Hungerspiele - Überlebenskampf [Finish]

Teil 3 - Sieger

59. Show der Höhepunkte

Die Hymne hallt laut in meinen Ohren wieder. Dann höre ich, wie Ceasar Flickerman die Zuschauer begrüßt. Hat er wohl eine Ahnung, wie wichtig es ist, von jetzt an jedes Wort richtig zu wählen? Bestimmt. Wird er uns auch dieses Mal wieder helfen wollen? Die Menge applaudiert, als die Vorbereitungsteams vorgestellt werden. Ich weiß genau, dass Smaragd und Pania kindisch über die Bühne hüpfen werden, während sich Salve nur bescheiden verbeugen wird. Todsicher, dass die drei keine Ahnung haben. Auch wenn Salve vernünftig erscheint – sie ist nun einmal auch ein typischer Kapitol-Bewohner.

Dann haben Jade und Effie Trinket ihren Auftritt. Wie lange hat Effie schon auf diesen Auftritt gewartet? Ich hoffe sie und Jade können ihren Ruhm genießen. Egal wie töricht Jade auch sein mag, dumm ist sie nicht; sie muss einen Verdacht haben, dass ich uns alle tief in die Scheiße geritten habe. Zumindest hoffe ich das.

Portia und Cinna, die Stylisten von Peeta und Katniss, und Prix und Jasper ernten einen riesigen Applaus. Kein Wunder, denn sie waren bei diesen Spielen genial. Sie alle vier. Ihre Outfits waren zum niederknien. Ohne ihre Kreationen wären wir vier niemals so weit gekommen und hätten niemals unsere Rollen so perfekt spielen können.

Als Haymitch, Enobaria und Rex die Bühne betreten, bricht ein Getrampel und ein Gefauche los, das mindestens fünf Minuten anhält. Sie haben nicht nur einen ihrer Schützlinge durchgebracht, sondern gleich alle beide und das gilt für beide Teams. Das Enobaria und Rex mich nicht gewarnt haben, überrascht mich wenig. Sie sind genauso wie Cato, geradezu Kapitol-besessen. Wenn Haymitch mich nicht gewarnt hätte, hätte ich mich dann anders verhalten? Bestimmt hätte ich weiter die Göttin gespielt. Aber das kann ich nicht mehr. Von dieser Rolle muss ich mich verabschieden und eine neue annehmen, nämlich die eines naiven Mädchens. Ich bin völlig unvorbereitet und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Aber ich muss jetzt so überzeugend sein, wie noch nie. Jetzt. Denn die Plattform, auf der ich stehe, erhebt sich in Richtung Bühne.

Gellendes Licht blendet mich. Hier oben ist das ohrenbetäubende Gebrüll noch lauter. Es ist so laut, dass die Bühne unter meiner Füßen erzittert. Blinzelnd schaue ich mich um. Rechts von mir steht Katniss, nur ein paar Meter entfernt. Hinter ihr kann ich Peetas Haar im Lampenlicht leuchten sehen. Und links von mir steht Cato.

Er ist so groß und massig wie eh und je. Der Dreck und das Blut sind aus seinem Gesicht verschwunden, doch nicht seine ernste und arrogante Miene. Sobald ich ihn erblicke, schaltet sich bei mir ein Schalter im Kopf um. Mein Herz bleibt stehen und sofort stürme ich auf ihn zu und springe ihm in die Arme. Er zieht mich fest an seine Brust und vergräbt sein Gesicht in meinem Haar. Freudetränen rinnen mir über meine Wangen und Schluchzer schütteln meinen Körper.

Cato drückt mich so weit von sich weg, dass er seine Stirn an meine legen kann. Sanft wischt er die Tränen von meinen Wangen. Diese Zärtlichkeit verschlägt mir den Atem und gleichzeitig lache ich freudig laut auf. Seine raue Stimme lässt mein Herz stolpern. Mein Verstand setzt aus. Mir ist egal, dass ganz Panem mir zuschaut, als ich Cato zu mir ziehe und ihn leidenschaftlich küsse. Die Zuschauer flippen vollkommen aus. Ich küsse ihn ohne auf etwas anderes zu achten, außer auf Cato. Zehn Minuten geht das so, dann tippt Caesar Cato auf die Schulter, um endlich mit der Show anzufangen, aber er dreht sich mit mir in seinen Armen weg. Die Zuschauer rasten noch mehr aus.

Es ist schließlich Rex, der sich zwischen uns schiebt und uns hinter Katniss und Peeta hertreibt, die von Haymitch geschoben werden. Normalerweise ist der Siegerstuhl ein einziger, verschnörkelter Sessel, auf dem der Sieger sitzt und sich die Höhepunkte der Spiele anschaut. Dies Jahr haben die Spielmacher für uns vier Sieger ein knallrotes Plüschsofa hingestellt. Es ist ein kleiner Viersitzer, der nur wenig Platz bietet.