56. Kapitel

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Scott

Mittlerweile sind es nun schon einige Minuten, in denen wir durch diese Gänge irren. Trotzdem hat noch keiner ein Wort gesprochen. Für Alissa ist es schlicht und ergreifend das Beste, wenn wir uns voneinander fernhalten. Wenn ich nun mit Niklas ein Gespräch anfange, ist mir mehr als klar, dass er nur wieder anfängt, mir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Ihm ist halt schon immer wichtig gewesen, dass alles richtig ist.

Doch manchmal ist es alles andere als leicht, zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Ginge es nach ihm, wäre es richtig, wieder mit Alissa zu reden, sich zu entschuldigen und vielleicht sogar mit ihr zusammen zu kommen. Allerdings zu welchem Preis. Als wir mal wieder eine Abbiegung erreichen, werfe ich einen kurzen Blick in jeden einzelnen Gang.

„Da vorne geht eine Treppe hoch. Vielleicht sollten wir die mal ausprobieren", schlägt Niklas vor und mit einem Nicken stimmen wir seinem Vorschlag zu. Da dir Treppe einfach viel zu schmal ist, gehe ich als Erster vor und mit einem Blick nach hinten stelle ich fest, dass Niklas sich direkt hinter mir eingereiht hat, während Alissa das Schlusslicht bildet. 

Ich richte meinen Blick wieder nach vorne und erkenne erst jetzt, dass ein Ende von diesem Punkt noch nicht in Sicht ist. Nach einigen Minuten sind wir immer noch dabei diese verdammte Treppe hochzusteigen und langsam fangen auch meine Füße an zu schmerzen. Die Treppenstufen sind nicht sonderlich fein gehauen und trotz meiner dicken Schuhe spüre ich den Hauptteil aller Unebenheiten. Leider bieten die grauen Steinwände auch keine sonderlich große Abwechslung, so dass es recht langweilig ist.

„Einhundertsieben." Bei achtzig hat Niklas angefangen, die Treppenstufen laut zu zählen. Zumindest nehme ich mal an, dass es die Treppenstufen sind. „Einhundertacht. Einhundertneun. Einhundertzehn. Einhundertelf", fährt er immer weiter vor und so langsam fängt es wirklich an, zu nerven.

„Kannst du endlich mal damit aufhören? Das macht es nicht besser", höre ich die laute Stimme von Alissa hinter mir, die höchstwahrscheinlich Niklas ankeift. Schön zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, dem diese Zählerei langsam irre macht.

„Aber anschweigen schon, oder was? Ich bin dafür, dass wir, sobald diese Treppe endet, endlich mal Klartext reden", spricht Niklas seine Meinung aus, die mich nicht wirklich überrascht. Zudem ist mir auch voll und ganz klar, dass er größtenteils mich damit meint.

„Wir haben Wichtigeres zu tun, schließlich müssen wir die Welt retten. Vielleicht sollten wir jetzt gleich umdrehen. Wer weiß, was uns am Ende dieser Treppe erwartet", meine ich und versuche dabei, das Thema zu wechseln.

„Ich stimme Scott zu. Ich möchte nur ungern von schwarzen Wölfen getötet werden", geht Alissa auf meinen Themenwechsel ein.

„Okay, dann sollten wir jetzt aber umkehren", gibt Niklas sich erstaunlich schnell geschlagen. Ich werfe noch einen kurzen Blick nach oben und mir stockt der Atem.

„Leute, ich glaube, wir haben jetzt gleich das Ende erreicht", mache ich sie auf meine Entdeckung aufmerksam und ich spüre, wie die anderen beiden an mir vorbei starren. „Dann los, worauf warten wir noch", fängt Niklas an, uns zu hetzen. So schnell es geht, nehme ich die letzten paar Treppenstufen und ignoriere die Steinchen unter meinen Füßen. Es scheint fast so, als hätte das Sehen unseres Zieles uns mit neuer Kraft versorgt. Schließlich erreiche ich die letzten paar Treppenstufen und mache mich daran, die Luke über unseren Köpfen zu öffnen. Mit einem dumpfen Knall fällt sie auf den Boden, als ich sie geöffnet habe und mit großen Augen betrete ich den Raum.

Der Boden besteht aus Erde und saftigen Gras und überall kann man ein paar kleinere Gänseblümchen entdecken. Doch viel atemberaubender sind die Wände. Sie scheinen aus Glas zu bestehen und geben den Blick auf die Außenwelt frei.

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt