Kristallfeuer

Kapitel 3

Lara landete auf etwas Weichem, das nachgab. Sofort musste sie an die tote Maus denken, auf die sie einmal getreten war und die sich genauso weich angefühlt hatte.

Sie sprang so schnell auf, dass Lichtpunkte vor ihren Augen tanzten. Erst als sie wieder weg waren, sah Lara sich um.

Alles war grün. Wald, eine grasbewachsene Lichtung auf der sie stand und noch mehr Wald. Zum Glück keine Maus, aber auch nicht ihr Zimmer.

Ein gellender Schmerz fuhr durch ihre Schläfe, sodass sie sich unwillkürlich an den Kopf fasste und aufstöhnte.

"Alles klar bei dir?" fragte plötzlich eine Stimme. Lara zuckte zusammen und drehte sich blitzschnell um. Leider verlor sie dabei das Gleichgewicht und stürzte.

"Ganz ruhig, soweit ich weiß, bin ich kein Dämon, Drache oder beiße." meinte die Stimme belustigt und Lara sah vor sich ein dunkelhäutiges Mädchen in einem blauen Seidenkleid stehen.

Langsam setzte sie sich wieder auf. "Was ist denn so lustig!" fuhr sie das immer noch grinsende Mädchen an. "Und wer bist du überhaupt!?" Die Kopfschmerzen schwollen zu einem dumpfen Dröhnen ab, machten sie aber trotzdem unleidlich.

Das Mädchen hob abwehrend die Hände. "Ich wollte nur helfen. Das macht man hier so, weißt du? Sei immer freundlich, wenn du einen Fremden begrüßt. Eine alte Tradition, falls du es wissen willst. Dazu gehört auch eine fröhliche Miene. Also wenn du mich nicht blamieren willst, wäre es nett, wenn du jetzt zumindest halbwegs freundlich antwortest und dann wegen deinen Kopfschmerzen mitkommst oder weiter ziehst."

Lara schüttelte verwirrt den Kopf. Eindeutig zu viele Informationen für einen einzigen Redeschwall. Sie beschloss, sich erst auf eine höfliche Reaktion zu konzentrieren. "Hallo, ich heiße Lara. Entschuldige, dass ich dich angeschrien habe. Ich bin etwas verwirrt. Kannst du mir bitte erzählen, wo ich bin und wer du bist?" brachte sie mit einiger Mühe hervor.

Das Mädchen setzte sich neben sie. Dabei beobachtete Lara erstaunt, wie das Seidenkleid zusammenschmolz und sich in eine dunkelblaue Hose mit passender Bluse verwandelte.

"Schön, nicht? Hat auch ewig gedauert, das hinzukriegen. Aber genug von meinen Klamotten. Ich heiße Sally." meinte das Mädchen, das Laras Blick bemerkt hatte. "Du bist in Noanay, im Wald in der Nähe von Valsara, meiner Siedlung. Soll ich dich hinbringen? Meine Mutter ist eine Heilerin."

"Ich glaube nicht, dass ich wegen Kopfschmerzen eine Heilerin brauche. Die gehen schon wieder weg." wiegelte Lara Sally ab. "Aber die Siedlung würde ich schon gern sehen,  wenn das okay ist?"

Sally lachte. "Alles gut, bei uns geht Gastfreundschaft über alles und eigentlich brauche ich sowieso einen Grund, um mich vor den Arbeiten zu drücken."

Lara musste ebenfalls grinsen. "Dann los!"