D R E I S S I G

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Greece's, Acair's (P.o.v):

Ich hörte Schuhe, die draußen herum stolzierten. Die Stimme von Adrian ertöte plötzlich laut und deutlich. Unüberhörbar war, dass er sich mächtig über etwas aufregte. Ich beschloss also mutwillig meine schweren Augen zu öffnen und mich von diesem unbequemen Lattenrost und dieser durchgelegenen Matratze schwerfällig zu erheben. Meine Wirbelsäule krachte und ich verzog mein Gesicht bei diesem höllischen Schmerz. Ich rieb mir die Augen und blickte in meiner Zelle umher. Einige Lichtstrahlen leuchteten durch das kleine Fenster gegenüber meiner Gitterstäbe und waren auch die einzige Lichtquelle. Da ich nicht einfach durch die Gitterstäbe hindurchgehen und den Lichtschalter, am anderen Ende des Raumes, betätigen konnte.

Adrian riss von null auf hundert die Tür mit Schwung auf und überraschte mich mit einem enttäuschtem Blick. "Wir waren so nah dran.", ärgerte er sich und schüttelte den Kopf. Er trug seine Haare heute sehr gepflegt und glänzte mit einem vornehmen Hosenanzug und Lackschuhen. "Was ist denn dir heute über die Leber gelaufen?", sprach ich ihn auf seine Miesepeter-Laune an. "Yuna Magdalena Morgan ist mir heute über die Leber gelaufen!", antwortete er und schnappt sofort wieder nach Luft: "Sie ist den Wachen immer wieder entkommen. Es tut mir leid Acair wenn ich sie nicht fangen kann, müssen wir den Zauber so durch führen. Ich habe wirklich alles versucht! Deiner kleinen wird schon nichts passieren."

Ich hastete zu den Gitterstäben und konfrontiere ihn mit einem drohenden Blick: "Nein! Das darfst du nicht! Sie wurde Veromegat. Wenn so ein starker Zauber über sie drüber fährt, weiß ich nicht ob sie das Überlebt." Arian drehte seine Runden im Raum und spekulierte: "Diese Frau hat eine harte Schale. Das wird sie nicht zerbrechen."

Seufzend setzte ich mich wieder, wegen meiner Schmerzen, nieder. "Was Außen hart ist, ist Innen weich.", meinte ich nachdenklich. Ich sah die pure Verzweiflung in Adrians Augen, da die Situation sehr ambivalent für ihn war. Einerseits wollte er diesen Zauber so schnell wie möglich durchführen, andererseits wollte er mich nicht verletzten. Er hat bereits seinen eigenen Häftling ins Herz geschlossen.

Kurz verließ er wieder den Raum und kam mit einem Stapel Bücher zurück. "Sind das noch mehr Grimoire? Der Zauberspruch ist doch schon fix und fertig.", sagte ich. Er schüttelte den Kopf und antworte: "Dieses Buch hier, ist die offizielle Version der Geschichte über die Übernatürlichen Wesen und das Königreich. Dieses Buch, ist die wahre Geschichte die du bereits kennst. Das Problem ist nur, dass dieses Buch nur der Verfasser lesen kann." Er warf die offizielle Version achtlos in die Ecke und präsentierte stattdessen voller stolz das andere Buch.

Er reichte mir das dicke und schwere Buch durch die Gitterstäbe hindurch. Als ich es in der Hand hielt fühlte es sich so heimisch an. Das hochwertige Leder mit den handgemachten Verzierungen. "Ließ mir daraus vor.", sagte er darauf. Ich schaute Adrian mit großen Augen an. "Denn du bist der Autor und es ist auch dein Buch.", fügte er hinzu. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken hinab, da ich nicht damit rechnete.

Ja, es war mein Buch. Und als ich es aufschlug, erkannte ich meine Schrift. Für Adrian waren nur leere Seiten zu sehen, ich jedoch konnte meine vertraute, kursive Schrift lesen. Als ich aufschaute stand Adrian ganz nah an den Gittern. Ich ging zu den Stäben und wir waren nun nur mehr wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte seinen warmen Atem in meinem Gesicht spüren. "Ich kann es dir nicht vorlesen.", hauchte ich.

"Woher willst du wissen, dass es von mir sein sollte?", meinte ich auf seinen entschlossenen Blick. "Weil ich es einfach weiß, Acair. Du bist des mächtigste Zauberer im ganzen Land, wer sollte es denn sonst verfasst haben?", gab er selbstsicher von sich. Ich schüttelte den Kopf nur und wollte mich von den Gitterstäben wieder entfernen. Er griff durch die Stäbe hindurch und hielt meine Schulter fest. Er war stark, sehr stark. Ich war geschwächt, hatte seit Ewigkeiten keine Bewegung mehr und fühlte mich wie ein Kartoffelsack.

"Lass mich bitte los.", erschrak ich. Er respektierte mich und ließ mich los. "Wenn du dazu bereit bist, dann kannst du mir vorlesen. Ich will unbedingt die Wahrheit wissen. Mein Bruder Damon, er war immer einer der die Wahrheit suchte, mich interessierte das damals gar nicht. Er weiß es, da bin ich mir sicher. Er bereiste das Land und las viel. Er war der einzige der damals die Lügenherrschaft meines Vaters hinterfragte. Ich war daneben einfach nur ein dummer Junge, das einzige das mich interessierte war der königliche Sport und meine Vorteile.", erzählte er von sich.

"Jeder hat das Recht auf Wahrheit und das Recht seine eigenen Entscheidungen zu treffen.", appellierte ich darauf. Mit großen Augen schaute er mich hoffnungsvoll an. "Doch ich kann dir nicht aus diesem Buch vorlesen.", enttäuschte ich ihn wieder. Still hinterließ er mich alleine in meiner Zelle.

Ich seufzte und betrachtete mein Buch. Vielleicht war es auch von Vorteil, dass es nicht jeder einfach so lesen konnte. Die Wahrheit kann manchmal sehr weh tun. Und in diesem Fall würde sie ihm zu weh tun. Langsam aber sicher hatte ich Adrian etwas durchschaut. Mit seiner Fantasie-Idee den Oakville in eine Art Paradies umzuwandeln, suchte er Verzweifelt nach Frieden und Ruhe in seinem Leben. Er wollte nichts mehr von einem König hören, von Verbrechen und Unruhen, sondern endlich Schönheit und Freude verspüren. Die Wahrheit an die Außenwelt zu bringen und die Guten um sich zu versammeln. Klarheit schaffen.

Adrian war kein schlechter Mensch. Er tat nur alles um seine Ziele, Wahrheit und Frieden, zu erreichen.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt