63. Kapitel

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Adriana

Überrascht öffne ich die Augen und blicke zu allererst an eine imposante Decke. Immer noch ein bisschen verwirrt von dem plötzlichen Ende des Gespräches mit Lenya, bleibe ich einfach liegen. Langsam schiebt sich ein mir bekanntes Gesicht in mein Blickfeld und ich schenke Kilian ein schwaches Lächeln.

„Du lebst", flüstert er ehrfürchtig, eher er mich in eine Umarmung zieht. Doch so sehr ich seine Umarmung auch genieße, erdrückt er mich dabei fast und eilig löse ich mich wieder von mir.

„Ich bin so froh, dass du lebst", werde ich nun auch von Scott begrüßt, allerdings mit einer sanfteren Umarmung. Nach und nach heißt mich jeder willkommen, als sei ich zehn Jahre weggewesen und nicht kurz vorm Sterben. Bei dem Gedanken, dass ich jetzt tot sein könnte oder vielmehr sein sollte, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Noch immer habe ich nicht ganz verarbeitet, was Esperanza mir erzählt habe.

Als schließlich jeder meiner Freunde an der Reihe gewesen ist, habe ich auch kurz Zeit, um meine Umgebung zu mustern. Ich befinde mich in einer riesigen Halle, die mehr einem Ballsaal ähnelt und sich wahrscheinlich im Schloss befindet. Danach schweift mein Blick zu einer Gruppe Erwachsener, die zwar zusammenstehen, doch uns aufmerksam beobachte. Ich erkenne jeden der Alphas, selbst Ceadda ist dabei.

Doch schließlich bleibt mein Blick bei dem vordersten Mann stehen und ich verharre. Das Gemälde, das ich von ihm gesehen habe, ist mir immer noch recht präsent und so gibt es keine Zweifel, dass er es wirklich ist. Ohne ein Wort zu sagen, stehe ich langsam auf, muss dabei allerdings die Zähne zusammenbeißen.

Schritt für Schritt wage ich mich immer weiter vor und nehme keinerlei Hilfe von meinen Freunden an, die mich stützen wollen. Aus irgendeinem Grund will ich das hier aus eigener Kraft schaffen. Schließlich komme ich vor dem weißhaarigen Mann zum Stehen, ohne ihn nur einmal aus den Augen gelassen zu haben.

„Celio", hauche ich so laut, dass gerade mal er mich hören kann.

„Mirabella", erwidert er ebenso laut und keine Sekunde später nimmt er mich in den Arm. Ohne jeglichen Grund fangen meine Augen schon wieder an zu tränen und als ich mich wieder von Celio löse, sind auch seine Augen leicht gerötet. Im Gegensatz zu Esperanza wirkt er gut zwanzig oder dreißig Jahre älter, was allerdings daran liegen könnte, dass er nicht gestorben ist.

„Habe ich irgendwas verpasst?", lenkt Scott meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Umgebung und erst jetzt wird mir bewusst, dass mich immer noch alle anstarren. In den meisten Gesichtern kann ich Verwirrung erkennen, nur in Kilians Augen spiegelt sich die Erkenntnis wider. Allerdings ist er auch der einzige, der weiß, wie die Blume wirklich zerstört worden ist. Mit Esperanza's Blut, das durch meine Adern fließt, und nicht mit dem, aus der Phiole.

„Stimmt das, was ich denke?", durchbricht er als erster die Stille und blickt mich fragend an.

„Wenn du das denkst, was ich denke, was du denkst, dann ja", antworte ich ihm mit einem Lächeln.

„Wieso hast du es mir nicht gesagt?", hakt er weiter nach.

„Weil ich es selber erst gerade eben erfahren habe", gebe ich ihm eine ehrliche Antwort und er nickt einfach nur.

„Entschuldigung, könntet ihr uns vielleicht mal bitte erklären, was hier los ist?" Scott blickt verwirrt zwischen Celio, Kilian und mir hin und her.

„Adriana ist die Reinkarnation von Esperanza, oder?", spricht Ceadda seine Vermutung aus und entlockt mir damit ein Schmunzeln. 

„Nicht ganz, aber nah dran", antwortet Celio an meiner Stelle, was aber nur noch für mehr Verwirrung sorgt.

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt