E I N S

528 52 68
                                    

Der Gestank der kiffenden und rauchenden in dieser Bar, zog mir erneut in die Nase. Die Sicht war vernebelt als ich in der Eingangstür stand und gerade eben in die Stube herein treten wollte. Ich richtete mir noch einmal kurz die schwarze Perücke und deren Stirnfransen. In einem schmierigen Taschenspiegel, betrachtete ich den schäbigen Lippenstift und spitzte die Lippen. Ich fühlte mich wie eine Prostituierte. Ich war zwar keine, jedoch sah ich so aus und sang Blues auf der Bühne, um halbwegs um die Runden zu kommen. Tja, das machte ich nun seit Wochen so. Mein einziger Weg im Oakvilleforest zu überleben.

Ich trat ein paar Schritte nach vorne und kam den stinkenden Qualmen immer näher. Als mich die betrunkenen Bierbauch-Streuner erblickten machten sie mir sofort Platz. Während ich durch deren freigemachten Weg hindurch schritt, musterten sie mich mit aufmerksamen Blicken. Mit ernster Miene schaute ich nach vorne und erwiderte keiner der ekelhaften Blicken von der Seite.

Ich stieg hinauf auf die Bühne, stellte das Mikro ein, packte meine Gitarre, die ich immer in der Bar lasse, aus der Tasche aus und ließ diese am Rand liegen. Ich hängte mir die bereits gestimmte Gitarre um und setzte mich auf den Barhocker der auf der Bünde stand.

Mein eiskaltes Herz konnte ich bis zum Hals schlagen spüren, dieses kalte Blut das durch meine Adern schoss ließ mich erschauern. Letztes mal hat mich so ein kranker Typ angepackt, ich konnte gerade noch so fliehen. Noch dazu stand er heute er in der ersten Reihe und lächelte gierig in sich hinein. Ich unterdrückte meine Furcht und fing an die Gitarre zu spielen. Was wäre mir denn anderes übergeblieben. Ich spielte meinen persönlichen Lieblingssong: Cause the Devil will not find us here.

Als ich gerade mit der ersten Strophe vom Song begann, entdeckte ich einen neuen mysteriösen jungen Mann in der Bar. Er trug die Kapuze weit über das Gesicht gezogen, schaute zu Boden und lauschte der Musik. Zugleich sah ich den Grabscher vom letztes mal, der mich schelmisch anzwinkerte. Mich reckte es bei diesem Anblick. Der Refrain meines Songs ist der Höhepunkt:

"We're sitting here in this dirty bar, waiting for the death. Yeah, waiting for the death! But we will not die, cause the devil will not find us here. Find us here in this underworld bar."

Entstanden ist er in der ersten Woche als ich hier ankam. Im Oakvilleforest. Mein ewig verborgenes Hobby habe ich hier mit einer alten Gitarre wieder hervorgekrempelt. Die abgeschobenen Wölfe jubelten und tanzten mit deren Bierflaschen im Kreis. Alle rasteten bei dem Refrain immer völlig aus, es wirkte als würde dieser Song nie langweilig werden. Der Neue saß jedoch immer noch auf dem Barhocker mit dem Gesicht nach unten und hörte sich den Song in Ruhe an.

Er machte auf mich keinen Eindruck als wäre er abgeschoben geworden. Er wirkte nicht so kaputt, nicht so hungrig und nicht so abgeschoben. Doch der Schein kann trügen.

Meine Aufmerksamkeit wandte zu der Gitarrentasche die sich so langsam füllte. Immerhin ein paar Münzen. Ein oder zwei Tage ohne zu hungern hatte ich schon einmal sicher.

"We're sitting here drunken in this bar, forever and after forever. Dying can wait."

Beendete ich den letzten Vers meines Songs und sprang somit wieder von meinem Barhocker. Leicht schmunzelnd blickte ich in die Menge und bemerkte, dass der neue verschwunden war. Ich nahm mir die Gitarre ab und packte sie, während ich mir das Geld einschob, zurück in die Tasche. Etwas nervös spähte ich in die Meute um sicherzustellen, hier unversehrt wieder raus zu kommen. Ich stellte meinen Weg sicher und versuchte so unauffällig durch die Männer zu schleichen wie nur möglich.

Da packte mich plötzlich jemand am rechten Arm. Ich drehte mich mit zusammengekniffenen Augen um und hoffte dass es nicht er war. Der mit den grauen, zu einem Zopf gebundenen Haaren. Aber er war es.

"Ich muss los!", hetzte ich und fädelte mich aus seinem festen Griff heraus. Doch er packte erneut zu, dieses mal fester. "Ach kleines, ich denke wir haben noch eine menge Zeit!", lachte er. Kopfschüttelnd versuchte ich mich weg zu schieben, doch er drängte mich immer mehr ein. Bis ich irgendwann in einer Ecke stand und keinen Ausweg mehr fand. Ich presste meinen Körper immer fester gegen die Wand, doch leider bog sich die Wand nicht und ich drehte meinen Kopf nur angeekelt zur Seite. "Wir werden eine menge spaß haben, kleines.", raunte er. "B-b-bitte lassen sie mich los!", stotterte ich angsterfüllt und wusste mir nicht mehr zu helfen.
Der stinkende Köter, bleckte seine Reißzähne belustigt. Er kam mir immer näher und näher bis ich aus Reflex handelte.

Meine Hand bildete eine Faust und steuert direkt in das Gesicht des Mannes. Der nur etwas das Gesicht verzog. "Werd nicht frech.", sagte er mit strengen Ton und grabschte an meine Taille. Ich biss die Zähne zusammen und presste mich so fest wie ich nur konnte gegen die Wand. Meine beiden Hände vor das Gesicht geschoben stand ich da. Der widerliche Omega wanderte mit seinen Hände in die Nähe meines Gesichts.

Sein Gesicht kam meinem immer näher und ich wimmerte nur noch vor Angst: "B-b-bitte tun sie mir das nicht an." Er schmunzelte nur und konterte darauf: "Wir haben doch spaß?" Ich konnte bereits seinen stinkenden Atem in meinem Gesicht spüren. "Nein!", schrie ich auf als seine Lippen beinahe meine berührten.

Da packte jemand den ekelerregenden Perversling und schleuderte ihn einige Meter nach hinten in eine Glasvitrine. Mein Retter war der neue, mysteriöse junge Mann mit dem Kapuzenpulli. Erleichtert atmete ich auf und sah dem Szenario schockiert zu. Als der Grabscher sich wieder fing und aus den Glasscherben aufstand, nahm er sogleich Kampfposition ein.

Mit rauchiger und zugleich warmer Stimme rief mir mein Retter im Befehlston zu: "Lauf! Komm schon, hau ab!"

Ich zögerte keine Sekunde und ergriff die Flucht, sprintete aus der Bar und verwandelte mich im sprung in meine Wolfsgestalt um schneller zu laufen. Die kalte Nachtbriese zog durch mein Fell und verlangsamte mein Tempo, da ich gegen die Windrichtung rannte. Mit meinen geschärften Augen nahm ich den umgestürzten Baum war und sprang geschickt darüber, keine Sekunde später bückte ich mich und rutschte unter einem anderen Baumstamm unten durch. Trotz meiner fehlenden Alpha-kraft, beherrschte ich meine besten Skills immer noch. Ich wagte es nicht einen Blick nach hinten zu werfen, also stürmte ich dort hin wo ich die letzten Wochen verbrachte.

Songtext: @Sopeva
© Alle Recht vorbehalten.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt