V I E R Z I G

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Acair's bzw. Greeze's (P.o.v):

Damon stand da als hätte er einen Geist gesehen. Genau genommen hatte er das auch, wenn die beiden wüssten wie lange es mich schon gibt...

Er hatte sich verändert. Nicht nur äußerlich sondern auch innerlich. Er sah etwas heruntergekommener aus, als ich ihn im schicken Mantel und schönen Schuhen kennengelernt habe. In lumpigen Klamotten sah er aus wie einer der Streuner im Oakville, aber das lag womöglich daran, dass er sich verwandelt hatte und das nehmen musste was er fand.

"Wie geht es Yuna?", platzte sofort aus mir heraus als ich meine Gedankenpause beendete. "Gut.", bestätigte Damon kurz und knapp. Ich konnte ihm aber eine gewisse Unsicherheit aus den Augen lesen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.

"Du siehst ja ganz abgemagert aus! Ich habe gerade einen Stärkungstee zugestellt, naja verfeinert mit etwas Magie.", stellte ich fest als ich Damon's Augenringe und die knochigen Wangen entdeckte. Etwas verwundert musterte er mich, folgte mir aber dann sofort in die Küche. Adrian blieb immer noch beleidigt im Voraus stehen und grummelte vor sich hin. In der Küche hangen einige getrocknete Kräuter und Blüten, die auch wichtige Zutat waren um meine Magie wieder in Schwung zu bringen. "Ich kann es immer noch nicht glauben.", brach Damon das Schweigen während ich den Tee eingoss. "Du meinst dass ich Acair Decanter bin und nicht der alte Greeze?" Damon nickte. "Wo ist eigentlich dein altes Aussehen? Ich kann mich erinnern, dass du ganz anders und viel jünger aussahst. Also, als du noch Acair warst.", hackte er nach als er ein Schlückchen trank. "Ich habe mich mit einem Zauber umgestaltet. Momentan besitze ich aber noch nicht genügend Kraft, um mich in mein altes Aussehen zurück zu verwandeln. Es kostet eine Menge Energie, weißt du?", erklärte ich ihm. Interessiert nickte er und trank in einem den Tee aus. Erleichtert seufzte er. Dieser Tee sollte einem wieder auf 100 Prozent bringen. Als hätte man viel geschlafen, gegessen und geruht. Sein Gesicht sah nun auch schon viel fülliger aus als zuvor, wobei er sowieso eher ein schmales und knochiges Gesicht hatte.

"Danke!", sagte er und wirkte deutlich gestärkt. "So lässt es sich besser arbeiten...", meinte er anschließend. Ich sah zu seinen Händen hinab, die gerade die leere Tasse auf die Anrichte stellten und entdeckte etwas das mir sehr bekannt war.

"Mein Kommunikationsring!", japste ich überrascht, da ich glaubte ihn nie wieder zusehen. "Ja, er ist von Yuna. Und Yuna hat ihn ursprünglich von einem Vincent bekommen, der ihn bei dir gefunden hatte.", erklärte er. Als ich den Namen Vincent fallen hörte, verfinsterte sich mein Gesicht. "Vincent D' Angelo. Dieser Narr!", fluchte ich. "Er hat ihn nicht gefunden, sondern gestohlen und das schon lange bevor ich überhaupt zu Greeze wurde!", fügte ich hinzu. "Gut, dass der Ring wieder in gute Hände gelangen ist.", meinte ich erleichtert.

"Ja, Yuna und ich kommunizieren darüber.", sagt er lächelnd. Doch jedes mal wenn er den Namen Yuna aussprach, meinte ich auch eine gewisse Wehmut aus seiner Stimme heraus zu hören. Seine Augen funkelten vor Freude und irgendwie auch vor Trauer oder Angst. "Kannst du ihr sagen, dass es mir gut geht?", fragte ich ihn. Damon lächelte und nickte zugleich: "Habe ich schon längst gemacht! Sie hat sich große Sorgen um dich gemacht, Greeze. Äh, Acair!"

Adrian kam mit einem großen Büschel Kräuter wieder in das Haus und warf sie auf einen großen Tisch in der Küche. Ich hatte ihm zuvor aufgetragen, er sollte mir mehr von dem Gundermann bringen. Ich bedankte mich und fing an sie zu sortieren. Ich werde noch viele davon brauchen um meine Magie vollständig zu stärken. Der brüderliche Konflikt war anscheinend immer noch zwischen den beiden vorhanden. Adrian sah Damon mit einem giftigen Blick an, worauf Damon sofort antwortete: "Ich habe doch nicht wissen können, dass du nichts schlechtes mit ihr vorhattest!" Adrian rollte die Augen und spitzte die Lippen. "Apropos, was habt ihr beiden vor?", fügte Damon hinzu.

"Das geht dich nichts an!", fuhr aus Adrian heraus. "Doch das tut es, wenn du zuerst Greeze, äh Acair, entführst und dann auch noch Yuna! Welchen glorreichen Plan führst du denn jetzt schon wieder im Schilde?", konterte Damon. "Ich bin sicher, dieses Mal werde ich es schaffen!", versicherte Adrian hoffnungsvoll. "Genau bis dir unser Erzeuger wieder einen Strich durch die Rechnung zieht!", wurde Damon lauter.

"Lass unseren Vater da aus dem Spiel! Er weiß davon nichts!", winkte Adrian erbost ab. "Wovon weiß er nichts?" "Na, dass ich die Oakville-Gefängniswelt in meine Welt verwandeln will!!", platzte aus Adrian heraus. Damon wurde kurz stutzig, doch ein Blick verriet was er davon hielt. Und zwar gar nichts.

Plötzlich fing er an lauthals zu lachen und musste sich bemühen sich wieder einzuschnappen. "Ist das dein Ernst? Du willst eine Adrian-Welt erschaffen, mit vielen Einhörnern und Regenbögen? Hast du auch mal an die Konsequenzen gedacht? Was machen wir denn mit den ganzen Gefangenen im Oakville? Willst du sie einfach sterben lassen oder was?"

"Nein, natürlich nicht! Ich würde sie alle in ein normales Gefängnis mit Gittern und Schlössern stecken!", erklärte Adrian. "Es hat aber einen Grund warum sie in einer Gefängniswelt sind. Diese Wölfe sind hochgefährlich! Außerdem kannst du das nicht einfach vor dem König verheimlichen!", argumentierte Damon.

Diese Diskussion lief noch gefühlte Stunden so. Während die beiden Streithähne diskutierten, flechtete ich die Bündel Kräuter zusammen und bereitete die bereits getrockneten zum Mahlen vor. Das Pulver füllte ich anschließend in Gläsern ab und stellte sie in ein Regal. Als ich später duschen ging und wieder zurück kam, haben die beiden endlich aufgehört zu streiten. Stattdessen tranken sie beiden Tee und warfen sich genervte Blicke zu.

"Warum bist du noch nicht lange von ihm abgehauen. Du hättest tausend Möglichkeiten dazu und hast sie nicht genutzt. Du könntest dir einfach ein Portal erschaffen...", fragte mich Damon. Ich zuckte mit den Schultern und trank auch einen Schluck vom Tee. Ehrlich gesagt fand ich keine Antwort auf seine Frage. Denn es stimmte. Ich hätte mich schon längst aus dem Staub machen können.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt