Teil 2 - Spiele

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Als erstes möchte ich mich für die lange Update-Pause entschuldigen ...
Ich hatte im August einen Autounfall und da konnte ich für drei Wochen nicht schreiben. Außerdem ist mein Laptop kaputt gegangen und die Reparatur hat sich hingezogen. Aber jetzt ist alles wieder heile und ich kann mich wieder dem Schreiben widmen.


32. Feuer

Mein erster Impuls ist – sobald mein Gehirn die gefährliche Situation erfasst hat – vom Baum zu springen, aber Rue und ich stecken noch immer im Schlafsack und sind zudem festgeschnallt. Irgendwie schaffe ich es, die Schnalle des Gürtels zu lösen und aus den Schlafsack zu kommen, so dass wir beide den Baum hinabklettern können. Das kostet uns Zeit die wir nicht haben. Die Feuerwand ist noch mindestens einen Kilometer entfernt, aber sie nähert sich uns mit einer rasenden Geschwindigkeit. Und so pfeffere ich den Gürtel in den Schlafsack, schwinge ihn über die Schulter und greife nach Rues Hand, um zu flüchten.

Überall lauert das Feuer. Es gibt nur noch Flammen und Rauch, die alles unerbittlich verzehren, das im Weg steht. Rue und ich sind in blanker Panik und mir fällt nichts Besseres ein, als den anderen zu folgen: Kaninchen, wilde Hunde, Rehe und Vögel. Tiere haben einen besseren Instinkt. Wenn es jemanden gibt, der uns in Sicherheit bringen kann, dann sind es diese Tiere. Nur sind sie schneller und leichtfüßiger. Während Rue und ich über fast alles vor unseren Füßen stolpern, fliegen die Tiere durchs Unterholz. Sie sind uns um Längen voraus.

Die Hitze die uns umgibt ist grauenhaft, doch wirklich mörderhaft ist der Qualm, der uns droht zu ersticken. Der Qualm mit seinem feinkörnigen Ruß verstopfen unsere Münder und Nasen und verwandeln unsere Lungen in Feuer. Mein Pullover ist vom Schweiß nass, deshalb kann er mir einen dünnen Schutz bieten, wenn ich ihn über Mund und Nase ziehe. Rue folgt meinem Beispiel. Äste, die immerzu plötzlich aus dem Dunst auftauchen, verkratzen unsere Gesichter. Der Schlafsack mit unserem Gepäck schlägt mir auf den Rücken und bringt mich jedes Mal fast aus dem Gleichgewicht.

Die Feuerwand ist wie ein Jagdhund, der eine Fährte aufgenommen hat. Sie lässt nicht mehr von uns ab und verfolgt uns weiter, drängt uns in die Enge, bis sie uns in ihre feurigen Arme schließen kann. Alleine dieses Verhalten zeigt schon, dass sie nicht echt sein kann. Wenn wir nach links stürmen, zieht sie auch nach links. Sprinten wir nach rechts, folgt sie uns auch dahin. Außerdem zieht sie eine gerade Linie und verliert nie ihre Form. Dieses Feuer wurde von den Spielmachern erzeugt und wird von ihnen gelenkt. Rue hat mir gestern erzählt, dass es die letzten beiden Tage nicht zu Kämpfen gekommen ist. Es wurde ihnen zu langweilig. Nun zielen sie darauf aus, uns Tributen Feuer unter den Hintern zu machen und uns bei lebendigen Leib zu verbrennen.

Ihre Absicht ist widerlich und offensichtlich. Es gibt die Karrieros und auf der anderen Seite gibt es die Einzelkämpfer, die über die ganze Arena verteilt sind. Sie wollen uns irgendwo zusammentreiben und uns zum Kämpfen zwingen. Und wenn unterwegs zu diesem Ziel noch ein, zwei Tribute verbrennen, umso besser. Die Zuschauer im Kapitol sehen uns gerne brennen. Sie freuen sich bestimmt schon drauf zu sehen, wer dem Feuer zum Opfer fällt. Ich wette sie tippen auf mich. Denn ich habe Rue bei mir und sie ist nicht ganz so flott wie ich. Außerdem bin ich noch geschwächt von meinem Beinah-Tod vor drei Tagen.

Rue lässt meine Hand los und bleibt stehen. Ihre kleine Lunge muss es schlimm erwischt haben. Doch dann sehe ich, was sie zum Stehenbleiben zwingt. Der Ärmel ihrer Jacke hat Feuer gefangen. Schreiend schüttelt sie den Arm hoch und runter, hin und her, was die Flammen noch mehr antreibt. Ein Keuchen entfährt mir. Überfordert schaue ich Rue bei ihrem Versuch zu, den Brand zu löschen.

„Nicht so", kreische ich, auf einmal von meiner Starre befreit und reiße Rue brutal die Jacke vom Körper. Ich lasse die Jacke auf den Boden fallen und trampel wie wild auf dem Ärmel herum. Rue hält sich den Unterarm, wimmert und weint vor Schmerz und Erschöpfung. Ihr Arm muss schlimm verbrannt sein. Ich will die Wunde nicht sehen, weshalb ich mich auf die Jacke konzentriere. Mir ist klar, dass wir hierdurch Zeit verlieren, wichtige Zeit. Aber die Nächte sind kalt. Ohne die Jacke würde Rue es nicht lange schaffen. Ich muss die Jacke retten und danach zusehen, wie wir der Feuerwalze entkommen können. Ich greife die noch rauchende Jacke und werfe sie mir zusammen mit dem Schlafsack über die Schulter. Dann packe ich Rue an der Schulter und schiebe sie nach vorne. Die Feuerwand hat uns fast erreicht.

Hungerspiele - Überlebenskampf [Finish]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt