62. Kapitel

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Scott

„Irgendwo in diesem Raum muss sich die Blume befinden", weist Celio uns alle an, während er eine Tür öffnet. So schnell es geht, stürmen wir in den Raum, doch kommen genauso schnell zum Stehen. In der Mitte des Raumes steht Kilian. Doch viel erschreckender, als das ganze Blut, das ihn bedeckt, ist die Person, die er in seinen Armen trägt. Adriana wirkt noch blutverschmierter als er selber und ich brauche auch nicht lange, um zu erkennen, dass sie nicht bei Bewusstsein ist.

„Ist sie tot?", fragt Niklas zögerlich und die Sorge ist klar heraushörbar.

„Nein, nur bewusstlos, aber sie braucht Hilfe. Scott." Flehend sieht er mich an und ich schlucke. Nur die Ruhe bewahren, weise ich mich an, du kannst das.

„Leg sie auf dem Bett ab", weise ich ihn an und hole selber meinen Rucksack hervor.

„Ich brauche jetzt Ruhe", erkläre ich allen anderen und augenblicklich wird es ruhig.

„Warte, ich helfe dir", bittet Alissa. Auch, wenn es zwischen uns momentan nicht so gut läuft, so ist mir doch jede Hilfe recht. Also nicke ich einfach nur und gemeinsam machen wir uns daran, Adriana zu retten.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, es hätten sowohl Stunden, als auch Minuten gewesen sein können, bis Alissa und ich uns erschöpft auf den Boden fallen lassen. Die Zeit, in der wir Adriana versorgt haben, ist die Hölle gewesen. Jeden Augenblick diese Angst, einen Fehler zu machen, der Adriana das Leben kosten könnte.

„Wie geht es ihr?", durchbricht Kilian zögerlich die Stille und ich richte meine Aufmerksamkeit auf ihn. Die ganze Zeit, während Alissa und ich uns um Adriana gekümmert haben, hat keiner von den anderen ein Wort gesagt.

„Momentan ist sie stabil. Sie schwebt nicht unbedingt in Lebensgefahr, allerdings ist auch nicht sicher, ob sie wirklich überleben wird", erkläre ich ihm und ein erleichtertes Lächeln taucht auf seinen Lippen auf.

„Das ist gut."

„Was haltet ihr davon, wenn wir Adriana in die große Halle bringen? Das ist wahrscheinlich auch der Ort, wo die Alphas zuerst hingehen werden, wenn sie hierher kommen", schlägt Celio vor und wir packen eilig unsere Sachen zusammen.

„Könntet ihr vielleicht schon einmal vorgehen? Ich würde gerne kurz mit Alissa alleine reden", bitte ich die anderen. Mit einem Nicken nimmt Celio Adriana auf den Arm, da er wahrscheinlich von uns mit Abstand der stärkste ist, und nach und nach leert sich der Raum, bis nur noch Alissa und ich übrig sind. 

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Die Sachen, die ich zum Teil gesagt habe, sind nicht wirklich in Ordnung gewesen. Aber ich habe Angst gehabt, dich zu verletzen. Jeder der Menschen, die mir etwas bedeutet haben, hat mich bis jetzt verlassen. Angefangen mit meinen Eltern. Durch sie bin ich auch nicht der größte Freund der Mateverbindung.

Als ich ungefähr vier Jahre alt gewesen bin, ist meine Mutter gestorben. Für meinen Vater ist das so hart gewesen, dass er sich kurzerhand auch umgebracht hat und mich alleine gelassen hat. Dann ist vor nicht all zu langer Zeit meine Mentorin und mein größtes Vorbild gestorben. Danach starb mein Mate und jetzt stand auch Adriana auf der Schwelle des Todes. Du musst mir glauben, dass ich dich einfach nur beschützen wollte", erzähle ich ihr und in diesem Moment tut es gut, sich all das von der Seele zu reden. Es tut gut, endlich mal das auszusprechen, was ich die ganze Zeit denke.

„Ich glaube dir, Scott. Was hältst du davon, wenn wir einfach noch einmal ganz von vorne starten? Hallo, mein Name ist Alissa", stellt sie sich mir noch einmal vor und mit einem Grinsen nehme ich die Hand entgegen, die sie mir hinhält.

„Hallo, ich heiße Scott", erwidere ich die Begrüßung und für einige Sekunden verliere ich mich in ihren Augen.

„Ähm, wir sollten jetzt zu den anderen aufholen, oder was meinst du?", durchbricht sie die Stille und eilig verlassen wir den Raum. Zwar haben wir uns immer mal wieder verlaufen, doch schlussendlich kommen wir tatsächlich in der großen Halle an, wo nicht schon unsere Freunde und Celio warten, sondern auch noch die anderen Alphas.

Diese scheinen sich auch schon mit Celio ausgesprochen und jegliche Streitigkeiten geklärt zu haben, da sie jetzt in einem Kreis zusammensitzen und Geschichten teilen. Alissa und ich hingegen gesellen uns zu den anderen Jugendlichen, die an einem Tisch sitzen, auf dem Adriana liegt.

„Sie atmet noch", beruhigt Kilian mich, als er meinen besorgten Blick bemerkt, mit dem ich Adriana mustere.

„Das ist gut", meine ich einfach nur, doch kann einfach nicht wegsehen. Für einige Sekunden herrscht Schweigen zwischen uns, da niemand so recht weiß, was er jetzt sagen soll.

„Phileas, könnte ich kurz mit dir alleine reden?", fragt Newt auf einmal seinen Bruder und nach einem Nicken seinerseits entfernen die beiden sich voneinander. Wir anderen bleiben einfach nur still sitzen und beobachten das Gespräch. Wie Newt Phileas erzählt und sich daraufhin Phileas' Miene verdunkelt. Aber als sein Bruder ihn fragend ansieht, sagt er nichts mehr. Stattdessen dreht er sich einfach um und kommt wieder zu uns zurück. 

„Bitte, Phileas, sag doch etwas", fleht sein Bruder ihn an, doch dieser schweigt. „Bitte", versucht Newt es nochmal.

„Was soll ich denn sagen?" Aufgebracht dreht dieser sich zu ihm und blickt ihn fragend an. „Soll ich sagen, schön, dass du deine Mate in der Zwillingsschwester meiner Mate gefunden hast? Oder doch viel eher, dass ich dagegen bin und ihr euch nicht mehr sehen sollt? Sag mir, was soll ich sagen." 

„Ich weiß es nicht", bringt Newt nur schwach hervor. Aber scheinbar genügt diese Antwort Phileas, denn er wendet sich ab und nimmt wieder seinen Platz in der Runde ein.

„Ich möchte kein Wort hören", ermahnt er uns, während auch Newt sich wieder auf seinem Platz niederlässt. Gerade, als ich etwas sagen will, ertönt auf einmal ein Keuchen und beobachte, wie Adriana ihre Augen öffnet.

Was haltet ihr von Scotts und Alissas Versöhnung? Und der Tatsache, dass Newt und Delfina Mates sind?

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt