S I E B E N U N D Z W A N I G

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Meine vier Beine stemmten sich voller Kraft in den Boden und ließen mich wie eine Kanone voraus sprinten. Der schwarze Wolf war schnell und kannte dieses Territorium anscheinend sehr gut. Als hätte er jeden Ast und Baumstamm gekannt, rannte er im Slalom und flog förmlich über die Hindernisse. Doch ich hatte ebenfalls einen Heimvorteil, da ich hier eine Zeitlang lebte und die Gegend täglich abstreifte. Ich schaffte es trotzdem nicht ihn einzuholen, er war einfach viel  zu schnell.

Ein lauter Schuss links von mir ertönte plötzlich. Wir zucken beide fürchterlich zusammen und vor Schreck fiel mir das Stück Rinde aus dem Maul, doch es blieb mir keine Zeit um es wieder aufzuheben. Denn nun verfolgte ich den schwarzen Wolf nicht mehr, sondern wir wurden beide von jemand anderen verfolgt. Das nahm jetzt aber eine schnelle Wendung., dachte ich.

Mich verfolgte das ungute Gefühl das mich jeder Zeit jemand erschießen könnte, dieses Gefühl trieb mich in den Wahnsinn der mich nur noch schneller laufen ließ. Das Adrenalin schoss durch meine Adern und meine Beine konnten nicht anders als zu rennen. Da holte ich doch tatsächlich den anderen Wolf ein und wir rannten in gleich Geschwindigkeit davon. Einige male warf er einen verängstigten und prüfenden Blick zurück und streifte mit seinem Blick an meinem vorbei. Innerlich brodelte ich vor Aufregung, da mein Herz wusste wer er war. Doch meine Pfoten und das Adrenalin das mich durchflutete, nahmen überhand. Flucht wäre damals nie eine Option für mich gewesen, ich hätte mich dem Problem gestellt. Und es ein für alle mal vernichtet, so wie ich es immer tat. Was hat diese Veromegarung nur mit mir angestellt?

Ein weiterer Schuss viel, genau in den Baum an dem ich vor einer Millisekunde vorbei raste. Ein Juchzer entging mir, da das Projektil genau auf mich ausgerichtet war. Seine blau-gräulichen Augen warfen mir einen kurzen intensiven Blick zu und sein Kopf neigte sich, als Ansporn, kurz nach rechts. So legten wir beide eine scharfe Rechtskurve ein und drängten uns an den vielen Bäumen und dicht gewachsenen Sträuchern vorbei. Mein schneller Atem und der pochende Puls machten mir zu schaffen, doch mich wunderte es bereits weshalb ich noch nicht einer dieser Anfälle hatte. Bei so einer hohen Anstrengung und Aufregung... Andererseits war ich froh darüber, da ich den in diesem Moment nicht gebrauchen konnte.

Vor uns befand sich plötzlich eine Falle, besser gesagt ein tiefes Loch. Geschickt sprangen wir darüber ohne abzurutschen. Langsam ließen meine Kräfte nach, mühselig versuche ich das Tempo so gut es ging zu halten. Und auch er begann zu schwächeln.

Einige Wimpernschläge später hörte man ein aufschreien, der Verfolger viel direkt in die Falle hinein. Anschließend konnte man ein lautes abrutschen hören und ein schmerzerfülltes Jammern. Alleine würde dieser Mann nicht mehr aus dieser Falle entkommen.

Aus misstrauen rannten wir weiter und weiter. So lange bis wir sichergehen konnten, dass uns niemand gefolgt sein könnte. Schließlich kamen wir, an einem nicht so erfreulichen Ort, an. Die Köterbar. Jedenfalls war es einst eine Köterbar, nun war es ein Trümmerhaufen. Ich starrte den Wolf lange an, dieser aber musterte die Umgebung.

Er sprang in den Haufen von Schutt und Asche hinein, es schien als würde er etwas suchen. Und ebenfalls fündig werden. Im Maul hatte er Kleidung, die er womöglich vor seiner Verwandlung hier ablegte. Diese Bar stand also noch vor kurzer Zeit noch. Er warf sie hinter einem Baum ab und fand weiters noch andere staubige Kleidung im Trümmerhaufen. Er warf sie mir zu und verschwand hinter dem Baum.

Ich verwandelte mich sehr ungern wieder zurück zum Menschen, doch es war an der Zeit. Ich atmete noch einmal tief als Wolf durch und verwandelte mich wieder zurück. Als ich abermals wieder auf zwei Beinen stand, zog ich mir flott die viel zu große Hose und Hemd an. Meine Haare waren bestimmt total zerzaust und genau so fühlte sich auch der Rest von mir an. Ich schob mir den Ring von Vincent in die Hosentasche ein und drehte mich um.

Er war bereits dunkel, dennoch war er unverwechselbar. Ich seufzte, da ich nicht glauben konnte wer hier vor mir stand. Sein glamouröser Mantel war zwar zerrissen und schmutzig, dennoch hatte er immer noch seinen Charme. Seine Augen blitzten blau-gräulich durch seine dunklen verwuschelten Haare hindurch. Mir verschlug es die Sprache.

"Ich nehme einmal an du wirst so einige Fragen haben?", löste er die minutenlange, ungute Stille. "Wo warst du? Ich dachte du bist tot, Damon. Ich habe dich doch mit eigenen Händen...", murmelte ich und brach den Satz ab. "Und wieso hast du mir dieses Foto einfach in den Wohnwagen gelegt, ohne dich blicken zu lassen.", fügte ich hinzu. "Du hast mich nicht getötet oder mir Leid zugefügt. Und ich habe dich auch nicht mit einem Stein zu Boden geschlagen.", antwortete er. "Ich sah es doch mit eigenen Augen?", widersprach ich empört.

"Der Oakville wimmelt hier nur so vor ungebeten Gästen, oder eher Ungeziefer. Es stimmt du wurdest mit einem Stein geschlagen und lagst bewusstlos am Boden. Ein Vampir offensichtlich, denn jemand anderes kann keine Erinnerungen manipulieren, hat sie verändert. Dann biss mich dieser elendiger Blutsauger auch noch und manövrierte mich irgendwie aus diesem Wald heraus.", erklärte Damon und schob seinen Mantel zur Seite, um mir seine Narbe am Hals zu zeigen. "Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich am anderen Ende der Welt aufwachte. In Russland."

"Vampire können keine Werwölfe manipulieren? Warum sollte ich dir glauben?", stellte ich diese ganze Theorie in Frage. "Weil ich am Leben bin, Yuna. Und anscheinend Vampire in einer Gefängniswelt stärker sind. Hier können sie im Tageslicht herumlaufen und Werwölfe manipulieren. Das ist auch der Grund weshalb sie diese Welt einnehmen wollen."

"Weißt du noch wie dieser Vampir aussah?", fragte ich. Kopfschüttelnd verneinte er: "Nein, er manipulierte wohl auch meine Gedanken teilweiße."

"Das versteh ich nicht, warum manipulierte er dir dann nicht gleich alle Erinnerungen weg? Warum kannst du dich an all das noch erinnern? Und was ist mit deiner wahren Augenfarbe?", stand ich verwirrt vor ihm und gestikulierte wild mit den Händen herum. "Ich bin wohl nicht der, für den du mich hältst. Und du bist nicht die für die ich dich gehalten habe, Yuna Magdalena Morgan, ehemalig mächtigste Alpha Portlands."

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt