für den Weg durch die Berge vielleicht zwanzig Tage. Mit dir ein paar mehr. Währenddessen kannst du an deiner Ausdauer und deiner Schnelligkeit arbeiten. Das sind Fähigkeiten, die du beherrschen musst. Danach kommen wie vielleicht noch zu den Techniken."

Wieder während der Reise lernen. Da geht der Tag viel besser rum und du merkst nicht, wie weit du eigentlich kommst, dachte Lara zufrieden. Nur muss ich selbst laufen. Aber das kriege ich schon hin. Ich will nicht mehr hilflos sein.

"Ich erhebe Einspruch", grummelte Steinhaut. "Was ist mit dem Bericht an den Herrscher, liebe Ara? Wie können ihn nicht einfach so vergessen."

"Keine Sorge", grinste Rote Klinge. "Morgen brechen wir auf zum Ara und danach begleite ich Lara nach Westen."

"Und was ist mit-" Steinhaut hielt kurz inne. "- du-weißt-schon-was? Wir können nicht einfach weggehen. Sie brauchen uns."

"Sie bekommen unser Problem schon wieder hin, auch ohne uns. Wir sind gescheitert und nicht die Einzigen, die geeignet waren. Und ich gehe ja nicht einfach, sondern mit einem armen kleinen Mädchen." Rote Klinge blinzelte Steinhaut zu. "Komm Lara, schlaf erstmal ein bisschen, morgen wird es anstrengend."

Lara gehorchte und rollte sich auf einer Decke zusammen. Rote Klinge lächelte ihr noch einmal zu, bevor das Mädchen die Augen schloss. Dann wandte die Ara sich ab und fing an, mit dem Ora einen Plan zu schmieden.

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