43. Kapitel

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Scott

Mit jedem Meter, dem wir dem Treffpunkt näher kommen, sinkt meine Hoffnung immer mehr, dass sie Kilian doch noch finden. Schließlich sind die Häuser des Dorfes am Horizont erkennbar. Automatisch muss ich an Aurelio's Worte denken. Ein Ort, den man versucht zu meiden. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als ich an die Geschichten denke, die er mir erzählt hat. Leute sollen verschwunden oder ermordet worden sein. Manche behaupten, sie hätten Geister gesehen.

Doch bevor ich mich noch weiter in meinen Gedanken verlieren kann, höre ich hinter mir Hufgetrappel. Hoffnungsvoll, dass sie ihn doch noch gefunden haben, drehe ich mich um. Doch mein Lächeln verschwindet von meinen Lippen, als nur zwei Personen, Damara und Nikita, auf uns zugereiten kommen. Scheinbar kann man mir die Enttäuschung ansehen, denn Damara wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.

„Es tut mir leid, aber wir konnten ihn nicht finden", bestätigt Nikita meine Vermutung und ich senke den Blick. Kilian ist gut gewesen und jetzt ist er einfach so weg, vielleicht sogar tot? Wie soll ich das gleich bitte schön Adriana erklären, dass ich ihren Mate einfach so verloren habe? Erst jetzt schweifen meine Gedanken zu ihr und ich schlage mir die Hände über dem Kopf zusammen. Sie wird mich hassen.

"Vielleicht lebt er ja noch und konnte sich in Sicherheit bringen. Wir können hier nicht mehr als vermuten und man sollte nicht immer von dem Schlimmsten ausgehen." Damara schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, das ich nicht wirklich nachvollziehen kann.

„Wir sollten weiter, damit wir auch noch ankommen", durchbricht Alissa die eher miese Stimme. Wortlos setzen wir unsere Reise fort. Am liebsten wäre ich noch etwas hiergeblieben, damit ich mir meine Worte für Adriana sorgfältig zurecht legen kann. Doch nun ist es sowieso zu spät. Und jetzt habe ich auch noch nicht mal mehr meinen besten Freund an meiner Seite, weil ich ihn unbedingt vergraulen musste. Ich schlucke und versuche irgendwie, die schlechten Gedanken zu vertreiben.

Vielleicht hat Damara ja wirklich recht und er lebt noch. Verzweifelt klammere ich mich an diese letzte Hoffnung und hoffe, dass ich mein Treffen mit Adriana noch so lange wie möglich hinauszögern kann. Doch viel zu schnell erreichen wir das Dorf und als wüssten sie, wo wir hinmüssen, führen Damara und Nikita uns durch die leeren Häuser. Als mein Blick mal wieder zu Alissa wandert, sehe ich, wie eine Träne ihre Wange hinunterrollt. Am liebsten würde ich nun zu ihr gehen und die Träne wegwischen. Würde mich zum Affen machen, nur damit sie wieder lacht. Doch ich halte mich zurück, stattdessen blicke ich woanders hin. Mein Blick fällt auf Niklas, der ihn erwidert.

Nach einigen Sekunden nickt er in ihre Richtung, doch ich schüttel nur den Kopf. Es ist das beste für uns beide, es würde uns nur schaden, wenn ich jetzt zu ihr gehen würde. Selbst, wenn es das ist, was ich will. Also hefte ich meinen Blick wieder auf den Boden vor mir. Außerdem habe ich gerade mehr Probleme, als meine Beziehung zu Alissa. Zum Beispiel meine Beziehung zu Adriana. Schließlich erreichen wir ein Haus, vor dem schon mehrere Pferde stehen und dort halten wir auch an.

„Adriana?" Ace kommt heraus gestürmt und sieht sich hoffnungsvoll um. Doch als er bemerkt, dass wir nicht die Person sind, die er erwartet hat, spiegelt sich Enttäuschung wieder.

„Was ist mit Adriana?" Verwirrt sehe ich ihn an und langsam macht sich in mir ein schlechtes Gefühl breit.

„Na ja, Adriana ist verschwunden, kurz nachdem wir das Dorf erreicht haben", bringt er nach kurzem Zögern hervor.

„Tja, wir haben Kilian verloren und sind uns noch nicht mal sicher, ob er überhaupt noch am Leben ist." Bei meinen Worten reißt Ace die Augen auf und sieht mich erstaunt an.

„Kilian ist hier und ihm geht es gut?" Erst jetzt fällt mir ein, dass sie ja gar nicht wissen, dass Kilian hier ist.

„Ähm ja, also zumindest ist er es gewesen", antwortet diesmal Newt ihm, „er ist verschwunden und danach konnten wir ihn nicht mehr finden." Mittlerweile sind hinter Ace noch weitere Personen hinaus getreten unter ihnen natürlich Isabella. Neben sie tritt Phileas, auf dessen Lippen ein Lächeln auftaucht, als sein Blick zu Newt wandert.

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt