S I E B E N U N D D R E I S S I G

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Was bisher geschah:

Nach einem intensiven Wortwechsel über das Gewissen, endete es mit schweigen. Der Morgen graute bereits und die Nacht verging unerwartet schnell auf einer Straße im Vampirviertel. Schließlich verschwand auch Vincent D'Angelo, so schnell wie er auch gekommen war, in den Schutz der Häuser.

Yuna's (P.o.v):

Die Straße die vor wenigen Minuten noch belebt war, war nun wie ausgestorben. Im Wahrsten Sinne des Wortes, ausgestorben. Ohne mit auch nur anzusehen fragte Damon mich: "Warum bist du nicht böse auf mich?" Verwirrt sah ich ihn an. "Wieso sollte ich?" Er zog eine nachdenkliche Grimasse und setzte sich langsam in Bewegung. "Ich habe dich auch angelogen. Du hast auch nicht gewusst, dass ich Damon Black, der Sohn des Königs, bin.", murmelte er in seinen Pullover. Ich schnaubte und folgte ihm. "Erstens hast du es mir verschwiegen und nicht vorgegaukelt. Zweites ist das etwas anderes, du bist kein Vampir.", erklärte ich. "Im Prinzip weiß ich rein gar nichts über Vincent. Er könnte schon fünfhundert Jahre alt sein und schon viel zu viele Menschenleben am Gewissen haben. Ich kann keinen Vampiren mehr vertrauen und ich habe auch noch nie einen kennengelernt der seinen Blutdurst kontrollieren konnte.", fuhr ich fort.

Damon blickte in den immer heller werdenden Himmel und gustierte über meine Antwort. "Wo gehen wir jetzt eigentlich hin?", unterbrach ich seine Gedanken. "Zu jemanden der uns mit deinen Anfällen helfen kann.", meinte er so beiläufig und spekulierte im Gehen weiter. Ich nickte. Aber offensichtlich nur für mich, da Damon ganz wo anders zu sein schien. Ich folgte ihm einfach.

"Aber wir wissen es nicht.", platzte plötzlich aus Damon nach einer langen Denkpause heraus. "Was wissen wir nicht?", wiederholte ich. "Na was mit Vincent ist. Es könnte doch auch sein, dass er einer der Guten ist.", meinte er mit einem Schulterzucken. "Du bist echt gutgläubig, Damon." "Eigentlich nicht.", beteuerte er. "das war ich noch nie. Ich wollte nur alle Möglichkeiten für mich in Betracht ziehen."

Wir bogen plötzlich in eine sehr verwinkelte Gasse ein, die immer enger und enger werden zu schien. Rechts und links waren die Häuser, was gar nicht zu Portland passte, in einem sehr chinesischen Stil gebaut. Mit vielen Drachen, Goldakzenten und Verschnörkelungen. Das Gold glitzerte förmlich im Sonnenaufgang. Und man hörte von überall keine Wind-glöckchien läuten. Es roch an vielen mediterranen Gewürzen und Tee. Genauergesagt nach Matcha-tee. Das wusste ich, da es mein Lieblingstee ist. "Ich war hier noch nie, warum kenne ich diese Gasse nicht?", fragte ich Damon verwundert. "Da man den Eingang der Gasse nur dann sieht, wenn man erwünscht ist. Er hat uns womöglich kommen sehen.", antwortete Damon und sah sich neugierig um. "Wer wohnt hier?"

Wir kamen vor einem riesengroßen Tor an, aus Gold natürlich. Wie aus Zauberhand öffnete sie sich und wir wurden von einem sehr alten, aber klug aussehenden Mann herein gebeten. Er sah aus als könnte er kein Wässerchen trüben. "Darf ich vorstellen? Mein langjähriger Freund und Helfer, Xixi Hong-Le!", stellte mir Damon den alten Herren vor. Damon musste sich auch selbst bemühen seinen Namen richtig auszusprechen. "Naja, so alt bin ich nicht wie ich aussehe.", meinte Xixi mit einem getrübten lächeln. Konnte er etwa meine Gedanken lesen? "Ja, ich höre sie laut und deutlich, Yuna. Kommt herein, in die gute Stube!" Schockiert riss ich die Augen auf, dass mir beinahe die Augäpfel rausfielen. Ich musste mich von nun an bemühen, nicht mehr zu denken.

Es war ein fast königlicher Palast. Überall ragten Drachenskulpturen aus Gold empor und es glitzerte so weit das Auge reichte. In der Mitte befand sich ein Wasserfall. Alles schien so magisch und wunderschön. Das Wasser sammelte sich in einem Becken mit vielen bunten Koikarpfen und alles glitzerte so schön vom Sonnenaufgang, das durch das Glasdach schien.

Letztendlich führte uns Xixi in eine kleine Sitzecke, dass er anschließend lieblich als Plauderecke betitelte. Eigentlich wären die fein genähten Polster viel zu schön und hochwertig und sich darauf zu setzten, doch der Hausherr bestand darauf. Mit seinen alten, etwas schrumpeligen Fingern schnipste er in die Luft und wenige wimpernschläge später, eilte bereits eine seiner Damen herbei. Sie sah aus wie ein chinesischer Engel. Mir blieb nur das staunen über. Sie war wunderschön gekleidet in teurer Seide und Leinen. Und fast hätte ich es vergessen, Gold schmückte den bauchfreien Zweiteiler ebenfalls. Damon und Xixi haben wohl schon längst gesagt was sie trinken möchten, während ich nur staunend die Dame musterte. "Für Yuna einen Matcha-tee, meine liebste.", übernahm Xixi für mich. "Ist doch dein Lieblingstee, hab ich recht.", lächelte er erhaben. Ich konnte nur noch wortlos nicken.

"Naja, wie bereits erwähnt bin ich schon um einiges älter als ich aussehe. Weißt du meine kleine, wenn man mal so alt ist wie ich, dann hört man irgendwann auf zu zählen. Um die dreihundert werden es ungefähr sein.", kam er auf meinen Gedanken zurück und wedelte gleichgültig mit der Hand in der Luft. Eine weitere Engelsgestalt kam mit unseren Getränken zurück und stelle sie uns auf den Tisch. Kurz blieb sie am Tisch stehen schloss die Augen und verbeugte sich leicht. Ich wusste nicht ganz wie ich reagieren sollte, also tat ich es ihr gleich und beugte meinen Kopf so weit es ging nach unten. "Xièxiè la! Meine schönste.", bedankte sich der Hausherr bei der Dame.

"Nun wird es wird Zeit, mich etwas aufzufrischen.", meinte Xixi und formte und schnipste etwas mit seinen Finger. Dann ließ er eine Art Schleier über sich fallen und plötzlich... Mir fehlten die Worte. Plötzlich sah es ganz jung aus, so um die dreißig Jahre. Der selbe Mann nur in jünger und glatter. Seinen langen Ziegenbart behielt er jedoch. Damon beobachtete das ganze Spektakel genau so staunend wie ich. Damon wollte gerade seinen Mund öffnen um etwas zu sagen, doch Xixi kam ihm zuvor und meinte: "Doch mein schöner hast ein Anliegen, das spüre ich. Worum genau handelt es sich denn?"

"Yuna, hat seit sie aus der Gefängniswelt ausbrach immer solche Herzattacken. Sie wurde Veromegat.", als Damon bewusst wurde, dass er ihm gerade erzählte dass ich eine Flüchtige war sah er mich kurzerhand geschockt an. Xixi hingegen lächelte nur, als wüsste er das schon längst. "In der Tat weiß ich das. Du riechst ja förmlich nach Magie, Yuna Magdalena. In dir steckt einiges davon und das nicht nur von der Gefängniswelt.", erklärte er. "Was heißt das? Ist der 'künstliche' Omega in mir reine Magie?"

"Ja, dein Herz wurde mit Omegamagie versehen. In der Gefängniswelt konnte dir die Magie nicht schaden, da du in einer eher virtuellen Kapsel gesteckt hast und es dort auch keine Konsequenzen für Magie gibt.", sagte Xixi. "Genau so wenig wie auch Sonnenlicht unreal ist und dort Vampire bei Tageslicht sein können.", fügte Damon nachdenklich hinzu.

"Magie, merkt euch das, hat immer eine Konsequenz für die Natur. Es ist nur eine Frage der Zeit...", fuhr Xixi fort. "Bis was geschehen wird?", fragte ich ängstlich. "Bis die Magie einen frisst."

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt