29. Kapitel

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Phileas

Mein Blick wandert zu ihr, wobei sie einige Meter vor mir reitet. Wir sind nun schon ein bisschen länger unterwegs und erstaunlicherweise hat sie nicht nochmal versucht, mit mir zu reden. Auf der anderen Seite habe ich aber auch irgendwie das Gefühl, dass sie irgendwas ausheckt. Zumindest deute ich das immer wieder aus ihren Blicken, die sie mir zu wirft.

Bei den Blicken des Betas hingegen, der mich fast durchgehend von hinten anstarrt, brauche ich mich noch nicht mal umzudrehen, um zu wissen, dass er mich am liebsten erdolchen würde. Der Einzige, mit dem ich in dieser Gruppe ein einigermaßen normales Gespräch führen könnte, wäre Thore, doch auch er benimmt sich aus irgendeinem Grund sehr abweisend mir gegenüber. Deswegen hat bisher auch keiner von uns wirklich ein Wort gewechselt.

„Ich denke, hier ist ein guter Ort zum Rasten", durchbricht Thore schließlich die Stille und langsam bringen wir unsere Pferde zum Stehen. Vor uns wird die leicht hügelige Wiesenlandschaft von mehreren großen Steinen durchbrochen, auf denen man wahrscheinlich sehr gut sitzen kann.

Während ich mir ein Platz eher abseits suche, lassen der Beta und Thore sich nebeneinander nieder und fangen eine hitzige Diskussion an. Leider sprechen sie zu leise, als das ich irgendwas verstehen könnte. Sie bleibt hingegen einige Sekunden ratlos stehen, scheinbar weiß sie nicht, zu wem sie sich setzen soll. Schließlich kommt sie aber auf mich zu und ich verziehe die Miene.

„Phileas, kannst du mir vielleicht nur einen Augenblick zu hören?" Sie wirft mir einen bittenden Blick zu.

„Nein", fahre ich sie an und scheinbar ein bisschen zu laut, denn sofort werfen Thore und der Beta uns merkwürdige Blicke zu. Beschämt senke ich meinen Kopf und konzentriere mich ausschließlich auf mein Essen. Sie scheint es nun auch verstanden zu haben, steht auf und lässt sich einige Meter entfernt von mir nieder.

An ihrem Blick erkenne ich sofort, dass ich sie verletzt habe, doch sie hat mich damals auch verletzt. Mehr als Worte es je könnten. Ich habe zwar keine Ahnung, wie sie es geschafft hat, dass die Mateverbindung zwischen uns durchbrochen worden ist und wieso ich in ihrer Gegenwart immer noch nichts fühle, aber wahrscheinlich gibt es auch dafür eine plausible Erklärung.

Vielleicht liegt es an der kalten Welt oder aber sie hat das Materitual mit jemand anderem vollzogen. Bei diesem Gedanken fühlt es sich für einen kurzen Moment so an, als würde mir das Essen wieder hochkommen, doch ich kann den Würgereiz gerade noch unterdrücken. Nach aller der Zeit, obwohl sie mich verletzt hat, haben sich meine Gefühle nicht verändert.

Nach einigen Sekunden Rast steht Thore wieder auf und mit einer Handbewegung deutet er uns, dass wir unsere Reise fortsetzen. Eilig packe ich meine Sachen wieder weg, ehe ich mich wieder auf mein Pferd schwinge und wir gemeinsam weiterreiten. Doch schon nach einigen Metern lässt Thore sich zurückfallen, bis er schließlich auf einer Höhe mit mir ist.

„Reitet ihr schon mal vor. Ich möchte kurz mit Phileas alleine reden. Wir holen zu euch auf", weist er die anderen an, als er sein Pferd dazu bringt, stehen zu bleiben. Ich tue es ihm gleich und wir warten einige Sekunden, bis wir ein bisschen Abstand zwischen uns und die zwei gebracht habe.

„Was ist los?" Verwundert sehe ich den Alpha an, da ich absolut keine Ahnung habe, was er mit mir bereden möchte. Ob ich irgendwas falsch gemacht habe?

„Ich weiß nicht, was du mit den anderen zweien hast, doch ich fände es gut, wenn du wenigstens Delfina die Chance gibst, sich zu erklären. Ich weiß, sie handelt oft sehr impulsiv und macht dabei viele Fehler, aber sie ein herzensguter Mensch und wenn sie so dafür kämpft, sich zu erklären, hat sie auch eine ordentliche Erklärung." Fassungslos sehe ich ihn an, da seine Worte für mich keinerlei Sinn ergeben.

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt