F Ü N F

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Diese Augen die ich aus tausenden wieder erkennen würde, starrten in meine. Ich spähte wie perplex in seine Richtung. Als ich jedoch bemerkte, dass ich nicht mehr im Takt war und mich anschließend auch noch versang, wurden meine Wangen ganz heiß vor Scham. Er lächelte belustigt, als er bemerkte dass ich mich wegen ihm versungen habe. Ich hätte in diesem Moment im Erdboden versinken können, jedoch war unter mir ein Beton-Potest.

"Listen.
Keep you in the dark, what had you expected?
Me to make you my art and make you a star.
And get you connected?
I'll meet you in the park, I'll be calm and collected.
But we knew right from the start that you'd fall apart.
'Cause I'm too expensive
Your talk'll be something' that shouldn't be said out loud.
Honestly, I thought that I would be dead by now.
Calling security, keeping' my head held down.
Bury the hatchet or bury your friend right now."

Ich fühlte den Song. Ich hatte das Gefühl das jede Zelle meines Körpers mitsang. Mein Herz schlug im selben Takt, und vermutlich auch die der Zuhörer. Es war so still, das einzige was man hörte war meine Gitarre und meine Stimme. Ich mochte diese Art von Aufmerksamkeit eigentlich nicht, doch langsam gewöhnte ich mich daran. Durch meine Anonymität fiel mir das ganze zusätzlich noch viel leichter.

"For the debt I owe, gotta sell my soul.
'Cause I can't say no, no, I can't say no.
Then my limbs all froze and my eyes won't close.
And I can't say no, I can't say no-
Careful.Step on the glass, staple your tongue.
Bury a friend, try to wake up.
Cannibal class, killing the son.
Bury a friend, I wanna end me."

Es wirkte so als würde der Oakville für drei Minuten in Frieden sein. Als würden die Omegas einfach nur zuhören, ohne böse Hintergrundgedanken. Nur einmal.

"What do you want from me? Why don't you run from me?
What are you wondering? What do you know?
Why aren't you scared of me? Why do you care for me?
When we all fall asleep, where do we go?"

Erleichterung breitete sich über mich aus. Der Moment wenn man den Song einfach ausklingen ließ war einfach entlastend. Als ich meine Augen wieder öffnete und sofort in eine bestimmte Richtung schaute, sah ich niemanden mehr. Der leere Bartisch blieb nur mehr über.

Dann ertöte lautes klatschen. Es schien den Kötern zu gefallen. Als sich die Meute aufwirbelte und sich wieder in deren Kreise bewegte. Stieg ich vorsichtig von der Bühne hinab und sah in die Gitarrentasche die gut gefüllt war. Schnell nahm ich das Geld und stopfte es in meine Rocktasche. Zögerlich sah ich um mich und bahnte mir aus dem Getümmel den Weg ins freie.

Er trat immer so schnell auf wie er wieder verschwand. Jedesmal aufs neue verwirrend. Als ich in sicherer Entfernung von der Köterbar war, nahm ich die Perücke erleichtert ab. Froh führ ich mir auch meine mittellangen, gewellten, braunen Haaren. Dann zog ich mir die unbequemen hohen Hacken aus und trug sie in der Hand. Lieber Barfuß durch den Wald, als das Risiko sich noch den Knöchel zu brechen.

Die Finsternis machte mir keine Angst, im Gegenteil. Sie beruhigte mich sogar. Meine geschärften Wolfsaugen erkannten jedes sich bewegende Objekt, selbst im dunkeln. Und da bahnte sich in diesem Moment etwas oder jemand den Weg durch das Gestrüpp. Eindeutig ein Mensch, dessen Herz im gleichmäßigen Takt schlug. Ich blieb ruhig auf der Stelle stehen und spähte angestrengt in die Ferne.

Ein kleiner Teil von mir hoffte das er es war.

Ein kleines lächeln breitete sich über meinen Lippen aus als ich erkannte wer der Unbekannte war, de zufällig mal keine Kapuze über seinen Haaren trug. Als er neben mir stand und mich mit einem Nicken begrüße, neigte ich meinen Kopf etwas verwirrt zur Seite. "Du hast heute wieder einmal Hammer gesungen.", gab er mir ein Kompliment. "Ach sag sowas nicht, da werd' ich doch ganz rot.", scherze ich als er neben mir her ging. "Ist doch egal, in der Dunkelheit kommt das nicht so zur Geltung.", scherzte er zurück.

"Dein Auftreten ist immer so verwirrend wie dein plötzliches Verschwinden.", lachte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Darf ich dich was fragen?", fragte er plötzlich. "Natürlich." Innerlich machte ich mich schon bereit meinen Namen so originell zu sagen wie nur möglich.

"Warum verkleidest du dich eigentlich wenn du singst?", kam unerwartet aus seinen Mund. Auf diese Frage hatte ich mich nun nicht vorbereitet. "Naja, ich möchte eben nicht das mich jemand erkennt. Du kennst doch die Geschichte mit den ekelerregenden alten Kötern in der Bar.", antwortete ich. "Erstaunlicherweise bist du der erste der mich erkannte.", fügte ich hinzu.

Die Konversation brach zusammen. Er blickte mir auf diese Aussage nur einmal kurz in die Augen. Worte die nur der Wirbelsturm in den Pupillen aussprechen konnten.

Verlegen strich ich mir eine Haarstrehne zur Seite. Still gingen wir nebeneinander, in irgendeine Richtung.

Abrupt blieb er plötzlich stehen und ich ebenfalls. Wir begannen den Satz gleichzeitig: "Ich bin übrigens..." Wir mussten beide lachen, da wir genau das selbe zueinander sagen wollten. "Fang du an.", meinte ich dann lachend zu ihm. "Nein fang du an.", kicherte er.

"Ich bin übrigens Yuna Magdalena Morgan, und du?", sagte ich gespielt majestätisch und gab ihm die Hand. "Mein Name ist Damon, verehrteste.", sprach er ironisch. Als ich seine wohlig warme Hand los ließ mussten wir beide los lachen.

Damon. Endlich hatte ich einen Namen zu seinem Gesicht. Er passte tatsächlich wie die Faust aufs Auge zu ihm. Obwohl ich diesen Namen noch nie zuvor hörte, fand ich ihn wunderschön. Womöglich dachte er sich das selbe bei meinem Namen. Schließlich trug nicht alle Tage jemand den Namen Damon oder Yuna.

"Wo gehen wir eigentlich hin?", stellte er eine wichtige Frage. "Keine Ahnung.", gab ich orientierungslos von mir und musste dabei etwas schmunzeln. "Ich kann dich nach Hause begleiten.", merkte Damon an. "Ach, nicht nötig."

"Natürlich! Nicht das du verfolgt wurdest und eventuell entführt werden könntest.", redete er sich geschickt aus. "Na gut, aber erschreck bitte nicht okay?"

"Keine Sorge ich sah schon Erdhöhlen wo, ob du mir glaubst oder nicht, Omegas darin lebten.", erzählte er mir. "Na da bin ich beruhigt."

Songtext: Billie Elish - Bury a Friend

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt