44. Kapitel

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Adriana

Zögernd lassen wir uns alle in dem kreisrunden Raum nieder. Während die Alphas sich an einem Tisch in der Mitte Platz nehmen, setzen wir uns alle auf andere Tische, die am Rand stehen.

„Es freut mich, dass ihr alle erschienen seid. Von den anderen Alphas habe ich jetzt noch nichts gehört, aber wir können keine wertvolle Zeit vertrödeln, wenn wir auf sie warten", beginnt Sherine das Treffen. „Wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen, geht es hauptsächlich um die Bedrohung der schwarzen Wölfe, da uns diese Jugendlichen erzählt haben, sie würden auf der Erde schon wieder Rudel angreifen."

„Nicht nur auf der Erde. Bei meinem Rudel sind in letzter Zeit die Nahrungsquellen knapp geworden und ich bin mit meinen drei Begleitern losgeritten, um dies zu untersuchen. Als wir wieder zurückkehrten, war unser Dorf niedergebrannt und jedes einzelne Rudelmitglied tot. Wir fanden nur die Leiche eines schwarzen Wolfes", erzählt eine Alpha, die sich eben als Nikita vorgestellt hat. Zum Ende hin wird ihre Stimme immer leiser und ich kann die Trauer in ihr hören.

„Geht es dir gut? Wenn es zu viel wird, musst du Bescheid sagen." Mit einem Mal klingt Sherine unglaublich mitfühlend und jeder der anderen Alphas scheint in seinen Gedanken versunken.

„Wir sollten uns jetzt erstmal darum kümmern, dass diese schwarzen Wölfe das bekommen, was sie verdienen." Diesmal klingt Nikita schon sicherer und die anderen nicken einfach nur.

„Alissa, ein Mitglied meines Rudels, hat auf der Reise eine Vision von Luna bekommen, in der sie erzählt bekommt, wie wir die schwarzen Wölfe stoppen können", berichtet Damara und ihr Blick gleitet zu dem Mädchen, die neben Niklas sitzt. Sie wirft einen kurzen Blick in die Runde und nach einigen Sekunden nicken die anderen Alphas zustimmend.

„Im Schloss soll es eine Blume geben. Sie ist der Ursprung der schwarzen Wölfe. Wenn man sie vernichtet, sind die schwarzen Wölfe geschlagen. Man zerstört sie, in dem man sie mit dem Blut aller zwölf Werwölfe beträufelt. In dem Schloss gibt es wohl Phiolen mit dem Blut von Esperanza und Celio", fasst sie wichtigsten Informationen zusammen. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie Scott ihr einen kurzen Blick zuwendet, doch diesen dann direkt weiter durch den Raum schweifen lässt.

„Das bedeutet, ihr braucht von jedem von uns eine Phiole Blut, um die Blume zu zerstören?" Thore wirft ihr einen fragenden Blick, wahrscheinlich will er sich nochmal versichern, dass er alles richtig verstanden hat. Sie nickt einfach nur.

„Cheryl ist zwar nicht hier, aber hat uns eine Phiole mit ihrem Blut mitgegeben", fügt Damara noch hinzu.

„Gut, dann wissen wir jetzt zumindest, wie wir die schwarzen Wölfe besiegen können. Jetzt kommen wir zum nächsten Punkt." Bei diesen Worten wendet Sherine sich uns Jugendlichen zu. „Ihr seid in diese Welt zwar mit einem guten Grund gekommen, doch trotzdem habt ihr keine direkte Einladung erhalten. Nun stellt sich uns die Frage, was mit euch passiert. So lange ihr jemanden habt, der für euch bürgt, wird euch nichts geschehen, doch dann bleiben noch die übrig, für die niemand bürgt." Sie lässt ihren Blick durch die Runde der Alphas schweifen. Wahrscheinlich will sie herausfinden, wer für einen von und bürgt.

„Ich bürge für Phileas, er hat sogar schon die Prüfung für mein Rudel absolviert und bestanden", beginnt Thore als erste und schenkt dem einen Zwillingsbruder ein kurzes Lächeln.

„Ich bürge für Newt. Ich habe ihm sogar schon angeboten, hier zu bleiben", schließt Nikita sich ihm an und auf den Lippen des zweiten Zwillingsbruder erscheint ein Lächeln.

„Ich bürge für Niklas, selbst wenn er nicht ursprünglich in mein Rudel gehört." Damara wirft einem Mann einen fragenden Blick zu. Der Alpha, in dessen Rudel Niklas wahrscheinlich eigentlich gehört, nickt einfach nur und erhebt keinen Einspruch.

„Nein, ich bürge schon für Niklas", meldet sich nun ein Mädchen, dass zwar nicht zu den Alphas gehört, aber in dieser Welt lebt. Mein Blick landet auf Scott, der seine Hand zu einer Faust ballt, aber seinen Blick gesenkt hält. Auch auf Damara's Gesicht spiegelt sich kurzes Erstaunen ab, ehe es wieder verschwindet.

„Dann bürge ich für Scott", entscheidet Damara sich anders.

„Ich bürge für Adriana." Erstaunt starre ich auf Lavea, die mich anstarrt. Auch auf den Gesichtern einiger anderen kann ich Verwirrung feststellen.

„Was?" Ich glaube immer noch nicht so ganz, was ich da gerade gehört habe.

„Ich bürge für dich. Nun bitte keine dummen Fragen mehr, ehe ich es mir anders überlege." Mit diesen Worten wendet sie ihren Blick ab. Ich hingegen habe ein paar Probleme damit, sie immer noch genauso sehr wie vorher zu hassen. Wieso bürgt sie für mich, obwohl sie mich doch sonst nicht leiden kann?

"Dann bürge ich für Ace", entscheidet Ceadda sich, wahrscheinlich hatte er eigentlich vor, für mich zu bürgen.

„Ich bürge für Ben." Einer der Begleiter von Nikita wirft dem Genannten ein Lächeln zu. Doch Ben bringt kaum ein Lächeln zustande, da er wahrscheinlich immer noch von seinen Schmerzen geplagt wird.

„Gibt es jetzt immer noch jemanden, der niemanden hat, der für ihn bürgt?" Fragend blickt Sherine in die Runde, da sie selber scheinbar den Überblick verloren hat. Mir geht es dabei aber auch in keiner Weise anders.

„Das wäre dann wohl ich." Zögernd hebt Isabella die Hand und alle Blicke schweifen zu ihr.

„Gibt es jemanden, der bereit ist für sie zu bürgen, selbst, wenn er sie nicht kennt? Oder müssen wir für sie alleine entscheiden, was mit ihr passiert?"

„Das würde ich machen", meldet sich Andre, der Alpha der Richter, „Schließlich bürgt Damara auch für ein eigentliches Mitglied meines Rudels." Isabella wirft ihm einen dankbaren Blick zu, den er mit einem Grinsen erwidert.

„Gibt es noch etwas, was wir bereden sollten?"

„Wer wird später in das Schloss gehen, um die Blume zu vernichten?" Thore wirft einen fragenden Blick in die Runde. Bei den Geschichten, die man über das Schloss hört, wundert es mich nicht wirklich, dass diese Frage früher oder später kommt.

„Ich kann es machen." Meine Antwort kommt prompt, bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenken kann. Augenblicklich sind alle Augen auf mich gerichtet, scheinbar hat niemand wirklich mit einem Freiwilligen gerechnet.

„Bist du dir sicher, Adriana? Weißt du, was man sich über das Schloss erzählt?" Ich kann die Unruhe von Scott neben mir schon fast schmecken. Auf irgendeine Weise freut es mich, dass er sich solche Sorgen um mich macht, obwohl ihn selber scheinbar etwas bedrückt, so wie er die ganze Zeit auf seinem Platz hin und her rutscht.

„Ich weiß, was ich mache, Scott. Vertraue mir einfach."

„Gut, dann begleite ich dich", beschließt er kurzerhand und ich starre ihn an.

„Nein, das brauchst du nicht. Sicher, dass du das willst?" Ich bin mir immer noch nicht so sicher, was ich davon halten soll. Ich weiß, dass es im Schloss gefährlich werden könnte und genau deswegen habe ich mich gemeldet. Damit keiner meiner Freunde das tun muss.

„Ich bin mir sicher, außerdem können wir uns so den Gefahren besser entgegenstellen." Er schenkt mir ein Lächeln und bevor ich irgendwas machen kann, melden sich immer mehr meiner Freunde, dass sie mitkommen wollen. Selbst Alissa und Delfina erklären sich bereit, mitzukommen. Aber in dem Fall liegt das wahrscheinlich an Scott und Phileas.

„Gut, dann hätten wir jetzt auch da genügend Freiwillige", meint Sherine schließlich. 

„Gibt esnoch etwas, was jemand von euch besprechen möchte? Denn ansonsten würde ich das Alphatreffen hiermit für beendet erklären." Sie sieht erwartend in die Runde. Doch bevor jemand was sagen kann, fängt eins der Pferde vor der Tür an, zu wiehern. Immer mehr Pferde steigen mit ein und auf den meisten Gesichtern im Rudelhaus bildet sich ein großes Fragezeichen. Vorsichtig steht Lavea auf und öffnet die Tür einen Spalt breit. Im nächsten Moment schlägt sie sie wieder zu und weicht ein paar Schritte zurück. Aber ehe sie etwas sagen können, wir die Tür mit einem lauten Krach zerstört.

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt