N E U N U N D V I E R Z I G

88 6 9
                                    

Damon's (P.o.v):

Wie durch einen Schlag mit einem Hammer wurde die Erinnerung, die Yuna mit mir, denke ich unbeabsichtigt, teilte, abgebrochen. Ich war wieder im Hier und Jetzt und  konnte fühlen wie Acair wie wild an mir rüttelte. Zaghaft öffnete ich die Augen und war noch ganz resigniert wegen Yunas Horror-Erinnerung. Nun konnte ich alles verstehen und nachvollziehen, weshalb sie nie darüber sprechen wollte. Es war ein Trauma, dass sie versuchte zu begraben. Wir standen in der Kammer wo Yuna auf dem Stein schlief. "Damon? Was war denn jetzt? Du warst plötzlich weg!", sah mich Acair mit großen Augen an. "Yuna. Yuna hat mir unbeabsichtigt eine alte Erinnerung gezeigt. Eine schlimme Erinnerung!", murmelte ich und starrte auf sie. Ihr Knochen sind mehr zum Vorschein gekommen und ihre Haut wirkte so blass. Ihre wunderschönen Haare so glanzlos und ohne Schwung. Als wäre sie schon nicht mehr hier. Doch ihr Herz pochte noch mit letzter Kraft. Leise aber trotzdem im Einklang.

"Xixi ist nicht hier. Er muss Yuna zurückholen!", sagte Acair und sah mich sehr besorgt an. "Yuna sprach zu mir, als wäre es ein Notfall und ich denke es ging dabei um Xixi. Sie kann ihn durch diese Verbindung ebenso fühlen, vielleicht ist er in Gefahr?", gab ich meine Überlegung preis.

"Kannst du Xixi fühlen?", fragte mich Acair plötzlich. "Wie denn?" Aciar tippte auf eine Schläfe und meinte: "Naja, du bist mit Yuna verbunden und Yuna ist mit Xixi verbunden. Fühle weit in dich hinein, vielleicht kannst du ihn mit deinen Wolfssinnen aufspüren?" Ich nickte und schloss konzentriert die Augen. Es war nicht einfach durch Yuna's Körper zu fühlen. Die Verbindung war sehr schwach, ich konnte kaum etwas fühlen oder wahrnehmen. Doch plötzlich hörte ich ein leises aber sehr schmerzerfülltes wimmern. Es war Xixi der irgendwo in einer Ecke kauerte und vor Schmerzen zitterte. Ich behielt das Signal und nickte Acair zu. Ich hob Yuna von dem Stein hoch und ging, mit ihr in den Armen, dem Signal nach. Ich versuchte möglichst nicht zu sprechen, damit das Signal aufrecht blieb. Jede Ablenkung könnte das dünne Seil zu Xixi kappen. Denn das Seil zu Xixi war sehr dünn und schwach, es war eine Art Balanceakt um es nicht einzureißen.

Ich fühlte das Xixi noch in Portland sein musste, was die Suche aber nicht vereinfachte da Portland immer noch groß genug war. Ich war etwas irritiert, da wir mitten auf der Straße standen und ich das Signal exakt unter mir pulsierte. Ich zählte 1 und 1 zusammen und verstand, dass es im Untergrund sein musste. Ein Tunnelsystem. Da ich nun wusste, wo sich Xixi befand, konnte ich das Signal zu ihm aufheben. "Er ist direkt unter uns, in einem Tunnelsystem oder Ähnlichem. Wir müssen den Zugang dazu finden!", versuchte ich Acair beizubringen der mehr als irritiert auf mich wirkte. "Das ist doch wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen?! Der Zugang könnte Überall in Portland sein, oder im Außenland?!", realisierte er und griff sich auf die Stirn. "Ganz genau. Deshalb musst du ein Portal erschaffen!", sagte ich und schaute dabei auf Yuna, um auf die dringliche Situation aufmerksam zu machen.

Er schnaubte einmal ein und aus und meinte: "Ich werde es versuchen, kann es aber nicht versprechen, dass ich es schaffe." Wir verzogen uns in eine abgelegene Gasse und Acair bereitete alles dafür vor, um ein Portal auf die Hausmauer zu projizieren. Ich sah mich noch einmal um, und gab Acair Rückendeckung. Mit einem Nicken bestätigte ich ihm, dass er beginnen konnte. Er setzte sich im Schneidersitz auf die Backsteine und begann etwas zu flüstern und seine Hände Richtung der Mauer zu bewegen. Acair befand sich in einer Art Trance und fuchtelte, flüsternd wild mit den Händen an der Wand herum.

Ich blickte währenddessen zu Yuna hinab, die regungslos in meinen Armen lag. Ihre Atmung war sehr flach, aber dennoch konstant. Ich versuchte erneut Kontakt, über den Ring, zu ihr aufzunehmen, aber ihr Ring flimmerte nur leicht. In dieser Situation hätten mit tausend Horrorszenarien durch den Kopf gehen können, aber ich blockierte jeglichen Unmut ab. Ich wäre wahrlich zusammengeklappt, wenn ich auch nur annähernd an ihren Tod denken würde. Stattdessen stand ich starr und mit Sorgenfalten im Gesicht da und beobachtete diese wunderschöne Frau in meinen Armen.

Acair erschuf endlich das Portal und stand erschöpft davor. Müde winkte er mich mit der Hand zu sich und wir sprangen beide gemeinsam in das große weiße Loch an der Mauer. Während wir durch das Portal gewirbelt wurden konzentrierte ich mich lediglich darauf, Yuna so fest wie möglich in meinen Armen zu halten, selbst wenn ich ihr versehentlich die Knochen brechen würde. Denn würde ich sie loslassen, wird Yuna ziellos in dem Zwischenportal festhängen und im schlimmsten Fall niemals wieder herauskommen.

In einem dunklen Tunnel wurden Acair, Yuna und ich wieder ausgespuckt. An der Wand, alle vier Meter, hangen Fackeln die den Weg etwas ausleuchteten. Über Yuna konnte ich Xixi bereits ganz in der Nähe spüren. Sein Leid großteils. Acair stützte sich schnaufend neben mir an der Wand ab und ich nahm mir eine Sekunde und betrachtete ihn genauer. Aus seinem linken Auge floss Blut. Kein gutes Zeichen. "Acair? Alles okay mit dir?", flüsterte ich ihm besorgt zu. Er wischte den Tropfen aus seinem Gesicht und machte eine wegwerfende Handbewegung: "Alles okay. Der Zauber hat mich nur sehr beansprucht, weißt du?" Ich glaubte ihm nicht wirklich, da er ganz bleich im Gesicht war und sich kaum auf den Füßen halten konnte. "Du bleibst hier, ich finde Xixi und kläre den Rest. Du musst dich kurz ausruhen. Bleib hier und rühr dich nicht von der Stelle, okay?", flüsterte ich und musterte seinen entkräfteten Körper.

Acair ließ sich das nicht zweimal sagen und sank sofort wie ein Sandsack zu Boden. Ich klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und ging in die Richtung wo ich Xixi am stärksten fühlen konnte. Ich tappte auf Zehenspitzen um so wenig Geräusche wie nur möglich von mir zu geben. Der Backsteinpflaster war feucht und rutschig von dem Wasser das von Oben herab tropfte. Schon bald spürte ich Xixis Leid nicht nur mehr über den Ring, sonden konnte sein Wimmern und Stöhnen schon leise durch die Gänge hallen hören. Plötzlich hörte ich auch einen lauten Knall. Ein Knallen, das von einer Peitsche stammen musste. Kurz darauf schluchzte Xixi auf und holte tief Luft bevor der nächste Hieb auf ihn traf. Instinktiv begann ich los zurennen um schlimmeres zu vermeiden.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt