S E C H S U N D D R E I S S I G

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Was bisher geschah:

Plötzlich stieß erneut jemand aus der Menge heraus. Dessen Haar so weiß glänzte. "Halt, meine Gnädigste!", rief er der Chefin des Viertels zu. "Überlasst sie mir! Ich kaufe sie ihnen ab!" Als der noch Unbekannte unter die flackernde Laterne trat, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Seine Augen, sein Gesicht und seine Haare so bleich. Vincent D'Angelo. Doch was machte er denn hier? Stotternd öffnete ich meinen Mund: "Du bist ein..."

Yuna's (P.o.v):

"Es tut mir leid.", murmelte Vincent und schaute zu Boden. "Was tut dir leid? Dass du ein Blutsauger bist oder dass du mich beinhart belogen hast?", schrie ich fast entsetzt. Damon neben mir verstand wohl die Welt nicht mehr. Hastig wechselte sein Blick zwischen mir und dem Bleichgesicht namens Vincent. "Und... und... wie konntest du bitte im Oakville im Sonnenlicht herumrennen?", kam mir die nächste Unklarheit auf. Die schwarzhaarige Vampirtussi kicherte und meinte mit einer selbstverständlichen Stimme: "Nichts dort ist wirklich echt. Es ist eine gezauberte Scheinwelt, die Sonne und das UV-Licht ist dort ebenso ein Täuschung."

Ich zeigte mit dem Zeigefinger auf diesen Lügner und stammelte: "D.. D..Deswegen bist du so kalt und blass. Nun macht das alles einen Sinn!" Vincent konzentrierte seine Augen immer noch auf den Asphalt. Damon stand still neben mir und musterte abfällig den Mann mit den weiß-silbernen Haaren und dem blassen Gesicht. Bis mir plötzlich auch auffiel, dass er die ganze Zeit über meine Hand hielt. Ich löste unauffällig meine Finger aus seinem Griff und machte einige große Schritte auf Vincent zu. Der mich dann endlich auszuschauen wagte. Ich konnte im ansehen, dass er mir kaum in die Augen sehen konnte. "Warum?", fragte ich ihn entgeistert. "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht täuschen. Ich... ich... dachte nur dass Werwölfe, also auch du, Vampire nicht mögt.", versuchte er sich zu erklären. "Da hast du recht, Vincent." Wie er mich ansah, wenn ich seinen vollen Vornamen aussprach. "Ich mag keine Blutsauger. Und weißt du auch wieso? Weil sie gemeine Biester sind die unschuldige Menschen mit auf den letzten Tropfen aussaugen!!", brüllte ich mit tränengefüllten Augen in die Menge. "Und wenn ich schon sehe wie eure Lippen so blutig rot sind, vom Nähren und Saugen, könnte ich im Strahl kotzen!", wirbelte ich. Damon versuchte mich einzudämpfen in dem er meine Hand nahm und mich zurück zog.

Doch das machte mich nur noch wütender. Schon lange war es her, als ich solch einen Hass und Wut fühlte. Das letzte mal als ich... als ich Endris den letzten Atemzug breitete. Der Gedanke ließ mich erschaudern. Ich spürte die Blicke der Vampire und besonders den von Vincent, der erstaunt und gleichzeitig traurig war, welch einen Hass ich auf diese Untoten schürte. Ich sah in den sternenklaren Himmel und entdeckte einen Stern besonders hell aufleuchten. Einen ganz kurzen Moment lächelte ich mit Tränen in den Augen. Dann kam alles hoch.

"Meine kleine, unschuldige Schwester, Mondgöttin hab sie selig, verlor ihr Leben, wegen euch Totmacher!", schrie und weinte ich zugleich. "Einer von euch hat meine damals sechsjährige Schwester bis auf ihren letzten Tropfen Blut ausgesaugt. Ich war damals zehn und musste alles mitansehen. Sie hat gewimmert und geweint und nach unserer Mama gerufen und ich konnte ihr nicht helfen."

Ich brach auf die Knie zusammen und Damon kam sofort auf mich zugerannt und griff mir unter die Arme. All die grausamen Erinnerungen mit Vampiren kamen wieder hoch und ließen mich erschüttern.

"Saugt sie aus meine Untertanen!!", rief die Obervampirtussi genervt und mit gelangweilter Stimme. Damon baute sich langsam auf und stellte sich schützend vor mich. "So jetzt reichts!", brummte Damon mit aggressiver Stimme. "Ich wisst wohl auf nicht wer vor euch steht. Wenn einer von euch Blutmäuler auch nur einen Schritt näher kommt, reiß ich euch persönlich den Schädel ab!", brüllte er und ließ seine königlichen lila Augen gefährlich aufleuchten. Er trat doch jetzt nicht ernsthaft gegen eine Horde von Vampiren alleine an? Entweder war dies ultra dumm oder extrem mutig. "Und ich glaube wir wären alle froh ein paar weniger von euch zu haben.", drohte er erneut.

Die schwarzhaarige Obervampirtussi lachte gefällig und stampfte mit ihren viel zu hohen Absätzen auf Damon zu: "Deine schnuckeligen lila Augen erinnern mich irgendwie an einen Teddybär." Damon lachte gestellt und konterte: "Ich bin zwar Feminist, aber deine Schuhe sind so hoch wie dein ungerechtfertigtes Selbstvertrauen." Dann trat er leicht gegen ihr Schienbein und sie fiel fast um, hätte sie nicht einer ihrer Untertanen im Vampirgeschwindigkeit aufgefangen. Ich fing an lauthals zu lachen und baute mich ebenfalls auf: "Du kannst ja nicht mal in deinem ungerechtfertigtem Selbstvertrauen stehen!" Zur Provokation ließ ich meine stählern, blauen Augen aufleuchten und musterte sie in den Fängen ihres Untertanen. "Babyblau, wie süß!", meinte sie darauf.

Ich zeigte ihr meine süße Seite indem ich ihr so fest in den Bauch trat, dass Blut aus ihrem Mund quoll. Ekelhafter Anblick. "Rot steht dir zu diesem blassen Gesicht nicht.", meint ich sarkastisch. "Freiwillige vor!", rief Damon und deutete auf uns zwei. Die Vampire schauten schockiert auf deren nun blutleere Chefin und wechselten untereinander die Blicke. "Ich an eurer Stelle würde schleunigst eure nun wehrlose Chefin ins Haus tragen, bevor die Sonne aufgeht und sie hier lichterloh in Flammen aufgehen wird. Die Blutsauger wandten uns den Rücken zu und verschwanden so schnell wie sie auch auftauchten. "Anscheinend war deren Tussichefin doch nicht so beliebt.", stellte ich laut fest woraufhin Damon lachen musste. Die reglose Schwarzhaarige lag nun wie ausgetrocknet am Boden, mit ihrem eigenen, beziehungsweise fremden, Blut überströmt.

Nur noch Damon, Vincent und ich standen da. Sprachlos. "Es tut mir so unendlich..." "Nein sag es nicht!", unterbrach ich Vincent. "Eine größere Lüge hättest du nicht auftischen können.", fuhr ich fort. "Ich wusste nicht, dass deine Schwester von einem Vampir getötet wurde. Das ist echt total schlimm!", sprach er sein Beileid aus. Aus Ironie musste ich lachen: "Du findest das so schrecklich? Wo du doch selbst auch unschuldige Menschen aussaugst?" "Ich sauge sie nicht komplett aus. Ich kann mich kontrollieren!", rechtfertigte er sich. "Wow, das macht es besser.", schüttelte ich entsetzt den Kopf. "Ich würde sterben, würde ich mich nicht Nähren!", sagte er. "Du hättest gar nicht erst so werden dürfen!", meinte ich. "Ich konnte mir das nicht aussuchen!"

Nach einem intensiven Wortwechsel über das Gewissen, endete es mit schweigen. Der Morgen graute bereits und die Nacht verging unerwartet schnell auf einer Straße im Vampirviertel. Schließlich verschwand auch Vincent D'Angelo, so schnell wie er auch gekommen war, in den Schutz der Häuser.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt