Teil 3 - Sieger

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46. Vorbereitung

„Los, wir brechen sofort auf", befiehlt Cato und verschwindet in der Höhle.

„Wir könnten wenigstens die Nacht noch hier verbringen. Hier in der Höhle haben wir es warm und trocken. Besser als im Wald, wo die Kälte uns töten könnte", gebe ich zu bedenken. Mein Blick streift über den Fluss. „Außerdem könnte ich noch Fische fangen, bevor wir aufbrechen." Aus der Höhle schlägt mir nur eisiges Schweigen entgegen. Und ich kann mir schon vorstellen woran es liegt – ich bin Cato auf dem Schlips getreten. Ich seufze. „Schon gut. War nur eine dumme Idee von mir", sage ich und verdrehe die Augen gegen Himmel. Dann klettere ich zurück in die Höhle.

Cato kniet neben seinem Schlafsack und schaut mich an. Ich kann seinen Blick nicht deuten und das bereitet mir Unbehagen. Um seinen Blick zu entgehen, fixiere ich den Höhlenboden. Dort steht noch unser Geschirr. Den Topf und die das Geschirr spüle ich mit Wasser aus einer meiner Wasserflaschen aus, bevor ich die Sachen, zusammen mit dem Campingkocher in meinen Rucksack verstaue.

„Nein. Du hast Recht. Es ist vermutlich wirklich besser, wenn wir die Nacht noch hier bleiben. Die Spielmacher spielen mit dem Wetter, wir wären draußen nicht sicher." Er legt den Schlafsack wieder zur Seite und steht auf.

Ich bin überrascht über seine Reaktion, doch lasse ich es mir nicht anmerken. Außerdem schlucke ich die Frage nach dem Warum wieder hinunter. Eine Göttin stellt ihren Krieger nicht infrage. Erstrecht nicht, wenn dieser Kritik und Fragen zur eigenen Person nicht gut aufnimmt.

Wir sollten allerdings einen Plan schmieden, wie wir vorgehen werden, wenn wir beim Füllhorn angekommen sind. Wenn wir erst einmal dort sind, dann werden wir bestimmt keine Zeit haben zum Pläne schmieden und zum Diskutieren. Und das werden wir bestimmt tun. Wir beide sind Dickköpfe, die ihren jeweils eigenen Plan durchsetzen wollen.

Aber das hier ist Catos Mission. Er will an seine Rüstung kommen und dafür zieht er in den Kampf, also wird auch er den Plan fällen, während ich nur daneben stehe und seinen Anweisungen folge. Dieses Mal ist die Rollenverteilung umgekehrt. Die ganze Zeit wenn wir zusammen gewesen sind, hat Cato zurückstecken und meinen Anweisungen Folge leisten müssen. Nun bin ich an der Reihe.

Cato schickt mich nach unten zum Fluss, um das Zelt abzubauen, schließlich werden wir es nicht mehr als Ablenkung brauchen. Jeder Tribut, der nicht auf den Kopf gefallen ist, wird sich auf den Weg zum Füllhorn machen, dorthin wo sich alle Tribute versammeln werden. Niemand wird mehr einsam, auf der Suche nach einem Opfer, durch die Wälder schleichen. Für heute Nacht wird uns keine Gefahr drohen.

Das Zelt verstaut Cato in seinem Rucksack, der größer ist als meiner. Außerdem darf ich nun die ganze Kochausrüstung tragen.

„Lian, ich weiß, dass du lieber hier bleiben möchtest", sagt Cato und sieht zu mir auf.

„Du hast Recht, aber das ist die einzige Möglichkeit an deine Rüstung zu kommen. Wenn wir sie nicht nutzen, dann wirst du sie nie bekommen. Das ist die Wand vor der wir nun mit dem Rücken stehen. Hier wollen uns die Spielmacher haben. Nun heißt es Zähne zusammen beißen und den Weg freikämpfen."

Auf Catos Gesicht erscheint ein Lächeln. Es ist ehrlich, es ist gefühlvoll. Seine Augen strahlen und werden warm, so wie ich es noch nie bei ihm gesehen habe. Ich halte diesem Blick nicht lange stand. Meine Mundwinkel zucken nach oben, zeigen den Anflug eines Lächelns. Dann erlischt es und ich kontrolliere meinen Rucksack. Er macht es mir unheimlich schwer, den Schmerz zu verdrängen, wenn er so ein guter Schauspieler ist, brillant sogar. Selbst ich würde ihm abkaufen, dass er mich liebt. Fast. Denn ich weiß es besser. Dass alles hier sichert ihm nur den Sieg, mehr nicht.

Hungerspiele - Überlebenskampf [Finish]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt