20. Kapitel

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Phileas

Erschrocken reiße ich die Augen auf, während der Schrei in meinen Ohren noch nachhallt. Die Dunkelheit, die mich nun umgibt, jagt mir schon fast mehr Angst ein, als der Traum. 

Langsam kommen meine Erinnerungen zurück, scheinbar bin ich wirklich eingeschlafen. Vorsichtig strecke ich meine Arme aus, wobei ich gerade mal alles in einem Meter Umkreis erkennen kann. 

Ich habe absolut keine Ahnung, wie viel Uhr es ist und in wie vielen Stunden die Sonne aufgehen wird. Ich kann nicht mal mehr sagen, ob der Hase immer noch an der gleichen Stelle hockt, wie vorher, oder ob er sich in diesem Moment von hinten anschleicht. 

Bei diesem Gedanken bildet sich mir eine Gänsehaut auf den Armen und ich schlinge diese um mich. Zu der Dunkelheit kommt nun auch noch die Kälte hinzu, die langsam durch die dünnen Fasern meines T-Shirts kriecht. Wieso verdammt soll ich das hier nochmal machen? 

Es gibt jetzt noch genau zwei Optionen, die ich habe. Entweder ich versuche, nochmal zu schlafen und Kraft zu tanken oder ich warte darauf, dass die Sonne aufgeht, was in einer Stunde oder acht sein kann und überlege mir in diese Zeit, wie ich den Hasen besiege. 

Mal ganz davon abgesehen, dass ich nun hellwach bin, graust es mir auch ein bisschen vor der Möglichkeit, dass der Hase mich tötet, wenn ich noch schlafe. Auf einmal ertönt ein Rascheln und automatisch läuft mir ein Schauer über den Rücken. Reflexartig fasse ich mir an die Hüfte, wo der Dolch immer noch an dem Gürtel befestigt ist. 

Erleichtert atme ich aus, da ich nicht weiß, was ich gemacht hätte, wenn der Dolch oder eine der anderen Waffen weggewesen wäre. Gerade in diesem Moment ertönt das Rascheln erneut und ich ziehe den Dolch hervor, damit ich mich im Notfall verteidigen kann. Zwar kann ich immer noch nichts sagen, stattdessen umgibt mich immer noch völlige Dunkelheit. 

Als ich mich erhebe, stütze ich mich immer noch weiter gegen den Baum, da mein Bein immer noch eingeschlafen ist. Als ich mehrere Sekunden wie erstarrt stehen geblieben bin, beruhige ich mich langsam wieder. Vielleicht ist es auch einfach nur der Wind gewesen. Trotzdem ist an Schlafen nun in keiner Weise mehr zu denken, sodass ich mich für meine zweite Option entscheiden. 

Der Hase scheint ein ausgesprochen gutes Gehör und mehr als gute Reflexe zu haben. In also einfach so anzugreifen, wäre mehr als idiotisch, vor allem. Da ein Biss von ihm auch noch tödlich ist, sollte ich mich, wenn möglich auf den Fernkampf beschränken. Ich könnte versuchen, ihn abzulenken, und ihn schließlich von einer anderen Seite angreifen. Aber dann stellt sich mir wieder die Frage, wie ich das genau machen soll, da ich mich ja nicht teilen oder teleportieren kann. 

Obwohl das Rascheln nun nicht mehr ertönt ist, bleibe ich an den Baum gelehnt stehen und lasse meine Gedanken schweifen. Jegliches Zeitgefühl ist mir mittlerweile abhanden gekommen, aber nach einiger Zeit breitet sich mein Sichtfeld langsam aus. Es wird immer heller und heller und erst als die Sonne langsam aufgeht, kann ich die grauen Regenwolken am Himmel erkennen. Die Regenwolken, die wahrscheinlich für meine ziemlich beschränkte Sicht verantwortlich gewesen sind. 

Selbst, als die Sonne voll aufgegangen ist, erreichen immer nur einzelne Strahlen die Erde, wobei es ganz danach aussieht, als würde es jeden Moment gewittern. Ich lasse meinen Blick über die Umgebung wandern und als ich die Stelle erreiche, wo der Hase gestern noch saß, setzt mein Herz einen Schlag lang aus. Dort lässt sich nun nur noch ein großer Abdruck im Gras ausmachen. 

Schon fast panisch sehe ich mich weiter um und als ich schließlich in die Richtung blicke, aus der das Rascheln das letzte Mal ertönte, keuche ich erschrocken auf. Der Hase scheint ganz offensichtlich derselbe wie gestern Abend zu sein, wobei er schon wieder gemütlich am Fressen ist. 

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt