Adriana
Zuerst höre ich laute Schreie und Rufe, ehe sich auch noch Hufgetrappel darunter mischt, dass stetig lauter wird. Verwirrt drehe ich mich um und mein Blick fällt sofort auf eine kleine Gruppe von Reitern, die immer näher kommt. Hastig ziehe ich meine Socken über meine nassen Füße, die mir in diesem Moment aber egal sind, und darüber meine Schuhe. Danach springe ich auf und laufe ein bisschen auf die Gruppe zu. Schon von Anfang an ist mir die Person aufgefallen, die mehr auf ihrem Pferd liegt und von den anderen gestützt wird, doch erst, als sie näher kommen, erkenne ich sie.
„Phileas", entfährt mir ein Schrei und ich schlage mir die Hand vor den Mund.
"Wir brauchen deine Hilfe. Mit ihm stimmt irgendwas nicht", spricht mich das Mädchen in der Gruppe an, als sie mich erreicht haben. Ich nicke einfach nur und gehe zu Phileas.
„Ich denke, wir können zum Rudel gehen." Bei diesen Worten deute ich auf das Dorf, ehe ich mich vollends Phileas zu wende. „Phileas, hörst du mich?", versuche ich, ihn aufzuwecken, doch er reagiert nicht. Stattdessen höre ich, wie er die ganze Zeit nur einen Namen vor sich hermurmelt, doch nicht laut genug, als dass ich ihn verstehen könnte. Newt wüsste wahrscheinlich jetzt, was zu tun wäre. Doch Newt ist nicht hier.
Während wir zum Dorf gehen, versuche ich, mich an alles zu erinnern, was ich von Newt und Kate je über Phileas erfahren habe.
„Ich bin nicht wie du", murmelt er einmal ein bisschen lauter und erst bei diesen Worten fällt mir ein Detail ein. Ihr Vater. Er ist damals der Grund gewesen, warum Kate und Newt dort weg sind. Er soll wohl ein wirklicher Idiot gewesen sein, der jeden vertrieben hat.
„Hör mir zu, Phileas. Du bist nicht wie dein Vater. Du bist nett und freundlich. Hörst du mich? Egal, worum es geht, es ist nicht deine Schuld." Immer wieder wiederhole ich diese Worte so oder zumindest ähnlich. Dabei bekomme ich nicht wenige seltsame Blicke von seinen Begleitern zugeworfen. Besonders das Mädchen beäugt mich immer wieder mehr als misstrauisch. Doch in diesem Moment kann ich mir keine Gedanken darum machen.
Eilig führe ich sie ohne nachzudenken in das Haus von Sherine und hoffe einfach mal, dass auch Ace dort ist. Die beiden kennen sich schon ein bisschen länger. Als wir das Haus betreten, wird uns auch direkt die Couch freigemacht, wo wir Phileas ablenken können und es dauert auch keine Minuten, als Ace den Raum betritt.
„Was ist passiert?" An seinem Tonfall erkenne ich sofort, dass er sich Sorgen um Phileas macht und er lässt sich neben ihm auf der Couch nieder.
„Wir sind hierher geritten. Auf dem Weg ist es dann einfach passiert, dass er nicht mehr ansprechbar gewesen ist", antwortet das Mädchen ihm und wirft Phileas ein paar besorgte Blicke zu. Ob sie wohl seine Mate ist? Bei dem Anblick des Mädchens höre ich, wie Ace die Luft einzieht, scheinbar hat er sie vorher gar nicht bemerkt gehabt.
„Wer bist du?" Seine Stimme klingt ein bisschen leiser, als sonst. Doch ich verstehe genauso wenig, wieso ihn das Mädchen auf einmal so interessiert, während noch immer nicht klar ist, was mit einem seiner Freunde los ist.
„Delfina, wieso?" Sie sieht ihn fragend an, doch jetzt wendet er sich wieder Phileas zu.
„Ich glaube, ich weiß, was mit ihm los ist." Bei diesen Worten beugt er sich zu dem auf der Couch liegenden hinunter und flüstert ihm etwas ins Ohr. Leider nicht laut genug, als das ich etwas verstehen könnte, doch Phileas scheint es. Sein bisher eher unruhiger Atem wird langsamer und langsamer, bis er schließlich wieder normal atmet. Immer wieder spricht Ace zu ihm, ich weiß nicht, ob verschiedene Sachen oder immer das gleiche.
„Jetzt können wir nur noch hoffen, dass er von selbst, wieder aufwacht", meint Ace schließlich und durchbricht damit die Stille, die im Raum herrscht. Jeder hat viel zu sehr darauf geachtet, was mit Phileas los ist. „Ach so und keiner spricht mit Phileas, ohne das ich dabei bin." Bei diesen Worten lässt Ace seinen Blick einmal quer durch den Raum wandern und sieht dabei jeden warnend an.
„Könnte ich vielleicht mal kurz mit euch beiden draußen sprechen?", fragt Delfina auf einmal. Es ist sofort klar, dass die eine Person Ace ist, doch es dauert ein bisschen, bis ich verstehe, dass ich die andere Person bin.
„In Ordnung." Gemeinsam verlassen wir das Haus und bleiben vor der Türe stehen.
„Was ist denn, Delfina?" Ace wirft ihr einen fragenden Blick zu und sie zögert kurz.
„Du weißt, dass Phileas eine Mate hat, oder?" Diese Worte richtet sie ganz offensichtlich an mich und sowohl ich als auch Ace sind für einen Moment verwirrt. Nach einigen Augenblicken bricht Ace in schallendes Lachen aus und auch mir wird langsam klar, worüber sie spricht.
„Warte, du glaubst, ich wäre in Phileas verliebt und hätte gerade versucht, ihn anzumachen?" Fassungslos sehe ich sie an und auch sie scheint jetzt zu verstehen, dass das völliger Blödsinn ist. „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Phileas ist gerade ohnmächtig gewesen und es hätte mir rein gar nichts gebracht. Zweitens habe ich selbst einen Mate." Entrüstet starre ich sie an und kann es immer noch nicht so ganz fassen.
„Wo wir gerade dabei sind, Delfina, sprich Phileas auf gar keinen Fall auf seine Mate an. Ja?" Ace starrt sie bestimmend an und sie nickt nach einigen Sekunden zögernd.
„Warte, Delfina ist gar nicht die Mate von Phileas." Verwirrt blicke ich zwischen den beiden hin und her.
„Nein, ich doch nicht ...", beginnt sie gerade, als die Tür hinter uns geöffnet wird. Erschrocken hält sie inne und wir alle blicken fragend zu dem Mann, der mit Phileas hierher gekommen ist und auf dessen Lippen sich ein Lächeln abzeichnet.
„Er ist wach." Allein diese Worte genügen, damit wir alle erleichtert aufatmen und so schnell wie möglich kehren wir ins Wohnzimmer wieder zurück. Dort sitzt Phileas schon wieder aufrecht auf der Couch und hält eine Tasse Tee in der Hand.
„Oh mein Gott Phileas, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht." Freudig stürmt Delfina auf ihn zu und ein bisschen überrumpelt lässt er sich von ihr umarmen. Sicher, dass sie nicht seine Mate ist? Nach ein paar Sekunden löst er sich aus der Umarmung und ich bilde mir sogar ein, eine Träne ihn seinen Augen gesehen zu haben. Doch bevor jemand noch etwas sagen kann, betritt noch jemand das Haus und Sherine stößt zu uns.
„Wie ich sehe, seid ihr ein paar mehr geworden." Mit einem Lächeln begrüßt sie zwei der Begleiter von Phileas, die ich auch beide als weiße Alpha einstufe. Danach richtet sie sich wieder an uns alle. „Ich werde noch etwas mit dem Rat besprechen und in dieser Zeit könnt ihr euch ja weiter ausruhen. Danach können wir von mir aus sofort aufbrechen." Selbst, wenn es an sich ein Vorschlag aus, erkenne ich an ihrer Stimme, dass sie keinen Widerspruch zulassen wird. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als einfach zu nicken. Fast augenblicklich verlässt sie die Hütte und wir warten nur darauf, dass die Zeit umgeht.
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Der schwarze Beta
Werewolf2. Teil von "Die weiße Alpha" (direkte Fortsetzung) Adriana wollte eigentlich allem, was passiert war, den Rücken zukehren. Aber dann bekommt sie unerwarteten Besuch und mit ihren Freunden begibt sie sich auf eine Reise, um die schwarzen Wölfe zu be...